Wie Corona das Sternsingen im Landkreis Tirschenreuth verändert

Tirschenreuth
02.01.2023 - 16:42 Uhr
OnetzPlus

Corona hat vieles verändert. Selbst das Sternsingen ist davon betroffen. In einigen Pfarreien gehen die Ministranten nicht mehr von Haus zu Haus, um Spenden zu sammeln. Die Pandemie ist aber nicht der einzige Grund für diese Veränderungen.

Früher war es üblich, dass überall die Ministranten als Weisen aus dem Morgenland von Haus zu Haus gingen, an den Türen klingelten, ein Sprüchlein aufsagten und vielleicht sogar ein Lied sangen. Sie erbaten dabei Gottes Segen für das Haus und alle Bewohner und sammelten Spenden für das Kindermissionswerk.

Mittlerweile ist dies nicht mehr überall so. Die Kontaktverbote und Beschränkungen der Coronazeit sowie Nachwuchsmangel bei den Ministranten haben dazu geführt, dass einige katholische Pfarreien neue Wege einschlagen. Eine davon ist die Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Tirschenreuth.

Viele Ministranten sind in Urlaub

Dort ist die diesjährige Sternsingeraktion bereits am Neujahrstag gestartet worden und läuft ganz anders ab als in den Jahren zuvor. Der Tirschenreuther Stadtpfarrer und Regionaldekan Georg Flierl räumt ein, dass Corona hier wirklich einiges verändert habe. Aber die Pandemie sei nicht der einzige Grund, dass die Pfarrei hier neue Wege beschreite. Es werde auch zunehmend schwieriger, genug Sternsinger zu finden. Pfarrer Flierl: "Viele Ministranten sind derzeit zudem gar nicht da, weil sie mit ihren Familien in Urlaub gefahren sind."

In Tirschenreuth fand am Vormittag des Neujahrstages ein Aussendegottesdienst statt. 19 Sternsinger, aufgeteilt in vier Gruppen, besuchten anschließend in der Stadt und auf den Dörfern der Pfarrei zentrale Plätze, auf denen sie zu kurzen Andachten einluden. Dabei verteilten sie Aufkleber mit dem Aufdruck 20* C+M+B *23 und sammelten für das Kindermissionswerk.

Jede der vier Sternsinger-Gruppen hatte vier Stationen zu besuchen. Eine dieser Sternsingergruppen betreuten Martina Würl und Melanie Röckl. Sie sind die Mütter von Nina und Lara Röckl sowie Victoria und Sophia Würl, die gemeinsam unterwegs waren. Ihre erste Station war das Neubaugebiet im Lindenweg in Tirschenreuth, wo das Interesse aber eher gering war. Danach ging es zur Siedlung Rote Erde beim Obelisk. Dort kamen rund 50 Anwohner zusammen, sehr zu Freude der Sternsinger. Weitere Stationen waren das Kinderhaus Kunterbunt und der Rosenweg, auch hier war dass Interesse groß.

Manche Besucher hatten als Belohnung für die Aktion und als Dank für den Altardienst auch kleine Süßigkeiten für die Sternsinger dabei. Viele der Anwohner zeigten sich sogar begeistert, dass diese Aktion diesmal auf diesem Wege stattfindet. Am Ende trafen sich alle vier Gruppen beim Katholischen Kinderhaus "Unsere liebe Frau", dort gab es zum Abschluss für die Könige und Sternträger als kleine Dankeschön-Brotzeit warme Wiener und Kinderpunsch.

In vier Gruppen unterwegs

19 Sternsinger waren in Tirschenreuth unterwegs. Es gab drei Fünfer- und eine Vierer-Gruppe. Die Könige aus dem Morgenland und der Sternträger waren nicht nur Ministranten. Auch Freunde, die nicht Altardiener sind, ließen sich überreden, bei der Sternsinger-Aktion mitzumachen und die Frohbotschaft der Geburt Jesu zu überbringen.

Die elfjährige Victoria Würl ließ sich nicht lange bitten: "Es macht mir eine große Freude, wenn ich damit anderen Kindern helfen kann. Ich mach da gerne mit. Und ich finde es toll, wenn dann viele Leute kommen, so wie beim Obelisk."

Das "Verwandeln" der Kinder in Caspar, Melchior und Balthasar ging in Tirschenreuth nach Auskunft der Kinder und Betreuer "ratzfatz", auch weil auf die früher übliche schwarze Gesichtsbemalung eines Sternsingers verzichtet wurde. In zehn Minuten waren die Mädels von Martina Würl und Melanie Röckl umgezogen und einsatzbereit. An jeder ihrer Stationen luden sie zu einer kurzen Dreikönigsandacht, ehe sie das Segensgebet sprachen: "Wir kommen her von Bethlehem und künden euch, was dort geschehen ..."

Bis zum Dreikönigstag (6. Januar) sind sowohl in der Stadtpfarrkirche in Tirschenreuth als auch in St. Peter in der Kreisstadt noch Spendenboxen aufgebaut, in welche die Gläubigen auch in den kommenden Tagen Geld einwerfen können. In St. Peter findet am 6. Januar auch der Abschlussgottesdienst für die Sternsinger statt.

Auch in Waldsassen wird es heuer keine Hausbesuche geben. Dazu Waldsassens Gemeindereferentin Gertrud Hankl: "Wenn wir Hausbesuche machen wollten, bräuchten wir mindestens 50 bis 60 Sternsinger, so wie früher." In der Klosterstadt hätten sich jedoch nur 22 Ministranten bereiterklärt, am Dreikönigstag als Sternsinger zu gehen. Deshalb werde man in diesem Jahr eine andere Regelung treffen und an bestimmten Orten zu kurzen "Gebetseinheiten" einladen.

Flyer verteilt

An die Haushalte werden Flyer verteilt, auf denen die Treffpunkte aufgeführt sind. Diese Aktion werde am 6. Januar zwischen 14 Uhr und 15.30 Uhr stattfinden. Hankl verrät auch, dass in zahlreichen Waldsassener Geschäften Spendenboxen für die Sternsingeraktion aufgestellt werden.

Vom Erfolg dieser Versuche wird es wohl abhängen, wie sich das Sternsingen in der Region weiter entwickelt. In anderen katholischen Pfarreien, wie zum Beispiel in der Gemeinschaft Mitterteich/Steinmühle/Leonberg oder in den Pfarreien Herz Jesu in Immenreuth und Mariä Himmelfahrt in Kulmain, kommen die Sternsinger in diesem Jahr wieder an die Haustüre, um Gottes Segen zu überbringen.

Hintergrund:

Sternsingeraktion

  • Träger der Sternsingeraktion ist das Kindermissionswerk.
  • Was bedeutet "19 C+M+B 23". Die Zahlen stehen für das Jahr 2023. Die Buchstaben sind die Abkürzung für den lateinischen Satz "Christus mansionem benedicat“, das heißt übersetzt „Christus segne dieses Haus“.
  • Das diesjährige Motto lautet „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“.
  • Beispielland ist Indonesien, doch das Geld, das die Sternsinger sammeln, fließt in Hilfsprojekte für Kinder in rund 100 Länder weltweit.
  • Spenden können auch direkt unter dem Stichwort "Sternsinger" an das Kindermissionswerk überwiesen werden. Die IBAN lautet DE 95 3706 0193 0000 0010 31, BIC GENODED1PAX
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.