Heiliger Wolfgang mitten in Tirschenreuth zu Gast

Tirschenreuth
19.06.2022 - 14:59 Uhr
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Statt der angekündigten fünf Bischöfe waren nur zwei in Tirschenreuth: Diözesanbischof Rudolf Voderholzer – und der heilige Wolfgang. Die Reliquien des Bistumspatrons standen schließlich im Mittelpunkt der Wolfgangswoche.

Die sengende Hitze hat sicher einige Gläubige abgehalten, zum Auftakt des regionalen Teils der Wolfgangswoche am Samstagabend auf den Tirschenreuther Marktplatz zu kommen. Dennoch, knapp 600 Menschen dürften es gewesen sein, die dem Pontifikalamt mit Bischof Rudolf Voderholzer, Regionaldekan Monsignore Georg Flierl und Dekan Thomas Vogl beiwohnten. Viele verfolgten den zweistündigen Gottesdienst per Livestream. Kurzfristig entschuldigt hatten sich die beiden Regensburger Weihbischöfe und Bischof Tomas Holub aus Pilsen.

80 Kilo schwerer Schrein

Mit dem gekühlten Leichenwagen kam am Nachmittag der rund 80 Kilogramm schwere Wolfgangsschrein in Tirschenreuth am Marktplatz an, wo er von Stadtpfarrer Georg Flierl in einer kurzen Andacht willkommen geheißen wurde. Anschließend wurde der Schrein in die Pfarrkirche getragen und vor dem Hochaltar postiert. An Schautafeln als „Stationen der Stille“ konnten sich die Besucher über das Leben des heiligen Wolfgangs informieren und inspirieren lassen.

Helfer leisten Enormes

Zum Pontifikalgottesdienst unter freiem Himmel fand eine Prozession vom Pfarrhof zum Marktplatz satt. Mit dabei waren die kirchlichen Vereine und Organisationen mit knapp 20 Bannern, rund 150 Ministranten aus den Pfarreien des Dekanats Tirschenreuth-Wunsiedel, das Domkapitel und viele Priester aus dem neu gebildeten Dekanat Nord. Den schweren Wolfgangsschrein trugen Mitglieder der Feuerwehr Tirschenreuth.

Mit dem „Wolfgangslied“ wurde die Messfeier eröffnet. Rund 50 Sängerinnen und Sänger, hauptsächlich aus den Kirchenchören Tirschenreuth, Mitterteich und Konnersreuth, begleiteten den Gottesdienst mit der „Missa brevis“ von Jakob de Haan. Dirigiert wurde der Chor wie auch das fünfköpfige Bläserensemble des nordbayerischen Musikbundes von Regionalkantor Stephan Merkes aus Wunsiedel.

Der Chor war etwas zusammengeschrumpft, hauptsächlich wegen Corona. Geprobt werden konnte nur einmal gemeinsam mit den Bläsern. Für die getrennte Vorbereitung waren Moritz Unger (Tirschenreuth) und Matthias Schraml (Mitterteich/Konnersreuth) verantwortlich. Der „Projektchor“ präsentierte sich am Samstag von seiner besten Seite.

Regionaldekan Georg Flierl hieß die vielen Gläubigen willkommen und dankte allen Helfern, die schon im Vorfeld Enormes leisteten - stellvertretend besonders seinem Mesner Gerald Schultes. Man merkte auch dem Stadtpfarrer an, dass die letzten Tage der Vorbereitung anstrengend gewesen sein müssen.

