Das Netzwerk Inklusion, die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) und der Kreisjugendring haben danach ein Filmgespräch mit Zeitzeugen organisiert. Und die sind der evangelische Pfarrer Klaus Rettig (73) aus Bayreuth, der katholische Pfarrer Andreas Schlagenhaufer (77) aus Regenstauf und der ehemalige Polizist Charly Rottmann (52) aus Erbendorf. Sie waren beim Widerstand gegen den Bau der atomaren Wiederaufbereitungsanlage (WAA) hautnah dabei.
Und es gibt im Film auch eine Szene mit den Priestern, die im WAA-Hüttendorf vor über 30 Jahren Gottesdienste abgehalten haben. Susanne Götte, Öffentlichkeitsreferentin des evangelischen Dekanats Weiden, moderiert gut zwei Stunden später das Filmgespräch: "Warum haben Sie mitgemacht?", fragt sie in die Talkrunde. Pfarrer Schlagenhaufer, viele Jahre Pfarrer in Kohlberg, erinnert sich an die Anfänge des Umwelt- und Naturschutzes, als das Waldsterben begann. "Wir leben alle auf der gleichen Erde. Da musste man sich einmischen!" Schlagenhaufer wurde bei einer Demo verhaftet, der Bischof wollte ihn suspendieren. Seinem evangelischen Kollegen Rettig ging es ebenso.
Charly Rottmann, der 1982 als junger Polizeianwärter am Bauzaun eingesetzt wurde, ist heute Sozialpädagoge. In seiner Freizeit habe er selbst an den WAA-Demos teilgenommen, erzählt er. Als Polizist habe er aber seine Pflicht tun müssen. Viele seiner Kollegen seien WAA-Gegner gewesen. "Etliche haben wegen Wackersdorf sofort gekündigt. Ich erst einige Jahre später", so Rottmann. Schlagenhaufer erzählt von Aktivisten, die massiv Polizisten angegriffen hätten. Umgekehrt hätten Polizeibeamte friedliche Demonstranten bedroht, sagt Klaus Rettig, der früher am Stiftland-Gymnasium Religion unterrichtet hat.
Die Rede kommt auf aktuelle Brennpunkte. Rettig nennt den "Hambacher Forst", wo wegen Braunkohleabbau dasselbe geschehe wie damals in Wackersdorf. Schlagenhaufer spricht vom Atommüll als ein "unglaubliches Verbrechen an der Menschheit". Er appellierte an die Anwesenden, den Rechtsruck in der Politik ernst zu nehmen. "Davor habe ich Angst." Ihm mache es Sorgen, wie salonfähig die rechte Szene geworden sei, fügt Charly Rottmann an. "Informiert euch, engagiert euch und schließt euch zusammen", rät Schlagenhaufer, sich gegen Ungerechtigkeit in der Demokratie zu wehren. "Man muss sich unbedingt auf den Rechtsstaat verlassen können", fordert Rottmann.
Klaus Rettig lobt, dass der Film "Wackersdorf" beispielhaft für den Einsatz zum Erhalt der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit stehe. Beim Nachhauseweg diskutieren die Kinogänger intensiv weiter. Der 35-jährige Jürgen Lauterbach findet Film wie Filmgespräch unglaublich informativ. Zwar habe er von der WAA gehört, aber jetzt habe er erst gesehen, was wirklich geschehen sei.



















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