Tirschenreuth
29.09.2019 - 16:21 Uhr

Jahresthema wie eine Wundertüte

Jedes Jahr gibt der Initiaktivkreis des Landkreises ein Motto aus, an dem sich seine Aktivitäten orientieren. Und immer befassen sich auch die Künstler mit diesem Thema.

Die beteiligten Künstler zusammen mit den Vorsitzenden des Initiaktivkreises, Wolfgang Lippert (hinten Dritter von rechts) und Wolfgang Wenisch (vorne Zweiter von rechts sowie den Vertretern der Sparkasse und der Politik. Bild: tr
Die beteiligten Künstler zusammen mit den Vorsitzenden des Initiaktivkreises, Wolfgang Lippert (hinten Dritter von rechts) und Wolfgang Wenisch (vorne Zweiter von rechts sowie den Vertretern der Sparkasse und der Politik.

So hieß es in diesem Jahr "Unseren Landkreis mit allen Sinnen erleben". 20 Künstler hatten sich darüber Gedanken gemacht. Die 32 Werke der verschiedensten Genres, die dabei herausgekommen sind, sind jetzt im Foyer der Sparkasse am Maximilianplatz in der Kreisstadt zu sehen.

Keiner gestöhnt

Beim Jahresthema habe diesmal keiner der beteiligten Künstler gestöhnt, denn die Motivauswahl sei dabei nicht schwer gefallen. "Ein Thema, das uns Künstlern fast wie eine Wundertüte erschien", erklärte die Vorsitzende des Kunstvereins Tirschenreuth, Petra Schicker. Bei der Ausstellung ginge es darum, Kunst und Schönheit des Landkreises in den Vordergrund zu rücken. Für einen Maler sei der Sehsinn der wichtigste. Sanft geschwungene Hügel, grüne Wiesen oder Zwiebeltürme kleiner barocker Kirchen seien Vorbilder für die gezeigten "sinnlichen" Themen.

Natürliche Steinmonumente, die im Landkreis an vielen Stellen aus der Erde ragten, als hätten Riesen große Kiesel aufeinandergetürmt, mit Namen wie "Wolfenstein", "Teufelsküche" oder auch "Kammerwagen", lieferten gute Titel für künstlerische Exponate. Auch der Gehörsinn spiele in der Kunst eine große Rolle - Stichwort Musik. Ob die "Heusterz-Musikanten", die die Vernissage musikalisch begleiteten, die "Falkenberger Zoiglmusik", die "Havlicek Brothers" und viele mehr: Sie alle stünden für musikalische Kunst im Landkreis. Einen tollen Sound habe auch die Oberpfälzer Mundart, die hierzulande sogar Einzug in bedeutende Theaterproduktionen gefunden habe. So zum Beispiel die Tirschenreuther Passion oder der Festspielverein Bärnau, der mit historischen länderübergreifenden Theaterstücken zur deutsch-tschechischen Freundschaft beitrage und somit den europäischen Gedanken beflügle. Der Geschmackssinn käme immer dann zum Tragen, wenn wir in einer der vielen Gaststätten im Landkreis ein gutbürgerliches Essen zusammen mit einem Zoigl genießen, denn auch die Zubereitung dieser Köstlichkeiten sei eine hohe Kunst.

Mit Blick des Reisenden

Jeder Künstler habe sich dem Thema gestellt und in seinem Stil einen Beitrag geschaffen. Wer im Landkreis unterwegs sei, dem rät die Sprecherin, alle Sinne zu öffnen. Es brauche nur eine neue Perspektive oder die Betrachtung mit dem Blick des Reisenden, um Neues zu entdecken.

