Lena Spann, 21 Jahre und seit zehn Jahren Mitglied im Deutschen Alpenverein (DAV) Sektion Karlsbad, kletterte am Freitag im neuen Kletterzentrum auf einer der gut 80 Kletterrouten wie ein Eichkätzchen bis hinauf zur 14 Meter höherliegenden Decke: Dafür brauchte sie sie keine fünf Minuten. Der Applaus der Gäste, die unten eben der Einweihung dieses Zentrums beigewohnt hatten, war der jungen Sportlerin sicher. Lenas Klettertour war eine Premiere – vor ihr hatte noch nie jemand vom DAV diese nagelneue Kletterwand bestiegen.
Direkt vor der Außenkletterwand, die erst wenige Tage vorher installiert worden war, hatten die vielen Festgäste ausreichend Platz, die Worte der Festredner anzuhören. Stolz präsentierte Bürgermeister Franz Stahl nach über zehn Jahren Planung und Arbeiten den nachhaltigen Umbau des ehemaligen Sudhauses der Brauerei Schels. 80 In- und Outdoor-Kletterrouten locken ab Samstag, 24. Mai, wenn endgültig eröffnet werden kann, sicherlich Kletterer weit über die Stadtgrenze hinaus nach Tirschenreuth. „Wir haben die Alpen nach Tirschenreuth geholt“, scherzte Stahl deshalb lachend.
Aspekt der Nachhaltigkeit
Unter den Förderern befand sich auch Regierungspräsident Walter Jonas. Er schwärmte von Tirschenreuth derart in höchsten Tönen, dass die Regensburger, wären sie da gewesen, gewiss neidisch geworden wären. Was hier geschehe, sei aller Ehre wert, sagte Jonas. In all dem Jubel und Trubel ließ Vereinsvorsitzender Gottfried Haas die Gelegenheit nicht aus, die Bedeutung des DAV mit immerhin 1507 Mitgliedern für die Stadt Tirschenreuth und den Landkreis herauszustellen. Dieses Zentrum sei mehr als Beton, Stahl, Seil und Griffe, betonte er. Das Projekt sei unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit verwirklicht worden, unter anderem durch die Wiederverwendung bestehender Bausubstanz.
Was genau in diesem neuen Zentrum geschieht, schilderte Michael Schornbaum, Vereinsmitglied und Leiter einer Arbeitsgruppe des DAV Sektion Karlsbad. „Klettern bedeutet völliges Aufgehen im Augenblick“, erklärt er. Gefordert seien Kreativität für Problemstellungen, Geschicklichkeit, Kraft und Ausdauer, um erdachte Lösungen körperlich umzusetzen. Ängste müssten überwunden werden, unter anderem durch Vertrauen zu den Sicherungspartnern. Gekrönt sei dies vom Glücksgefühl, es ganz nach oben geschafft zu haben.
Michael Schornbaum stellte seine gut zehnköpfige Truppe an Vereinsmitgliedern vor, die nun das Zentrum mit Leben erfüllen. Gottfried Haas wünschte sich viele Helferinnen und Helfer aus dem Verein, denn nun gelte es, die große Herausforderung auch zu stemmen.
Route nach Fischhof benannt
Als alle Dankesworte gesprochen waren, ging es gemeinsam zum Eingang, wo symbolisch das Band den Weg frei gab. Den symbolischen Schlüssel überreichte Architekt Peter Brückner nach einer wie von ihm gewohnten emotionalen, fast lyrischen Rede an Bürgermeister Franz Stahl, der ihn an Gottfried Haas als Vorsitzenden des betreuenden Vereins weiterreichte. Es schloss der offizielle Teil mit dem Segen durch Stadtpfarrer Georg Flierl und Geschenken. Michael Wegener vom DAV enthüllte mit Franz Stahl eine Inschrift an einer Kletterwand aus Stahl. Jede Kletterroute habe einen Namen, das sei Tradition, sagte Wegener. Die erste hier im Haus solle „Fischhof-Route“ heißen. DAV-Regionalvertreterin Barbara Eichler aus Lauf an der Pegnitz überreichte einen Klettergriff mit der Aufschrift „DAV“ und meinte schmunzelnd mit Blick auf einige Tausend Klettergriffe an den Wänden, dass dafür noch irgendwo ein Plätzchen frei sein werde. Sie habe bereits Möglichkeiten entdeckt.
Walter Jonas' Vorstoß, sich im Klettern zu versuchen, endete mit viel Applaus und Lachen. Der Regierungspräsident schaffte immerhin als Ungeübter und im schicken Festtagsanzug drei Kletterzüge.
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