Tirschenreuth
26.02.2019 - 12:15 Uhr

Historische Stadtführung in Tirschenreuth für Gäste aus Lauf.

Die Gäste aus Lauf an der Pegnitz sind begeistert. Eine historische Stadtführung mit anschließender, vorgezogener langer Museumsnacht im Tirschenreuther Museumsquartier beflügelt die oberpfälzisch-mittelfränkische Freundschaft aufs Neue.

Etwa 60 Gäste aus Lauf und Tirschenreuth nahmen an der speziellen historischen Stadtführung teil. Bild: tr
Etwa 60 Gäste aus Lauf und Tirschenreuth nahmen an der speziellen historischen Stadtführung teil.

Bevor im Museumsquartier bis knapp vor Mitternacht gefeiert wurde, erfüllten die Gästeführer Cornelia Stahl und Thomas Sporrer ihren Bildungsauftrag mit einer Spezialedition ihrer historischen Stadtführung im Bereich des Marktplatzes und des Museumsquartiers in einer recht frischen aber trockenen und fast windstillen Nacht.

Stadtbrand und Zoigl

Die Schauspieler des Modernen Theaters, Inge Rankel, Anton Beer, Andreas und Georg Schirmer sowie Karl Jäger, zeigten in bewährter Manier zum Beispiel, wie das damals war beim großen Stadtbrand oder wie sich eine Zoiglprüfung abgespielt haben könnte. Selbst Pikantes aus dem Privatleben von Johann Andreas Schmeller hatte Gästeführerin Cornelia Stahl im Gepäck. Diese besondere Gästeführung, die etwa 40 Laufer und halb so viele Tirschenreuther genossen, war die fünfte Veranstaltung im Rahmen des Projektes "Zeit-ab-gleich", das mit einer Ausstellung in beiden Orten und diversen Begleitveranstaltungen noch bis zum 29. März läuft. Bei der historischen Stadtführung erklärte Thomas Sporrer, dass er zusammen mit seiner Kollegin Cornelia Stahl bereits seit sechs Jahren diese Art der Geschichtsvermittlung betreibe. Damit ließe sich in wunderbarer Weise Geschichte transparent und interessant darstellen. 2500 Gäste hätten sich bereits davon überzeugt.

Erhitzer Eisenkamm

Es war anno 1814 als Tirschenreuth bei einem verheerenden Stadtbrand mehr oder weniger vernichtet wurde. Was damals am 30. Juli um 9.30 Uhr passierte untermalten die Schauspieler Karl Jäger als Zigeuner und Inge Rankel. Sie überzeugte als Witwe Scherbaum, die der Überlieferung nach an diesem heißen Sommertag auf dem Balkon ihres Hauses in der Kochstraße 1 mit einem erhitzten Eisenkamm Flachs kämmte und damit den Brand auslöste. Rasch griffen die Flammen auf die anliegen Holzhäuser über. Vier Stunden wütete die Feuersbrunst und vernichtete 907 Häuser und Scheunen.

Am Schmellerdenkmal erfuhren die Gäste fernab des Üblichen ganz andere Dinge über den Sprachforscher und berühmten Sohn der Stadt. Schmellers Tagebüchern nach zu urteilen, mochte er nämlich den Umgang mit attraktiven Frauen nicht weniger als den mit der Sprache. Der berühmte Sprachforscher hatte sich 1816 mit der Witwe Juliane Auer eingelassen, welche er nicht wirklich liebte und die nach seinen Vorstellungen so ganz und gar nicht seinem Bild einer idealen Ehefrau entsprach. Aus der Liaison ging 1818 Tochter Emma hervor. Geheiratet wurde aber erst 1835. Zur Hochzeit vermerkte Schmeller in seinem Tagebuch: "Dekan Boeck kam zur Trauung vom Gottesacker her, wo er eben einen jedenfalls Glücklicheren ins ewige Brautbett gelegt hatte."

Bürgermeister als Erzähler

Die Szene bei der der damalige Abt des Klosters Waldsassen Alexander Vogl (Anton Beer) 1745 mit dem Laienbruder Frater Lipp (Andreas Schirmer), der mit bürgerlichem Namen Philipp Jakob Muttone hieß, den Bau der Fischhofbrücke beschloss, erfolgte im wohlig warmen Alois-Hörmann-Saal. Dort trugen dann auch die Bürgermeister der beiden Städte, Franz Stahl (Tirschenreuth) und Benedikt Bispin (Lauf) ihre Lieblingssage aus der jeweiligen Region vor. Bisping erzählte, wie der Sage nach Lauf zu seinem Namen kam, Stahl erklärte warum die Felsformation Wulfenstein (Wolfenstein) bei Hohenwald so heißt wie sie heißt. Benedikt Bispin zeigte sich beeindruckt von den schauspielerischen Leistungen während der Führung und lud die Akteure zusammen mit den beiden Regisseuren Marianne Stangl und Manfred Grüßner spontan nach Lauf ins "Dehnberger Hof Theater" ein .

Die Ausstellung "Zeit-ab-gleich" ist im Museumsquartier noch bis zum 29. März, jeweils Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr zu sehen.

Der Zigeuner (Karl Jäger) stattet eine feine Dame mit der neuesten Mode aus. Bild: tr
Der Zigeuner (Karl Jäger) stattet eine feine Dame mit der neuesten Mode aus.
Inge Rankel überzeugte als Witwe Scherbaum. Bild: tr
Inge Rankel überzeugte als Witwe Scherbaum.
Inge Rankel überzeugte als Witwe Scherbaum. Bild: tr
Inge Rankel überzeugte als Witwe Scherbaum.
Die Gästeführer Cornelia Stahl und Thomas Sporrer beim Schmeller-Denkmal. Bild: tr
Die Gästeführer Cornelia Stahl und Thomas Sporrer beim Schmeller-Denkmal.
Die Organisatorinnen des Projekts "Zeit-ab-gleich" Regina Rosner und Ina Schönwald (von links), ließen sich den Zoigl schmecken. Bild: tr
Die Organisatorinnen des Projekts "Zeit-ab-gleich" Regina Rosner und Ina Schönwald (von links), ließen sich den Zoigl schmecken.
Der Zoiglprüfer (Georg Schirmer) in Aktion. Bild: tr
Der Zoiglprüfer (Georg Schirmer) in Aktion.
Benedikt Bisping und Franz Stahl (von links) trugen Sagen aus ihrer jeweiligen Stadt vor. Bild: tr
Benedikt Bisping und Franz Stahl (von links) trugen Sagen aus ihrer jeweiligen Stadt vor.
Benedikt Bisping bei seinem Vortrag im Museumsquartier. Bild: tr
Benedikt Bisping bei seinem Vortrag im Museumsquartier.
 
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