Tirschenreuth
27.12.2018 - 15:31 Uhr

Jede Begegnung ein Gewinn

Elke Burger aus Kemnath und Maria Rother aus Tirschenreuth engagieren sich beim ambulanten Hospizdienst der Caritas Tirschenreuth. Das ist nicht immer einfach.

Maria Rother und Elke Burger engagieren sich beim ambulaten Hospizdienst der Caritas Tirschenreuth. Hier feiern sie mit weiteren Ehrenamtlichen Weihnachtsfeier. Bild: szl
Maria Rother und Elke Burger engagieren sich beim ambulaten Hospizdienst der Caritas Tirschenreuth. Hier feiern sie mit weiteren Ehrenamtlichen Weihnachtsfeier.

Zeit zu haben und sich Zeit zu nehmen ist das aller Wichtigste, finden die Elke Burger und Maria Rother. Beide engagieren sich bei der Caritas in Tirschenreuth als Hospizhelferinnen. "Wir sind da - fürs jetzt" sagt Maria Rother. "Mal begleiten wir Stunden, Tage, Wochen oder über Jahre." Je nach Bedarf gehen die Sterbebegleiterinnen in Krankenhäuser, auf Palliativstationen, in Altenheime oder auch zu den Sterbenden nach Hause. Die Einsätze sind unterschiedlich, genauso wie die Menschen, die sie besuchen.

"Man sollte die Person erst kennenlernen - was sie mag, was nicht - und Vertrauen aufbauen", sagt Rother. "Wir wollen niemanden etwas überstülpen!", betont Burger. Das sei wichtig, denn die Caritas begleitet Menschen jeder Konfession. Überhaupt brauchen die Frauen in allen Bereichen ihres Ehrenamts sehr viel Fingerspitzengefühl. Sowohl mit den Patienten, als auch den Angehörigen. "Es ist eine intime Angelegenheit. Wir kommen als fremde Person ins private, häusliche Umfeld. Da müssen wir sehr behutsam sein", erklärt Burger. Jedes Mal wenn die 64-jährige Kemnatherin vor einer Türe steht und klingelt, ist sie nervös. "Aufregung ist immer dabei." Das betont auch ihre Kollegin: "Es ist nie, nie Routine."

Meistens ist man auf einer Wellenlänge. Es kommt nur selten vor, dass das Zwischenmenschliche nicht passt. Dann komme ein anderer Hospizhelfer. Eingeteilt werden die rund 50 Ehrenamtlichen Hospizbegleiter von Koordinatorin Angelika Wegmann. Sie führt das Erstgespräch mit den Betroffenen und teilt dann einen freien Ehrenamtlichen - meist denjenigen, der am nächsten wohnt - ein. 15 bis 20 Fälle laufen durchschnittlich parallel.

Bei den Besuchen werde gesungen, Musik gespielt, gebetet oder einfach nur die Hand gehalten. "Man merkt richtig, wie sich die Gefühlslage mancher Leute verändert. Die Gesichtszüge werden frischer", wissen die beiden. Es sei egal, ob sich die Leute mitteilen können oder nicht. "Vieles erkennt man an der Mimik." Meist sind die Hospizhelfer nicht nur für die Sterbenden da - auch für deren Angehörige. Damit sie mal ohne Sorge zum Einkaufen, zur Bank, spazieren, oder ein Nickerchen machen können.

Burger und Rohter machten 2013 gemeinsam die neunmonatige Hospizhelfer-Ausbildung. Die 64-Jährige und die 71-Jährige können den Schmerz der Endlichkeit gut verstehen. Beide haben bereits ihren Ehepartner verloren. Als Elke Burgers Mann an Krebs erkrankte und vor sechs Jahren starb, beanspruchte sie die Hilfe einer Sterbebegleiterin, eine gute Freundin. "Es hat gut getan", sagt sie heute. Mit ihren Erfahrungen möchte sie Menschen, die ähnliches durchmachen, helfen. Schon lange vor dem Tod ihres Mannes interessierte sich die Kemnatherin für den Hospizdienst. Seit fünf Jahren macht sie sich nun den Hospizdienst und die Trauerbegleitung zur Aufgabe.

Rother arbeitete fast 30 Jahre in der Altenpflege. Schon dort war ihr wichtig, Zeit für den Menschen zu haben. "Besonders für diejenigen, wo man merkt, dass sie eben nicht mehr viel Zeit haben", erklärt die 71-Jährige. "Ich habe mir gesagt, wenn ich in den Ruhestand gehe, möchte ich in Richtung Hospizhilfe gehen." Um sich Zeit zu nehmen.

Das Ehrenamt empfindet die Tirschenreutherin als Geschenk. "Es ist eine Herzenssache." Komisch ist es für sie nicht, zu wissen, dass man einen Klienten beim Hinübergehen begleitet. Rother bleib besonders ein Satz aus ihrer Ausbildung im Erinnerung: In dieser Arbeit berühren sich Himmel und Erde. - "Und ist es!" Man spüre Gottes Geist, ist sie sich sicher. Burger sieht es genauso: "Es kehrt greifbarer Frieden ein." Man lerne das Leben anders zu ordnen. Auch von den Sterbenden lerne man viel fürs Leben. Der Gewinn liegt in der Begegnung. Nicht nur für die Hospizhelfer. Das Ehrenamt erfülle sie mit Dankbarkeit, sagt Rother. "Die Gewissheit tut gut, in welchem Geborgensein jemand gehen darf."

 
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