Beim Spaziergang durch unsere Städte wird sofort klar, welches Bild von der Adventszeit bei uns vorherrscht: Trotz aller Einschränkungen und verbotener Adventsmärkte gehören zumindest in den heimischen Küchen die Lebkuchen, Plätzchen sowie Glühwein genauso unverzichtbar zur Adventszeit. Ebenso dazu gehören die mit Lichterketten und Figuren bunt geschmückten Straßen, die, begleitet von eingängiger Weihnachtsmusik bzw. dem, was dafür gehalten wird, möglichst aufdringlich dazu einladen, allerlei nötige und unnötigen Geschenk- und Weihnachtsartikel zu erwerben. Es ist ausgerechnet die Adventszeit, die „stille Zeit“, die die eh schon regelmäßige Reizüberflutung unserer alltäglichen Umgebung um ein vielfaches überbietet. Gemäß dem Motto von Karl Valentin: „Wenn die stille Zeit einmal vorbei ist, wird es auch mal wieder ruhiger.“ Eine klare Zielrichtung, worauf dieser Trubel vorbereiten soll, haben all diese Dinge dabei kaum noch.
Bewusstes Erleben
Billig wäre es an dieser Stelle, einfach die alte Leier der Konsumkritik zu bemühen, verbunden mit dem Hinweis, dass es ja gerade an Weihnachten doch viel eher um das Teilen und den Frieden untereinander gehen sollte. Nein, dass die „geprägten Zeiten“, also die Zeiten, die unter einem besonderen „Motto“ stehen, intensiv erlebt werden und erlebt werden wollen, ist grundsätzlich sehr positiv und völlig im Sinne dieser Zeiten. Die Gefahr ist lediglich, intensiv und überladen zu verwechseln und damit den Sinn völlig aus den Augen zu verlieren: „Intensiv“ geht nämlich immer einher mit „bewusst“.
Um den Advent wirklich intensiv zu erleben, lohnt es sich, auf die Tradition der Kirche zu schauen: Die Adventszeit wurde immer verstanden und gestaltet als eine Bußzeit, als eine wirklich „stille Zeit“, die uns im Jahreskreis geschenkt wird, um uns ohne schlechtes Gewissen zumindest ein stückweit aus den Umtriebigkeiten des Alltags herausnehmen zu dürfen.
Advent (vom lateinischen adventus/Deutsch: die Ankunft) ist die Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft des Herrn Jesus. Sein kommen in unsere Welt vorzubereiten, nicht als bloße Gedenkfeier an früher, sondern um sich selbst bewusst zu werden: „Jesus ist für mich Mensch geworden, für mich hat er gelebt, und das muss Auswirkung haben auf mein Leben!“
Ankunft des Kindes entscheidend
Wenn eine junge Familie ein gemeinsames Kind erwartet, dann wird sie im Vorfeld alles dafür tun, dass es das Kind so gut wie möglich in der Familie hat. Nicht wie ein Gast, nein, als Mittelpunkt der Familie, an dem sich das Leben der jungen Familie ausrichtet. Für die Eltern ist klar: Die Ankunft des Kindes wird das Leben grundlegend verändern, bereichern, erfreuen und auch manchmal herausfordern. So wird auch jede junge Familie bestätigen, dass alles, was diesem Ereignis der Geburt vorangeht, jede Babyparty und jede Kinderkleidung mit lustigen Mustern, zwar ganz nett sein mag, aber völlig irrelevant ist verglichen mit dem eigentlichen Grund der Freude: Der Ankunft des Kindes.
Mit ebenso klarer Zielsetzung und dieser tiefen Vorfreude auf dieses lebensverändernde Ereignis wollen wir uns im Advent auf Weihnachten vorbereiten und alles darauf ausrichten, dass er, Jesus Christus, es leicht hat, in unser Leben einzutreten. Bis Weihnachten wird sich an jedem Wochenende ein anderer Geistlicher aus dem Landkreis Tirschenreuth seine Gedanken zum Advent machen.
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