Der Kaffeetisch ist gedeckt. Es gibt Gebäck von Helga Bergmann, Uschi Hahn schenkt Kaffee ein. "Mit Kaffee beginnen wir immer", sagt sie fröhlich und lacht. Uschi Hahn ist die Initiatorin der Trommlergruppe, die sich einzig aus der Freude am Rhythmus einmal im Monat trifft. "Wir haben das vier Jahre in Weiden im ,Zeitlos' praktiziert", erzählt die Heilpädagogin, die jetzt in Tirschenreuth wohnt und in Marktredwitz arbeitet.
Nach ihrem Umzug habe sie in der Kreisstadt nach einer Bleibe für eine neue Trommlergruppe angefragt und sei auf die Evangelische Gemeinde gestoßen. "Pfarrerin Stefanie Schön hat das sehr wohlwollend erlaubt und mit dem Pfarrgemeinderat besprochen", ist die Gruppengründerin dankbar für die tolle Unterstützung.
Keine öffentlichen Auftritte
Hahn berichtet, dass zur Gruppe gut zehn Leute gehören. Zwar hätten zu den monatlichen Treffen nie alle Zeit, aber man könne ja sogar auch als Duo oder allein trommeln. Uschi Hahn, Karina Loße sowie Helga und Lutz Bergmann betonen, dass sie nicht für öffentliche Auftritte trommeln. "Wir machen das nur für uns", erklärt Loße. Auch sie ist Heilpädagogin, während Lutz Bergmann als Technischer Angestellter arbeitet. Helga Bergmann ist Erzieherin in der Hausaufgabenbetreuung. "Wir machen das zum Meditieren. Um zur Ruhe zu finden", sagt Hahn. Die Technik haben sie sich als Autodidakten teils selbst beigebracht, teilweise haben sie auch Kurse belegt.
Weg zur geistigen Leere
"Nach einem Workshop ist die Idee entstanden, selbst weiterzumachen in der Gruppe", erzählt die Initiatorin. Karina Loße berichtet von einem Abschlussabend im Freien bei Sonnenuntergang am Lagerfeuer. "Es war gigantisch. Wir haben nichts mehr gedacht, nur getrommelt", schwärmt sie. Für Uschi Hahn bedeutet Trommeln einen Weg zur geistigen Leere. "Bis der Geist schweigt", erklärt sie.
Hahn machte sich schlau über die heilsamen Trommelklänge der Indianern und Schamanen. Dies habe auch mit der Ehrfurcht vor den Tönen zu tun, weiß sie. Die Gruppe erzählt, dass auch gesungen wird. "Aber Texte sind unwichtig. Es geht ums stete Wiederholen." Die Instrumente sind im Privatbesitz, handgemacht oder vom Fachhandel. Die Gruppe spielt auf Indianertrommeln, Gombas oder Djembes. Überall könne man die Rhythmen spielen.
Helga Bergmann wird von Rhythmen regelrecht angezogen. Sie interessiert sich für Reggae. Weil sie von der Musikart so gefesselt war, sei sie hier gelandet. "Eine ganz neue Erfahrung. Ich möchte Trommeln intensiver lernen, vielleicht beruflich nutzen und Fortbildungen belegen", so die Erzieherin. Lutz Bergmann ist immer auf der Suche nach schöner Musik. Trommeln ist für ihn der Ausgleich zum technischen Beruf.
Uschi Hahn zeigt eine ansehnliche Sammlung an Instrumenten, darunter eine Ocean-Drum. Sie ist mit Meeressand gefüllt. Sobald das Instrument in den Händen bewegt wird, rauscht es, als säße man am Strand. Eine türkische Trommel hat Glöckchen, was an Klänge aus "Tausend und eine Nacht" erinnert. Nachdem die Kaffeetassen leer sind, setzten sich die vier Trommler im Kreis an ihre Instrumente. Nach zwei Minuten hat sich die Gruppe eingetrommelt. Im Chor sprechen sie: "Der Elefant geht in der Wüste spazieren, das tut er jeden Tag. Der Elefant geht in der Wüste spazieren, das tut er jeden Tag. Bum-ba-ba, Bum-ba-ba, Bum-ba-ba ..." Die sinnlos scheinenden Sätze unterstützten als Sprechgesang den Rhythmus.
Hände klopfen automatisch
Jetzt kann der Trommler wegdriften in diese meditative Klang- und Wortfolge - eine kurzzeitige Flucht aus der Realität. "Die Bewusstheit hat beim Trommeln keine Worte", formuliert Uschi Hahn. Die Hände schlagen dumpf aufs Leder: "Bum-bum, Bum-bum, Bum-bum". Ganz schön laut, wenn fünf Musikern trommeln. Wenn die Hände der Einzelnen ganz automatisch im Rhythmus auf die Instrumente schlagen und sich das Klopfen synchronisiert, entsteht eine vielschichtige Melodie. Das ist für die Gruppe wie ein Mantra - eine sogenannte "Klangenergie".
Es ist, als würden die permanent gleichen Trommelschläge einen Weg in den Körper finden. Wie ein Schauer rieseln sie den Rücken herab. Während es Anfänger schwierig haben, sich über zehn Minuten lang auf Hände und Mantra zu konzentrieren, können sich geübte Trommler stundenlang in den Rhythmen verlieren.
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