Tirschenreuth
29.12.2020 - 17:54 Uhr

Eska fährt Verluste im Landkreis Tirschenreuth ein

Öffentlicher Personennahverkehr ist ein mühsames Geschäft, besonders im ländlichen Raum. Das bekommt auch die Eska im Landkreis Tirschenreuth zu spüren. Der Geschäftsführer nennt zwei Hauptgründe für die steigenden Verluste.

Eine stattliche Flotte an Fahrzeugen hat die Eska im Einsatz. Seit der Aufnahme vor einigen Jahren wurde der Fuhrpark weiter modernisiert. Archivbild: tr
Eine stattliche Flotte an Fahrzeugen hat die Eska im Einsatz. Seit der Aufnahme vor einigen Jahren wurde der Fuhrpark weiter modernisiert.

Mit einem kräftigen Minus von 244.000 Euro endete das Jahr 2019 für das landkreiseigene Unternehmen Eska-Stiftlandverkehr. "Das ergab sich aber nicht wegen Misswirtschaft", betonte Geschäftsführer Hans Prucker im Kreisausschuss. Vielmehr seien die Verluste auf sinkende Schülerzahlen und mangelnde Ausgleichszahlungen des Staates zurückzuführen.

Die Einkünfte der Eska kämen zu 80 Prozent aus der Schülerbeförderung. Aktuell seien es 837 Fahrschüler, rund 500 weniger als noch vor zehn Jahren, rechnete Prucker vor: "Bei 80 Euro pro Monatskarte macht das im Jahr 450.000 bis 500.000 Euro weniger Einnahmen, und das bei gestiegenen Kosten."

"Wenn wir auch den höheren Ausgleich bekämen, hätten wir kein Liquiditätsproblem."

Hans Prucker, Eska-Geschäftsführer

Ein zweites Manko sei der Betrag, den der Staat zum Ausgleich für ermäßigte Tarife im Öffentlichen Personennahverkehr gewähre. "Wir haben einen um 6 Cent je Personenkilometer niedrigeren Satz als der Stadtverkehr in Weiden", rechnete der Eska-Geschäftsführer vor. "Wenn wir auch den höheren Ausgleich bekämen, hätten wir kein Liquiditätsproblem."

Und ein solches bekommt das landkreiseigene Unternehmen langsam, wie dem Bericht des Wirtschaftsprüfers Reiner Rosnitschek zu entnehmen war. "Das größte Problem sind die Personalkosten. Die passen nicht mehr zum Umsatz." Die Quote liege mit 65 Prozent der Ausgaben über dem Branchenschnitt von 42 Prozent. Hans Prucker ergänzte, dass allein für die verpflichtende Zusatzversorgung der 23 Arbeitnehmer jährlich 63.000 Euro zu zahlen seien.

Momentan habe die Eska noch eine gute Eigenkapitalstruktur, sagte Wirtschaftsprüfer Rosnitschek. Wenn sich die Fehlbeträge jedoch so weiter entwickelten, wäre das Kapital in drei Jahren komplett aufgezehrt.

Der Verlust der Eska sei der Lage im ländlichen Raum geschuldet, sagte Landrat Roland Grillmeier. "Die Frage ist, ob wir so weiterfahren als eigenes Unternehmen." Der ÖPNV in Bayern werde neu aufgestellt, kündigte er an. "Das müssen wir auch im Landkreis angehen."

"Wir wissen, was wir an der Eska haben", betonte Bernd Sommer (CSU). "ÖPNV, das ist bei uns Bus und Baxi. Das muss auch wirtschaftlich sein", sprach er sich für eine Neustrukturierung aus. Die Fördersystematik des Freistaats sah Hans Klupp (Freie Wähler) in der Pflicht. Es dürfe nicht sein, dass der ländliche Raum schlechter gestellt sei. Uli Roth (SPD) lenkte den Blick auf die tarifliche Entlohnung der Arbeitnehmer: "Das macht sonst auch nicht jeder." Das Personal sei schließlich das Pfund des Unternehmens.

Auch Matthias Grundler (Zukunftsliste) sah die Eska als wichtigen Bestandteil des ÖPNV. Es gelte, verstärkt Synergieeffekte zwischen Baxi und Bus zu nutzen, damit sich die beiden Systeme nicht gegenseitig Konkurrenz machten. Man müsse nicht nur Senioren, sondern auch junge Leute als Fahrgäste gewinnen.

Heidrun Schelzke-Deubzer (Grüne) fragte nach dem Potenzial von Werksverkehr. Da sei die Resonanz bei den angefragten größeren Firmen und Einrichtungen sehr schlecht, antwortete Eska-Geschäftsführer Hans Prucker: "Das Hauptproblem sind die unterschiedlichen Arbeitszeiten. Keiner will mal fünf Minuten warten." Zum Thema Corona und Abstand in den Schulbussen merkte er an, dass man vier Verstärkerbusse auf den Linien von Tirschenreuth nach Waldsassen und Weiden einsetze. Dafür habe man auch Rentner reaktiviert: "Personell sind wir am Limit."

An Investitionen plant die Eska 2021 nach der weitgehenden Erneuerung des Fuhrparks in den vergangenen Jahren nur mit 163.000 Euro. Größte Posten sind Reparaturen und die Anschaffung eines gebrauchten Linienbusses.

Zwei aus Polen stammende Juden gründeten nach dem Krieg das Unternehmen Eska

Hintergrund:

Weniger Geld für Überland-Linienverkehr

Nach dem Personenbeförderungsgesetz wird Verkehrsunternehmen, die an Schüler, Studenten und Auszubildende verbilligte Zeitfahrausweise im öffentlichen Linienverkehr ausgeben, ein Ausgleich für die Mindereinnahmen gewährt. Eine ländliche Region wie der Landkreis Tirschenreuth bekommt den niedrigsten Ausgleich. Die Kostensätze seit 2014:

  • 22,65 Cent pro Person und Kilometer für Unternehmen, die "überwiegend Orts- und Nachbarortslinienverkehr" in Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnern betreiben.
  • 19,99 Cent für Unternehmen in Gemeinden mit mehr als 44.000 Einwohnern.
  • 18,33 Cent für Unternehmen in Gemeinden mit bis zu 44.000 Einwohnern.
  • 12,60 Cent für Unternehmen, die vorwiegend "sonstigen Linienverkehr" (Überland-Linienverkehr) betreiben.
In das Betriebsgebäude an der Mitterteicher Straße wurde zuletzt ebenfalls investiert. Bild: as
In das Betriebsgebäude an der Mitterteicher Straße wurde zuletzt ebenfalls investiert.
Der Schülertransport ist das Herzstück des Eska-Unternehmens. Mit der immer weiter sinkenden Schülerzahl steigen die Verluste. Archivbild: tr
Der Schülertransport ist das Herzstück des Eska-Unternehmens. Mit der immer weiter sinkenden Schülerzahl steigen die Verluste.
 
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