Bankautomat spuckt nur die Hälfte aus

Tirschenreuth
03.06.2022 - 16:10 Uhr
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Siegurd Clemens ist verärgert. Der Bankautomat der Commerzbank in Tirschenreuth gab zu wenig Geld aus. Ansprechpartner vor Ort gibt es nicht mehr. Dabei baut die Commerzbank ihr Angebot im Landkreis weiter ab.

Ein Bankkunde will von der Commerzbank Geld abheben und bekommt nur die Hälfte von dem, was er abheben wollte. Ansprechpartner vor Ort gibt es keine mehr. Die Commerzbank selbst zieht sich aus dem Landkreis Tirschenreuth immer weiter zurück und schließt weitere Filialen.

"Die ganze Geschichte ist unglaublich", sagt Siegurd Clemens aus Plößberg. Vergangene Woche am Donnerstag war er mit seiner Frau bei der Commerzbank in Tirschenreuth und wollte Geld abheben. 500 Euro sollten es sein. Clemens wartete auf seine Frau im Auto, als sie aus der Bank kam, hatte sie nur die Hälfte von dem Betrag, den sie abheben wollte. Der Automat hatte zu wenig ausgespuckt, aber 500 Euro vom Konto abgebucht. Das Problem: Vor Ort gibt es keinen Schalter mehr. Direkte Ansprechpartner: Fehlanzeige!

Clemens ging in das Bankgebäude und bemerkte, dass hinter der Glastür Bewegung herrschte. Die Sicht war durch Rollläden verdeckt. Er hämmerte gegen die Tür, bis sie sich öffnete. "Dann kam ein junger Mann. Er sagte, dass eine andere Firma für den Automaten zuständig sei."

Im Nachgang versuchte Clemens, telefonisch jemanden zu erreichen. Erst landete er in der Warteschleife in München, dann in Frankfurt. "Zwei Stunden habe ich gebraucht, jemanden von der Hauptverwaltung zu erreichen", sagt er. Die Mühe lohnte sich, denn er bekommt das Geld zurück. "Unklar ist aber, wie lange das dauern wird", so Clemens.

Vertrauen in Bank geschädigt

In der Zwischenzeit wandte er sich an die Polizei in Tirschenreuth. Dort habe ihn ein Beamter empfohlen, eine Anzeige wegen Betrugs zu stellen. Clemens überlegt, das auch zu machen, denn sein Vertrauen in die Bank ist geschädigt. Auch weitere Personen seien an dem Tag betroffen gewesen, berichtet er. Auch sie hätten nur die Hälfte des Betrages aus dem Automaten bekommen, den sie eigentlich wollten. "Man weiß ja nicht, wie viele geschädigt wurden."

Oberpfalz-Medien hat bei der Commerzbank nachgefragt, wo der Fehler am Automaten lag und was Kunden in solchen Fällen tun können. Sprecherin Sandra Kobus äußert sich nicht dazu, wie viele Personen an dem Tag in Tirschenreuth betroffen waren. Sie teilt mit, dass ein Geldautomat nur in Einzelfällen weniger Geld ausgibt. Das passiere, "wenn Kassetten vom Werttransporter falsch befüllt werden". Eine Manipulation oder technischer Fehler könne in diesem Fall ausgeschlossen werden. Laut Kobus habe der Automat bereits am Tag darauf wieder funktioniert.

Kunden kriegen Geld zurück

Wie geht die Commerzbank aber in Fällen wie diesen vor? "Das Gerät wird zentralseitig außer Betrieb genommen und der Werttransporter beziehungsweise ein Techniker zur Prüfung beauftragt", erklärt die Pressesprecherin. Dabei wird der Betrieb oder der Service der Geldautomaten nicht durch die Bank übernommen. Hierfür beauftragt die Commerzbank ein Partnerunternehmen. "Bei Störungen können sich unsere Kunden aber selbstverständlich gerne an die Commerzbank wenden", so Korbus. Kunden würden ihr Geld wieder zurückbekommen. "Spätestens am 3. Juni erhalten alle betroffenen Kunden die Gutschrift, auch ohne eine Reklamation", verspricht sie.

Lohnt sich in so einem Fall eine Anzeige wegen Betrugs? Hierzu gibt Claus Feldmeier, Pressesprecher am Polizeipräsidium Oberpfalz in Regensburg, Auskunft. "Erst, wenn eine Manipulation am Geldautomaten vorliegt, ist es für uns strafrechtlich relevant", sagt er. Da die Bank das Geld zurückzahlt, sei in diesem Fall kein Betrug oder eine Absicht erkennbar. Seiner Erfahrung nach komme es selten vor, dass Bürger Anzeige erstatten, wenn der Geldautomat zu wenig Geld ausgibt. Zusätzlich gebe es in einer Bank viele Kontroll- und Sicherheitsmechanismen, die Fehler nachvollziehbar machen würden. Da jedoch auch Manipulationen an Geldautomaten etwa in Form von EC-Karten-Betrug passieren können, rät er, am Automaten generell sensibel zu sein.

Filialen schließen

Aber an wen kann sich ein Bankkunde wenden, wenn es keinen Ansprechpartner mehr vor Ort gibt? "Unsere Filialen in Tirschenreuth und Mitterteich sind dauerhaft geschlossen", sagt Commerzbank-Pressesprecherin Korbus. Kunden seien hier bereits informiert worden. "Ansprechpartner für Beratungsgespräche stehen unseren Kunden in der Filiale in Marktredwitz zur Verfügung."

Wer soweit nicht fahren kann oder möchte, könne auch die telefonische Beratung in Anspruch nehmen. Eine regionale Telefonnummer hat die Sprecherin hier nicht parat. Sie verweist auf die allgemeine Hotlinenummer 069580008000.

Zudem erklärt Korbus, dass die Automaten zum Geldabheben sowie -einzahlen und für Kontoauszüge in Tirschenreuth seit Donnerstag, 2. Juni, und in Mitterteich ab Freitag, 10. Juni, nicht mehr zur Verfügung stehen. Im Landkreis Tirschenreuth wird lediglich der Geldautomat in Wiesau (Hauptstraße 34) bleiben. "Es ist geplant, unseren Kunden im Landkreis Tirschenreuth weiterhin mit einem Geldautomaten zur Verfügung zu stehen. Derzeit prüfen wir die Standortmöglichkeiten und werden uns zu Details äußern, sobald die konkrete Planung abgeschlossen ist", teilt Korbus mit.

Weiden in der Oberpfalz06.07.2021
Service:

Was tun, wenn der Geldautomat Scheine einbehält

  • Ruhe bewahren.
  • Keinen Versuch starten, das Geld erneut abzuheben.
  • Vorfall entweder am Bankschalter oder bei der Kunden-Hotline bzw. der Nummer für Störfälle des jeweiligen Bankhauses melden.
 
 

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