Die Präsentation ist eine der umfangreichsten und bestimmt auch aufwendigsten, die das Museumsquartier (MQ) bisher gesehen hat. Alois-Hörmann-Saal, Foyer und Pädagogikraum dienen dabei gleichzeitig als Ausstellungsfläche. Die Ausstellung umfasst die Bereiche Kaolingewinnung und -verarbeitung, Tirschenreuther Porzellan und Tirschenreuther Kachelöfen.
Neuer Vorsitzender
Fest mit dem Förderverein ist ein Name verknüpft: Herta Bayreuther war es, die vor 25 Jahren die Idee hatte und seither als Vorsitzende die Geschicke gelenkt hat. "Gelenkt hat" deshalb, denn wie sie bei der Eröffnungsfeier erklärte, habe sie den Vorsitz bereits Ende vergangenen Jahres an Christian Münch abgegeben. Aktuell zählt der Verein 32 Mitglieder. Bei der Vernissage bekam die jetzt zweite Vorsitzende viel Lob von allen Seiten für ihr Engagement. Ihr sei es zu verdanken, dass die entsprechenden Abteilungen im MQ überhaupt entstanden sind und ein großer Fundus an Exponaten und Dokumenten gerettet werden konnte.
Es war der 7. Mai 1992. "Der neue Tag" berichtete damals über die baldige Schließung der ältesten und größten Porzellanfabrik der Oberpfalz, dem Werk Tirschenreuth der Hutschenreuther AG, das 1838 gegründet worden war. Ein kleiner Kreis von Porzellinern und Interessierten beschlossen, möglichst viel von dieser Industriekultur für die kommenden Generationen zu bewahren. 24 Personen gründeten am 6. Oktober 1993 den Förderverein "Porzellan- und Kachelmuseum". Heute umfasst die Sammlung eine große Menge an Porzellan, Prospekten und Dokumenten, alles ist sorgfältig nummeriert und archiviert. Auch aus der Bevölkerung erhielt der Verein viele wertvolle Stücke. Aber der Verein befasst sich auch mit der langen Tradition der Tirschenreuther Kachelfabrik, die 1865 von Leonhard Wallner gegründet wurde und heute unter dem Namen "Zehendner Keramik" firmiert und in Tirschenreuth moderne Kachelöfen fertigt.
Kaolin und Pegmatit
Der dritte Bereich der Präsentation widmet sich den Rohstoffvorkommen direkt vor den Toren der Stadt. Dort werden Kaolin und Pegmatit abgebaut, in den Schmelitz-Werken zur fertigen Porzellanmasse verarbeitet und an Porzellanfabriken weltweit verkauft. Josef Regner, Geschäftsführer der Zehendner Keramik, hat in den vergangenen Wochen die Ausstellung mit vorbereitet und aufgebaut. Die drei Wirtschaftszweige, die hier gezeigt werden, gehörten seit jeher zur Stadt und seien aus Tirschenreuth nicht wegzudenken.
Vier Symbole zieren die Titelseite des Ausstellungs-Flyers. Ein Kachelofen, ein Service aus der Serie "Baronesse" der Porzellanfabrik Tirschenreuth, ein Kaolin-Abbaugebiet und ein Bild von lodernden Flammen. Letzteres sei Symbol für alle Bereiche. "Feuer brauchen wir, um unsere Produkte zu brennen. Außerdem bedeutet es auch Leidenschaft. Und da gibt es eine, die dafür steht - Herta Bayreuther, die Sammlerin und Jägerin von Porzellan und Keramik." Sein Grußwort schloss der Sprecher mit einer Bitte ab: 1865 wurde die Kachelfabrik Zehendner von Leonhard Wallner gegründet. Es ist bekannt, dass er sechs Söhne hatte. Drei davon sind namentlich bekannt. Einem davon, Johann Wallner, übergab er die Firma. Von den drei weiteren Söhnen fehle praktisch jede Spur, bis auf Gerüchte, dass zwei von ihnen in jungen Jahren gestorben seien. "Um den Bausatz der Firmengeschichte weiter abzurunden", bittet Regner die Bevölkerung um Mithilfe. Wenn jemand über entsprechendes Wissen verfügt, sollte er es preiszugeben. Vielleicht gäbe es sogar noch Fotos oder Dokumente, so seine Hoffnung.
Lions-Präsident Franz Göhl stellte fest: "Kaolin, Porzellan und Ton, wer hat das schon? Niemand, denn das gibt es nur in Tirschenreuth." Er erinnerte an die wirtschaftliche Bedeutung der Branche, die um 1960 etwa 2000 Beschäftigte und deren Familien ernährte. Bei der Vorbereitung zur Ausstellung habe man auch neue Erkenntnisse zutage fördern können. Zum Beispiel, dass schon 1833 und nicht erst 1838 das erste Porzellan in Tirschenreuth hergestellt wurde. Damals sei es um Sanitärwaren gegangen. Ein Bild des Tirschenreuther Malers Fuchshuber beweise, dass die Porzellanfabrik 1865 dort stand, wo heute die Marienapotheke ist.
Auf dem Dachboden im Rathaus lagerten lange Zeit wunderschöne Kacheln aus der Zeit des Historismus um 1890. Niemand habe gewusst, wie der Ofen einst zusammengesetzt war. Jetzt sei ein Buch aufgetaucht, indem sogar eine Abbildung enthalten ist. Wie bei der Porzellanausstellung vor fünf Jahren habe man auch diesmal wieder Unikate aus dem Porzellanmuseum Hohenberg ausgeliehen. In der Hauptsache seien aber viele neue Stücke aus dem eigenen Fundus zu bestaunen, die noch nie gezeigt worden sind.
Funktional und langlebig
Wilhelm Siemen, Leiter des Porzellanmuseums Hohenberg und des Porzellanikons in Selb, zeigte sich erstaunt darüber, was ehrenamtliches Engagement alles bewegen könne. In der Ausstellung sei das historische Fundament der Stadt förmlich zu spüren. Heutzutage habe die Porzellanindustrie mit Konsumenten, die eher billig kaufen wollen als gut, zu tun. Trotzdem ist Siemen überzeugt: "Keramik, ob es Kachelöfen sind oder Porzellan, wird wieder einen neuen Aufschwung nehmen. Keramik ist funktional und langlebig. Welches Produkt ist sonst so ökologisch? Und es ist schön."
Bürgermeister Frank Stahl sagte, dass Porzellan, Kacheln und die Rohstoffförderung und -verarbeitung immer wertvolle Wirtschaftsgüter in Tirschenreuth gewesen seien und sich ihren festen Platz im MQ verdient hätten. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage vom Duo Marina Böhm und Magdalena Bäumler sowie der Bläsergruppe von Christian Münch mit Mitgliedern des Fördervereins, die auch alle zum Tirschenreuther Posaunenchor gehören.___Geöffnet ist das Museum täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr.
Öffnungszeiten
Geöffnet ist das Museum täglich, außer montags, von 11 bis 17 Uhr.


















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