Jugendtheater Tirschenreuth löst jede Menge Gefühlswelten aus

Tirschenreuth
09.03.2023 - 12:34 Uhr
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Wie das mit den Emotionen ist, erproben elf Mädchen und Buben des MTT-Jugendtheaters in Tirschenreuth. Ihre Erkenntnisse zeigen sie beim Projekttheater in der Asha Design Galerie.

„Wer ist aufgeregt?“ Auf diese Frage von Oberpfalz-Medien meldet sich keiner der elf Jugendlichen. Die Buben und Mädchen sitzen auf der Treppe zur Bühne der Asha Design Galerie. „Ich“, kommt ein zaghafter Piepser aus dem Hintergrund. Es ist die Regisseurin, die sich mit Lampenfieber behaftet outet. Jetzt gibt es lautstarkes Gelächter, der Bann ist gebrochen. Wenn sogar Doris Hofmann ehrlichen Herzens zugibt, dass sie aufgeregt der Premiere eines von ihr mit den Jugendlichen inszenierten Projekttheaters entgegenfiebert, darf wohl jeder Lampenfieber haben.

Die Frage nach dem Lampenfieber fällt während einer Probenbegleitung des MTT-Kinder- und Jugendtheaters. Diese Einrichtung, dem Modernen Theater Tirschenreuth angegliedert, gibt es erst zwei Jahre. Der Verein bot im April 2021, auch vor dem Hintergrund der anstehenden „Neuen Passion Tirschenreuth“, einen Jugendkurs an. Immerhin neun Jugendliche und Kinder meldeten sich.

Keine Textvorlagen

Janka Hannemann-Mathes übernahm die Leitung und holte sich Theaterpädagogin Doris Hofmann aus Nabburg ins Boot. 2021 im Herbst, als Corona noch nicht vorbei war, übte der erste Kurs im Probenraum der Grundschule Tirschenreuth erste Schritte über die Bretter, die die Welt bedeuten.

Zwei Jahre später geht es im zweiten Kurs mit Riesenschritten und mit erfreulichem Zuwachs von weiteren Teilnehmern auf die erste Theaterpremiere zu. Inzwischen unterstützt Christina Trenner, auch Mitglied im MTT, die Arbeit als zweite Jugendkursleiterin. Das seien aber längst nicht alle Helfer, betont Hannemann-Mathes. Sie freut sich über helfende Hände aus dem Verein für Bühnenbau, Technik, Licht und mehr

Zum Theaterstück selbst erklärt Hannemann-Mathes, hier handele es sich nicht um ein klassisches Theater mit einer Geschichte als Inhalt. Im Gespräch mit den jungen Akteuren habe man sich auf die Darstellung von Alltags-Emotionen geeinigt in Form eines Projekttheaters. „Wir haben kein Drehbuch und keine Textvorlagen. Alles wird während der Proben Schritt für Schritt entwickelt.“ Ein Kraftakt, der allen einiges abverlange, findet die Kursleiterin.

Erstmals auf der Bühne

„Die Kinder und Jugendlichen kommen in die Probe und wissen nicht, was heute passiert“, macht sie den Hintergrund dieses interaktiven Bühnengeschehens plausibel. Während des Kurses würden Texte erst verfasst, die dann relativ schnell auswendig aufgesagt werden müssen. Andere Passagen verschwinden wieder oder eine Szene werde komplett verändert und manchmal sogar verworfen.

Hannemann-Mathes kann bei dieser Variante eines gängigen Improtheaters – wo das Theaterstück überhaupt erst bei der Aufführung entsteht – ihr junge Ensemble nur loben. Hochkonzentriert seien die Jugendlichen dabei und zeigten große Talente.

Kurz vor der Premiere korrigiert Doris Hofmann lediglich noch kleine Formfehler oder hilft bei vergessenen Wortwendungen. In der Galerie Asha Design ist extra für die letzten Proben der Laden geschlossen worden. Hier am Deschplatz findet die Doppelpremiere statt: Die Jugendlichen stehen erstmals auf einer öffentlichen Bühne und das MTT-Jugendtheater zeigt erstmals seine Arbeit.

