"Als Sohn einer katalanischen Lumpensammlerfamilie" kündigt Vinzenz Rahn, Vorsitzender des Fördervereins Fischhofpark, Matze Wolf am Abend vor Fronleichnam auf der Cooltour-Seebühne an. So stünde es zumindest auf der Homepage des Musikkabarettisten aus Bärnau, schmunzelte er in Richtung Alfred und Andrea Wolf. Letztere sind Matze Wolfs Eltern, die immer dabei sind, tritt der Sohn im Landkreis auf und natürlich keine Lumpensammler sind.
Über sieben Meere
Matze Wolf stammt aus Bärnau, studiert Lehramt in Erlangen und kommt selten nach Hause. Wenn er kommt, gehört ein Kabarettauftritt dazu, denn Matze Wolf ist einer jener aufstrebenden jungen Leute, die sich auf den modernen Bühnen einen Platz erobern wollen. Der herrlich-dramatische Einstieg ins Kabarett mit der Geschichte über die "Lumpensammlerfamilie" geht noch weiter. Matze Wolf, diesmal krass schräg mit Kapitänsmütze, Hawaiihemd und hässlicher Papierblumenkette ganz auf den Sommer getrimmt, zog laut seiner Aussage sieben Jahre lang über sieben Meere.
"Immer das Ziel Fischhofpark Tirschenreuth im Auge", grinst Matze. Solche und andere Übertreibungen und Lügengeschichten aus dem Mund einer eitlen Menschheit, in der sich fast jeder wichtig machen muss, bekommt das Publikum von Matze Wolf serviert. Ein paar mehr Leute hätten allerdings zuhören dürfen. Während sich oben auf den Bierbänken ziemlich viele Gäste um die Gemütlichkeit bemühen, sind es vor der Seebühne weit weniger, die auch wirklich Interesse haben. Schade oder selbst schuld: "Der Widersacher aller Liedermacher", wie er sich gern bezeichnet, hat bereits in seinen jungen Jahren einen feinsinnig-bösen Humor entwickelt als Musikkabarettist. Matze Wolf bohrt die Stachel, die er den menschlichen Verfehlungen entgegenwirft, tief.
Intellektuelle Wortklauberei
Seine Bühnen-Arroganz ist gewürzt mit dem jugendlichem Spott des Studenten, seine Wortklauberei geradezu intellektuell. Diesmal ist Matze nicht allein gekommen. "Matze und Band" unterhält das Publikum bestens mit frecher Lyrik, begleitet seine Liedtexte mit der Gitarre als angehender Virtuose sehr präzise und macht dabei manches Späßchen, natürlich auch übers Bier und das ewige "Prosit" im schönen Bayern. Was nicht heißen soll, dass die Jungs auf der Bühne kein Bier mögen. Die Masskrüge werden für Matze und seine Band nachgeliefert, weil die Hitze den Durst nicht nur beim bierlaunigen Publikum ankurbelt. Vieles kommt zur Sprache, was heutzutage "in" ist. Mit dem Antiwander-Lied "Hans, bleib dou" erteilt Matze dem aktuellen Wander-Wahnsinn eine Abfuhr. Auch er sei eine Woche allein durch die heimischen Wälder gewandert entlang der Grenze, sagt er. Wer denkt, jetzt kommt der Sinn des Lebens, gefunden in der Einsamkeit, liegt falsch. Matze hatte andere Erlebnisse, von Mückenstichen bis hin zum Knöchelbruch ist alles dabei.
Mit Gedichten wie über "Hans Peter, der Fahrradpedalvertreter" bekommen die Zuhörer Matzes Wortwitz serviert, besser ist sein Poetry-Slam. Den Leuten gefällt's, es sind auch viele da. Nur schade: der Großteil hat nicht zugehört.
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