Tirschenreuth
08.06.2018 - 16:32 Uhr

Für einen Tag Bundeskanzler sein

50 Schüler debattieren im Stiftland-Gymnasium (STG) die Situation von Migranten auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Dabei wird eines schnell klar: Einen politischen Konsens zu finden, ist alles andere als einfach.

Die Teilnehmer der 10. Klassen konnten für einen Tag lang in die Rolle von Politikern schlüpfen. plym
Die Teilnehmer der 10. Klassen konnten für einen Tag lang in die Rolle von Politikern schlüpfen.

(plym) Statt Unterricht schlüpfen die Schüler der Klassen 10 a und b des STG am Dienstag in die Rolle von Politikern. Die Agentur "Valentum" aus Regensburg organisiert dieses Planspiel. Daphne Osuna und Laura Kaiser behalten dabei als Spielleiterinnen alles im Blick und sorgen dafür, dass als einzige Spielregeln die Grundsätze der Demokratie eingehalten wird.

Die Schüler entwickeln in Eigenregie ein Gesetz und bearbeiten verschiedene Themen der Arbeitsmarktpolitik. "Durch unterschiedliche Perspektiven lernen sie den Interessenpluralismus in der politischen Entscheidungsfindung kennen. Ziel ist es, durch bilaterale Gespräche von Bundesrat und Bundestag ein Gesetz zu verabschieden, das die vorgegebene Konfliktsituation löst", erklärt Osuna das Spielprinzip.

Das Thema "Gesucht, geduldet, ausgegrenzt? - Migranten auf dem deutschen Arbeitsmarkt" nimmt Bezug auf ein aktuelles Problem. Konkret geht es dabei um das Berufsanerkennungsgesetz und um die Frage, ob Flüchtlinge eine Arbeitserlaubnis bekommen sollen. Ganz allein gelassen werden die Teilnehmer bei dieser Aufgabe jedoch nicht. Rollenkarten, Hilfestellungen der Spielleiterinnen und Anschauungsmaterial erleichtern die Einführung in das Spiel.

Willkürlich in Rollen

Nach einer kurzen Einführung zum Thema Migration und zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland bekommen die Zehntklässler willkürlich Rollenkarten zugeteilt und müssen ihre Rolle vertreten - egal ob als Bundeskanzler, AfD-Abgeordneter oder als Vertreter des Bundeslands Sachsen. Wie in der Realität darf dabei die Presse nicht fehlen. Deshalb sind auch ständig Vertreter von "Die Zeit" (Simon Mehler) und "Bild" (Max Siller) vertreten: Sie dokumentieren kritische Aussagen sofort. Dabei sorgen die Schlagzeilen und Äußerungen der Politiker für einige Lacher.

Eric Etterer, der an diesem Tag als Bundestagspräsident fungierte, provozierte mit gewagten Sprüchen zu Flüchtlingen und Asylheimen. "Wir plädieren für eine Neuwahl des Bundestagspräsidenten aufgrund der Inkompetenz des jetzigen", wettert Moritz Drlicek, der in die Rolle eines Linken-Abgeordneten schlüpft. In einer Talkshow können einzelne Vertreter noch einmal ihre Meinung äußern. Die Schüler jonglieren mit politischen Fachbegriffen und auf einen hitzigen Wortwechsel folgt der nächste. "Wir teilen die Punkte der AfD in vielerlei Hinsicht, aber distanzieren uns auch in einigen Punkten davon. Denn wir sind doch keine Rechten", stellen die Vertreter der CDU klar fest.

Diskussion über Paragrafen

Spielleiterin Laura Kaiser ist zufrieden mit dem Spielverlauf: "Die Schüler haben sich sehr gut in ihre Rollen eingefunden, auch wenn sie deren Position manchmal nicht vertreten. Sie diskutieren sehr detailliert über die einzelnen Paragrafen." Der Jugendrat Tirschenreuth hat diese Simulation in Kooperation mit dem Jugendrat Mitterteich und dem Jugendstadtrat Waldsassen organisiert. Als finanzielle Stütze fungierte dabei das Bundesprogramm "Demokratie leben". "Die jungen Leute erfahren im Planspiel hautnah, wie schwierig es ist, im demokratischen System für die eigene Meinung in Debatten einzutreten und Kompromisse auszuhandeln", so Tobias Weiß vom Jugendrat Tirschenreuth.

Auch die Schüler freuen sich über diesen abwechslungsreichen Schultag: "In echt ist alles viel komplizierter. Man sieht erst, wie lange dieser politische Prozess eigentlich dauert", reflektierte Zacharias Frank, der im Spiel Hessen vertrat. Für den eintägigen Bundeskanzler Matthias Acker aus der 10b ist die Simulation eine interessante Erfahrung: "Man muss auf viel achten. Dabei den Überblick zu beachten, ist gar nicht so leicht. Aber ich finde es gut, dass man nicht nur Film schaut, sondern wirklich dabei ist."

Bundespolitiker bei der Beratung - von links Lisa-Maria Neugirg, Eric Etterer und Max Liebold. plym
Bundespolitiker bei der Beratung - von links Lisa-Maria Neugirg, Eric Etterer und Max Liebold.
Die Parteien beteiligen sich bei der Abstimmung im Bundestag. plym
Die Parteien beteiligen sich bei der Abstimmung im Bundestag.
 
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Eric is der geilste

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