Das trübe Wetter passte zur Stimmung im Rathaus, wo Bürgermeister Franz Stahl gemeinsam mit Mirko Streich, Vinzenz Rahn, Peter Geyer und Gaby Saller zur Pressekonferenz geladen hatte. Die Nachricht: Die Stadt Tirschenreuth hat aufgrund der Coronakrise die Aufführung der "Neuen Passion" auch für das Jahr 2021 abgesagt.
Bürgermeister Stahl erinnert sich an den Tag im März, als er das Aus für die Europassion verkünden musste. "Das ist jetzt neun Monate her. Wir hatten große Hoffnungen auf 2021 gelegt." Um vernünftig planen zu können, müssten die Proben beginnen und der Vorverkauf. Das lasse die jetzige Situation nicht zu. Die Stadt werde weiterhin im kulturellen Bereich alles tun, was möglich sei. "Aber eine Passion ist nicht möglich." Würde sich nur ein Schauspieler infizieren, wäre alles erledigt und über 100 Teilnehmer müssten in Quarantäne. Und wie solle Maria ihren toten Sohn Jesus bei dem vorgeschriebenen Abstand im Arm halten? Auch die Abendmahlszene funktioniere mit 1,50 Meter Abstand nicht. Außerdem habe die neue Version mehr als nur 150 Zuschauer verdient. Mehr seien aber im Kettelerhaus pro Aufführung aktuell nicht erlaubt. "Wir waren zu 100 Prozent ausverkauft", so Stahl. Aber Schutz der Menschen gehe vor. "Alles andere wäre unverantwortlich."
Inzwischen seien auch die Darsteller informiert worden. Gemeinsam habe man die Aufführung der "Neuen Passion Tirschenreuth" für 2022 ins Auge gefasst. Was für Stahl heißt: "In einem Jahr stehen wir wieder hier für neue Planungen zur Passion." Ein Zuckerl hatte Gaby Saller. Bernhard Neumann, Darsteller des Judas, will im März 2021 den Monolog des Judas aufführen. "Mit dieser Idee beschäftigen wir uns momentan gedanklich", so Saller. Da der Judas in der Passion eine neue, größere Rolle bekommen habe, biete es sich an, ihm diese eigene Darstellung zu ermöglichen. Als besonderen Aufführungsort schlug Saller den Keller der Fronfeste vor. Stahl war sofort Feuer und Flamme dafür.
Vinzenz Rahn, Kenner nahezu sämtlicher Europäischer Passionsspiele, war wirklich sehr angeschlagen, was ihm anzusehen war. "Schade darum, aber es war absehbar", sagt Rahn und berichtete von den Kollegen in Europa, wo vier Passionen ebenfalls bereits abgesagt seien. Die Europassions-Statue, die den Vertretern der Kreisstadt als Spielort vor einem Jahr in Frankreich überreicht worden war, steht immer noch bei ihm zu Hause. "Keiner weiß, wie es weitergeht", so Rahn. Er habe für Tirschenreuth eine neue Bewerbung an den Passionsrat geschickt. Nächster möglicher Zeitpunkt wäre 2025.
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