Filialbereichsleiter Peter Hamm begrüßte bei der Vernissage zahlreiche Vertreter aus Politik und Gesellschaft. Er sagte, dass das jeweilige Motto immer eine große Herausforderung für alle Beteiligten sei. Deshalb habe er sich schon im Vorfeld mit dem Begriff "Sinne" beschäftigt, sowohl den fünf klassischen - Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten -, als auch darüber hinaus mit den medizinischen Sinnen. In diesem Fachbereich kenne man nämlich sogar 13 Sinne. Dazu zählten zum Beispiel auch Gleichgewichts- oder Temperatursinn.

Den Landkreis mit allen Sinnen erleben sei für ihn persönlich recht einfach zu bewerkstelligen. Der passionierte Jäger ist viel in der Natur unterwegs und dort würden ständig alle Sinne angesprochen. Man müsse sich das nur bewusst machen. Leider ginge in unserer technisierten Welt dieses Bewusstsein immer stärker verloren. Bei der Ausstellung würde in der Hauptsache das Auge angesprochen, bei einer Präsentation auch das Gehör. Kunst liege immer im Auge des Betrachters. Sie lehre uns genaues Hinsehen, das Beschäftigen mit Details. Sie beflügle die Fantasie, wecke Emotionen, bereite Freude, provoziere und rege zum Nachdenken an,

Seit Aristoteles

Der Vorsitzende des Initiaktivkreises, Landrat Wolfgang Lippert, erinnerte daran, dass das Wort "Sinn" sehr oft negativ im normalen Sprachgebrauch vorkomme, etwa in Wörtern wie Unsinn, Blödsinn oder Sinnlosigkeit. Er wusste, dass bereits Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) die fünf Hauptsinne des Menschen unterschieden habe. Das diesjährige Jahresthema mache schon deshalb Sinn, weil der Landkreis etwas für alle Sinne zu bieten habe. "Einfach nur fantastisch", lobte er die diversen Interpretationen des Mottos durch die Landkreiskünstler. Auffällig sei, dass dabei oft der Fisch eine Rolle spiele, was wiederum sinngebend für den Landkreis sei.

Vollkommene Ruhe

Bürgermeister Franz Stahl regionalisierte das Motto durch den Oberpfälzer Begriff "Sinnallieren". Darunter versteht man Sinnieren. Eine Eigenschaft, die die hiesige Bevölkerung gerne und intensiv pflege und dabei würden beinahe alle Sinne auf einmal angesprochen. Und wo könne man besser über die Dinge des Lebens nachdenken, als in unserer fantastische Landschaft, die einen vollkommen zur Ruhe kommen lasse, fragte er. Es gebe hier viele Orte, die dazu einladen in sich zu kehren, zu "sinnallieren". Auch deshalb müsse man dankbar sein, in unserem Landkreis wohnen zu dürfen.

Information:

Die beteiligten Künstler

An der Ausstellung im Schalterbereich der Sparkasse sind folgende Künstler beteiligt: Tom Brankovic, Brigitte Demmel, Desislava Dimitrova, Emma Eckert, Anton Eichinger, Gislinde Ernst, Petra Gehring, Katharina Hirsch, Rudolf Jäger, Anita Köstler, Inge Posorski, Kerstin Rumswinkel, Klaus Sackstraus, Irmtraud Schicker, Petra Schicker, Hans-Georg Schulze, Margret Seer, Wolfgang Seidel, Angelika Sticht und Angela Ziegler. Geöffnet ist die Präsentation bis 14. Oktober zu den üblichen Öffnungszeiten der Sparkasse. (tr)

"Im Waldnaabtal" von Anton Eichinger. Bild: tr
"Im Waldnaabtal" von Anton Eichinger.
"Bayern" von Katharina Hirsch. Bild: tr
"Bayern" von Katharina Hirsch.
"Stoapfalz" von Petra Schicker. Bild: tr
"Stoapfalz" von Petra Schicker.
"Blickpunkt" von Angelika Sticht. Bild: tr
"Blickpunkt" von Angelika Sticht.
"Tirschenreuther Märchen" von Desislava Dimitrova. Bild: tr
"Tirschenreuther Märchen" von Desislava Dimitrova.
 
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