Corona in der Oberpfälzer Todesursachenstatistik

Tirschenreuth
23.06.2022 - 17:39 Uhr
OnetzPlus

Wie gefährlich ist Corona? Bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage spielte immer die Zahl der Todesopfer eine Rolle. Nun liegen erstmals saubere Zahlen für die Landkreise der Oberpfalz vor.

Mehr als 700 Menschen in der Oberpfalz starben im ersten Coronajahr an den Virusfolgen.

In der Oberpfalz sind im ersten Pandemiejahr 2020 765 Menschen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion verstorben. Das geht aus Zahlen hervor, die das statistische Landesamt im Mai veröffentlicht hat. Anders als bei den Angaben des Robert-Koch-Instituts liegt diesen Zahlen die Angabe zur Todesursache auf dem jeweiligen Totenschein zugrunde. Es handelt sich also um Menschen die an Corona verstorben sind. Verstorbene, die infiziert waren, bei denen die Todesursache aber eine andere war, sind bei dieser Auswertung des statistischen Landesamts nicht mit erfasst.

Insgesamt verstarben im Jahr 2020 13 034 Menschen, die mit ihrem Erstwohnsitz in der Oberpfalz gemeldet waren. Covid ist demnach mit einem Anteil von 5,87 Prozent (Bayern 5,26 Prozent) die fünfthäufigste Todesursache, wenn man die Systematik der Weltgesundheitsorganisation zugrunde legt. Wie in den Vorjahren blieben auch 2020 Herzkreislauf- (34,7 Prozent) und Krebserkrankungen (22,4 Prozent) mit großen Abstand die häufigsten Todesursachen. Am dritthäufigsten starben Menschen an Erkrankungen der Atemwege (6,58 Prozent), dahinter folgen sogenannte "Psychische und Verhaltensstörungen" (6,12 Prozent). Beim größten Teil der Fälle in dieser Kategorie waren Demenzerkrankungen die Todesursache.

Dass Covid-19 unter Umständen wesentlich gefährlicher sein kann, zeigt ein genauerer Blick auf die Landkreise. Insbesondere beim im Frühjahr 2020 bundesweit am stärksten betroffene Landkreis Tirschenreuth fällt der Anteil der Corona-Todesfälle deutlich größer aus. Bei 155 Verstorbenen wies der jeweilige Arzt Covid als Todesursache aus. Fast jeder siebte Todesfall im Landkreis Tirschenreuth ist damit auf die Viruserkrankung zurückzuführen.

Todesfallzahlen und der Anteil des Coronavirus

Auch in der Stadt Weiden (9,3 Prozent) und im Landkreis Neustadt/WN (8,81 Prozent) liegt der Anteil der Covid-Todesfälle über dem Schnitt für den gesamten Regierungsbezirk. Auch die beiden Nachbarkreise Tirschenreuths waren vor allem im März und April 2020 überdurchschnittlich stark von der ersten Pandemiewelle betroffen.

Bei der Interpretation dieser Zahlen mahnt die Statistikexpertin Dr. Andrea Buschner allerdings zur Vorsicht. Es sei zum Beispiel sehr komplex statistisch sauber eine Übersterblichkeit nachzuweisen, erklärt die Soziologin, die beim statistischen Landesamt im Sachgebiet „Bevölkerung, Kompetenzzentrum Demographie“ arbeitet. Bei einer entsprechenden Analyse sollte zum Beispiel auch die Entwicklung der Altersstruktur berücksichtigt werden. Diese Annahmen werden dann auch die Ergebnisse beeinflussen.

Dazu kommt, dass auch die sozialen Umstände der Pandemie die Statistik beeinflussen dürften. Buschner verweist als Beispiel auf eine gesunkene Zahl von Verkehrstoten, die mit den Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr 2020 in Verbindung stehen dürften.

Die Interpretation erschwert zudem, dass die erste Pandemiewelle vergleichsweise kurz anhielt. Bei der statistischen Betrachtung von Jahreszahlen gehen die Pandemiefolgen vergleichsweise leicht unter. "Werden bestimmte kürzere Zeiträume und auch bestimmte Altersgruppen betrachtet, werden die Ergebnisse eindeutiger", so Buschner. Tatsächlich lassen sich dann teilweise Todesfallzahlen finden, die deutlich über den zu erwartenden Werten liegen.

Aus Oberpfälzer Sicht lohnt hierbei wieder ein Blick auf die Sterbefallzahlen im Landkreis Tirschenreuth im April 2020. An den 30 Tagen starben 175 Landkreisbewohner. Im April-Durchschnitt der vier Vorjahre starben weniger als 75 Menschen.

 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Um diesen Artikel zu lesen benötigen sein ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.