"Servus, ich bin ein Hammerer", begrüßt eine Mechatronik-Auszubildende der Hamm AG auf der Internetseite des Unternehmens potentielle Ausbildungsinteressenten. Lächelnd erklärt die junge Frau, dass früher dieser Beruf reine Männersache war, heute sei sie in ihrem Traumjob angekommen. Die Hamm AG bildet nur ein Beispiel in einer sehr langen Reihe der Werbeaktionen um Auszubildende.
Kaum ein Unternehmen kann es sich heutzutage leisten, nicht mit pfiffigen Bildern und Ideen um Nachwuchskräfte zu werben. Manchmal locken auch Zulagen zur Ausbildungsvergütung, Fahrkostenzuschüsse, Mehrurlaub oder Prämien für gute Prüfungsnoten. Alle sich bietenden Kanäle werden genutzt, um Aufmerksamkeit bei Jugendlichen und ihren Eltern zu erregen. Internet, Ausbildungsmessen, Praktikumsangebote, Schulvorträge, Zeitungs-, Rundfunk- und Fernsehwerbung sind dafür schon fast selbstverständlich.
Unternehmen mit bekannten Namen haben es noch etwas leichter, kleinere-, und vor allem Handwerksbetriebe, tun sich besonders schwer. Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres kann zwar noch keine abschließende statistische Bilanz gezogen werden, doch die Trends im Landkreis Tirschenreuth sind eindeutig. "Wir leiden von Jahr zu Jahr immer mehr unter rückläufigen Bewerberzahlen und an einer Zunahme unbesetzter Ausbildungsstellen", kommentiert der Leiter des Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Weiden, Klaus Gredinger, die Entwicklung.
Die Schere zwischen den Entwicklungslinien öffne sich immer weiter. Die aktuelle Statistik zeigt dies recht genau. Auch nach den vorläufigen Zahlen von Ende August ist der Trend eindeutig. Fast 10 Prozent (9,9) gegenüber dem Vorjahr ist im Landkreis Tirschenreuth die Zahl der Bewerber um einen Ausbildungsplatz auf 448 zurückgegangen. Damit hat sich dieser Abnahmetrend deutlich beschleunigt. Andererseits melden Betriebe trotz sinkender Chancen auf Nachwuchs dennoch immer mehr Ausbildungsplätze. Seit Oktober vergangenen Jahres sind dies im Landkreis 553 und damit 5,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mit 162 unbesetzten Ausbildungsstellen blieben bisher rund 30 Prozent aller gemeldeten Ausbildungsplätze unbesetzt. Im gesamten Bezirk der Arbeitsagentur Weiden sind dies derzeit sogar 36 Prozent.
Es sind vor allem die Handwerksberufe, von denen immer mehr unbesetzt bleiben. So zum Beispiel im Landkreis Tirschenreuth in den Bereichen Mechatronik, Automatisierungstechnik und Elektrotechnik, in denen 26 von insgesamt 57 gemeldeten Ausbildungsplätzen noch nicht besetzt sind. Auffallend schwierig sind auch Ausbildungsplätze für Verkaufsberufe zu besetzen; von den 114 gemeldeten Stellen sind noch 42 frei. Ob unter den 44 Bewerbern ohne Ausbildungsplatz sich der eine oder andere noch für einen der freien Ausbildungsplätze entscheidet, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Auch wenn am Montag, 2. September, für die meisten Ausbildungsverhältnisse der Startschuss fällt, ist es für eine "Last-Minute-Ausbildungsentscheidung" noch nicht zu spät, sagt Margot Salfetter, Teamleiterin der Berufsberatung der Arbeitsagentur. Sie weist darauf hin, "dass es im Landkreis Tirschenreuth in vielen attraktiven Berufen und tollen Firmen noch genügend Angebote gibt". Vielleicht sei der bisherige Wunschberuf doch nicht ganz der Richtige, meint die Teamleiterin.
Berufsberater und Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur in Tirschenreuth bieten auch kurzfristig Hilfen an, zum Beispiel Eignungstests. Erfolge meldet die Arbeitsagentur auch bei der Vermittlung von jungen Flüchtlingen in Ausbildungsverhältnisse. Drei junge Asylbewerber beginnen derzeit eine Ausbildung im Landkreis, weitere sollen folgen.















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