Nein, Brigitte Scharf ist es nicht, die den Sprung ins Gremium schafft. Die SPD-Kandidatin zeigt sich am Tag nach der Wahl bitter enttäuscht. Nicht ansatzweise erreicht sie ihr Ergebnis von 2013. Mit 21 Prozent hatte sie den Wiedereinzug damals ganz knapp verfehlt. 13,58 Prozent der Erststimmen sind zwar mehr als die mageren 8,88 Prozent SPD-Zweitstimmen. Aber für die engagierte Sozialexpertin ist das nur ein sehr schwacher Trost.
"Ich bin todunglücklich über das gesamte Abschneiden der SPD und natürlich über mein Ergebnis", sagt die Erbendorferin. Sie macht für das schlechte Parteiresultat auf Landes- und Bezirksebene hauptsächlich Einflüsse aus der Bundespolitik geltend: "Was haben wir falsch gemacht?", rätselt Brigitte Scharf. "Alles wird in einen Topf geworfen und nicht differenziert. Ich arbeite doch für die Menschen. Ich hatte gehofft, dass man wenigstens am Wohnort anderes respektiert wird." Zwar holte die SPD-Kandidatin auf Listenplatz zwei in ihrem direkten Wirkungsbereich der Verwaltungsgemeinschaft Krummennaab ihre besten Ergebnisse. Doch um die 30 Prozent an wenigen Orten reichten nicht, um das teilweise einstellige Resultat in vielen Gemeinden auszugleichen.
"Nicht hocherfreut, aber erfreut" - so drückt Toni Dutz sein Empfinden angesichts seines Direktmandats aus. Der Wiesauer Bürgermeister hat knapp 44 Prozent der Erststimmen geholt und liegt damit drei Prozentpunkte vor dem CSU-Ergebnis: "Das ist schon ein ordentlicher Sympathiebeweis." Vor fünf Jahren erreichte Dutz zwar mehr als 51 Prozent, lag aber im Vergleich zu den Zweitstimmen drei Prozentpunkte hinter dem Parteiergebnis.
"Die Arbeit hat sich gelohnt", fasst der CSU-Bezirksrat das Wahlergebnis vom Sonntag zusammen. Die Verluste der CSU bei der Landtagswahl spiegelten sich bei der Bezirkstagswahl wider: "Meine Verluste sind ähnlich wie die von Tobias Reiß, auch der Abstand zur SPD ist mit 30 Prozent ähnlich." Brigitte Scharf sei eine respektable Gegenkandidatin gewesen, zollt er der Sozialdemokratin Anerkennung. Dennoch freut sich der CSU-Direktkandidat, dass er an deren Wohnort Erbendorf noch über 30 Prozent der Stimmen bekommen hat. Seine besten Ergebnisse holte Dutz mit über 60 Prozent in Wiesau und Falkenberg.
Respekt vor der Kompetenz der SPD-Vertreterin äußert auch Landrat Wolfgang Lippert: "Ich hätte gedacht, dass sie mehr Stimmen bekommt." Hervorragend sei das Abschneiden des Freie-Wähler-Direktkandidaten Holger Götz aus Speinshart, der 14,61 Prozent bekam ‒ fast vier Prozentpunkte mehr als der Waldsassener Bernhard Lux 2013.
Eine kleine Sensation bei der Bezirkstagswahl ist jedoch das Zweitstimmenergebnis der Freien Wähler. Zu den fast 24 Prozent hat Wolfgang Lippert erheblich beigetragen. Sein eigenes gutes Abschneiden will der auf Listenplatz vier angetretene Landrat nicht zu hoch hängen. Dabei könnte der Kemnather selbst vor dem Sprung in den Bezirkstag stehen: "Im Moment ist erst die Hälfte der Stimmkreise ausgezählt", sagt Lippert am Montagnachmittag und wartet gelassen ab. "Falls die Freien Wähler wirklich ein drittes Mandat bekommen, könnte das Max Schmaderer aus Cham sein oder ich."
Dass er zu den Zweitstimmen der Freien Wähler erheblich beigetragen hat, freut ihn: "Ich bin schließlich auf die Liste gegangen, um die Region und das Gewicht der Freien Wähler zu stärken." Kurz bevor sich Lippert dem normalen Tagesgeschäft als Landrat widmet und zu den nächsten Terminen fährt, betont er: "Ich bin absolut relaxed und habe da keinen falschen Ehrgeiz." Er schaue auch nicht ständig ins Internet, um den Fortgang der Sitzverteilung zu verfolgen. Einer eventuell für ihn neuen Aufgabe als Bezirksrat sieht der Landrat entspannt entgegen und nennt als bewährten Grundsatz: "Wenn man was erreichen will, muss man konstruktiv zusammenarbeiten."
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.