Emotionen sichtbar machen

Dabei ist die Galerie von Künstlerin Desislava Dimitrova ein bestens geeigneter Schauplatz. Der Kunstladen hat eine Bühne im hinteren Bereich und ist groß genug für ein überschaubares Publikum. Dimitrovas Sohn Buzhidar spielt mit, was aber nicht der Grund für die Auswahl einer Jugendtheateraufführung an diesem Ort war. Hannemann-Mathes hat mit den Jugendlichen bereits hier geprobt, bis sich der Probenraum der Grundschule anbot.

Was sich der Zuschauer vom Theater mit dem Titel "Welt der Gefühle" vorstellen muss, zeigen Ferdinand und Nico während der Proben deutlich. „Ich bin durchgefallen“, jammert Nico seinem Freund Ferdinand entgegen. Ferdinand strahlt über das ganze Gesicht: „Das ist ja mega!“, ruft er begeistert und schlägt Nico anerkennend dabei auf die Schulter. „Und mein Hund ist krank“, verdoppelt Nico sein Leid. „Was bist du für ein Glückspilz“, lautet die für den Zuschauer etwas irritierende freudige Antwort auf eine schlechte Nachricht. Hier geht es darum, Emotionen sichtbar zu machen, die im Alltag oftmals wenig beachtet werden. Die Akteure holen den Alltag mit all seinen Gefühlen auf die Bühne.

Nachwuchs für Verein

Die Zuschauer dürfen gespannt sein, wie das junge Ensemble unter der Regie von Doris Hofmann diese Gefühlswelten sichtbar macht. Bei Asha Design kommt es sogar zum Äußersten: Ein Politiker beschließt, Emotionen weltweit abzuschaffen. Wie, bleibt vorerst Bühnengeheimnis. Gewiss ist, dass das MTT von den zwei Jugendkursen enorm profitiert, denn es hat Nachwuchs in den Verein gespült: Alle Kinder und Jugendlichen heben die Hände auf die Frage, ob sie nach der Premiere weiter Theater machen. Einige aus dem ersten Kurs waren sogar bereits auf großer Bühne bei der Passion im Kettelerhaus zu sehen.

„Mir macht das Spaß, weil ich neue Freunde gefunden habe“, freut sich Paulina über einen Nebeneffekt, den sie bei ihrer Anmeldung nicht erwartet hat. Emotionen einmal laut herausschreien zu dürfen, finden einige Jungs im Ensemble cool. Und Magdalena bezeichnet es als megatoll, sich auf der Bühne ausprobieren zu können.

Während die Proben intensiv voranschreiten, schleppen MTT-Mitglieder große Kisten herein, die Beleuchtung wird installiert, überall stehen und liegen Requisiten umher. Mit professioneller Technik, erprobten Handgriffen und jeder Menge Enthusiasmus wird die Asha Design Galerie zum Theater umfunktioniert. Am Freitag, 10. März, ist Premiere mit Eltern und Freunden als Zuschauer. Wer weiß, bis dahin steigt das Lampenfieber vielleicht doch noch an, wenn das die Jugendlichen auch bei den Proben nicht glauben wollen.

Hintergrund:

Projekttheater "Welt der Gefühle"

  • Ort: Asha Design Galerie, Deschplatz 3, Tirschenreuth
  • Termine: Premiere am Freitag,10. März, 19 Uhr mit geladenen Gästen, Eltern und Freunden; offene Aufführung am Samstag, 11. März, 19 Uhr (Achtung: begrenzte Platzwahl); Sonntag, 12. März, 16 Uhr Aufführung für Ehrengäste
  • Darsteller: Ferdinand Vogl, Maximilian Kraus, Noah Müller da Silva, Paulina Wild, Lilly Birkner, Bozhidar Radev, Alexandra Markowski, Amelie Wernick, Nico Fenzl, Magdalena Rubner
 
 

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