Bischof Rudolf Voderholzer zeigte sich überwältigt davon, was in Tirschenreuth alles auf die Beine gestellt wurde. „Erst war Fronleichnam und jetzt kommt auch noch der heilige Wolfgang mit dem Bischof. Ich sage euch allen ein herzliches Vergelt's Gott.“ Der Wolfgangsschrein sei kein Sarg, betonte Voderholzer: „Nein, das ist die Wiege des Bistums. Denn die Kirche ist immer jung.“

In seiner Predigt ging er auf das Leben des Diözesanpatrons ein, der ein Bischof von europäischem Format gewesen sei, dem die religiöse Bildung ein Herzensanliegen war. „Der heilige Wolfgang war erfüllt von der Sehnsucht, das Evangelium zu verkünden. Die Evangelisierung war seine Leidenschaft.“ Aktuell sehe es nicht ganz so gut aus, viele seien des Glaubens müde geworden, für manche sei der Glauben sogar eine Last, räumte Voderholzer ein. Eine Umkehr sei nötig, eine Neuausrichtung zu Jesus Christus. Wichtig sei unter anderem die Förderung der Bibelkreise und der Gebete. "Es ist meine Bitte, dass sich weitere Familien finden, die auch zuhause miteinander beten. Denn wo die Hauskirche lebt, da lebt die Pfarrkirche, da lebt die Bischofskirche, da lebt der Glaube!“

Die Kommunionausteilung erfolgte an vielen Stellen, markiert von Ministranten mit gelben aufgespannten Schirmen. Am Ende des Gottesdienstes erhielten alle 55 Pfarreien des Dekanats ein Wolfgangsbild, das vor Ort aufgestellt werden soll. Regionaldekan Georg Flierl verlas dazu alle Namen aus dem Dekanat, ehe das Pontifikalamt mit dem Schlusssegen und drei Strophen des Liedes „Großer Gott, wir loben dich“ endete.

Kapiteltag zum Abschluss

Wegen der hohen Temperaturen hatten viele Ministranten zu kämpfen, doch eifrige Helfer unterstützten die „Minis“ immer wieder mit Getränken. Für den liturgischen Dienst waren rund 35 Ministranten, alle aus Tirschenreuth, eingeteilt. Nach dem Gottesdienst lud der Stadtpfarrer die Gläubigen in die Pfarrkirche ein, um beim musikalisch von einigen Chören aus dem Dekanat gestalteten Beten dabei zu sein. Der Geistliche rief aber auch zum Essen und Trinken an den vielen Verpflegungsständen auf.

Nach dem Sonntagsgottesdienst, ebenfalls unter freiem Himmel am Marktplatz, sind am heutigen Montag besonders die Schulen eingeladen, den Schrein des heiligen Wolfgang in der Stadtpfarrkirche zu besichtigen. Höhepunkt ist um 19 Uhr in der Stadtpfarrkirche der Kapiteltag mit Monsignore Thomas Schmid aus Regensburg. Auch zum anschließenden Vortrag von Schmid zu den Anliegen der missionarischen Kirche unter dem Titel "Wo sind die Feuerzungen geblieben?" sind die Gläubigen eingeladen. Dienstagfrüh wird der Wolfgangsschrein wieder nach Regensburg verabschiedet.

Hintergrund:

Zur Person: Heiliger Wolfgang

  • 924 geboren in Pfullingen (Schwaben), ausgebildet auf der Klosterinsel Reichenau und in Würzburg
  • Leiter der Domschule in Trier und Mitarbeiter in der Kanzlei von Kaiser Otto dem Großen in Köln
  • 968 Priesterweihe in Augsburg, anschließend Missionarstätigkeit in Ungarn
  • 972 wurde Wolfgang Abt von St. Emmeram und Bischof von Regensburg
  • Später wurde er Einsiedler am heute nach ihm benannten Wolfgangsee in Österreich
  • 994 starb Wolfgang während einer Reise in Pupping bei Eferding in Oberösterreich
  • 1052 wurde er von Papst Leo IX. heiliggesprochen, seine Gebeine wurden in die neu erbaute Krypta von St. Emmeram übertragen
  • Patron von Bayern und Regensburg, aber auch der Hirten, Schiffer, Holzarbeiter, Zimmerleute, Köhler, Bildhauer und unschuldig Gefangener
 
 

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