(rti) Es sind Kindheitserinnerungen, die Gary Mirwald zum Käfer-Fan machen. Der 49-Jährige blickt auf die 1970er zurück, als sein Onkel eine Tankstelle hatte. "Da sah ich immer so viele Käfer." Auch war die örtliche Zeitung mit einem solchen weißen Fahrzeug unterwegs. Diese kaufte später seine Mutter. Und damit war es um den Niedersachsen (Stadt Seesen) geschehen. "Der Käfer ist wie ein Virus. Davon kommt man nicht mehr los", erzählt Mirwald.
Seit April 2001 besitzt er einen solches Exemplar in capriblau. Die Erstzulassung für dieses Fahrzeug war am 25. Juni 1958 in Tirschenreuth. Also vor exakt 60 Jahren. "Es ist nahezu im Originalzustand", freut sich der Chef einer "Design-Werkstatt für Werbetechnik". An dem Auto blitzt sogar noch das kleine Metallplättchen des ehemaligen Tirschenreuther Autohauses August Kopf hervor. Bis 2000 war der Käfer in der Kreisstadt unterwegs. Daher kontaktierte Mirwald den "Neuen Tag" und machte sich mit dem Oldtimer auf den Weg in die Oberpfalz, um mehr über sein Gefährt zu erfahren.
Nachlass geht ans Missionshaus
Der Erstbesitzer war die Firma Georg Fleischmann. Der Malermeister war am Marktplatz 4 zu Hause. 1974 wurde das Auto auf seine Tochter Irmgard Fleischmann umgeschrieben. Schließlich war der Käfer ab 1995 auf Josef Kuchenreuther angemeldet. Und hier setzt die Recherche an. "Irmgard Fleischmann hatte keine Kinder. Sie war städtische Angestellte in der Verwaltung und starb 1995. Ihr Nachlass ging ans Missionshaus St. Peter", weiß Kuchenreuther. Darunter befand sich auch das Auto. Dieses kauft kurze Zeit später seine Tochter Alexandra für 700 Mark. "Zudem haben wir gleich noch die Autoversicherung übernommen. Die war fast teurer wie der Käfer. Das Fahrzeug haben wir auf mich laufen lassen", erinnert sich der Tirschenreuther beim Treffen mit Mirwald auf dem Marktplatz.
Schnell kommen die beiden ins Plaudern. Der Niedersachse macht dabei auch die Fronthaube auf. Kuchenreuther ist erstaunt. Alles ist bestens erhalten. Unter der Abdeckung des Reserverads ist sogar Werkzeug versteckt. "Der ist ja wirklich in einem super Zustand", schwärmt der Oberpfälzer. Auch der Winker, der früher als Blinker diente, lässt sich noch ausklappen.
Auto oft in der Garage
Natürlich will er sich auch einmal hineinsetzen. Für Mirwald ist das kein Problem. Schon nehmen beide Platz und drehen eine Runde über den Marktplatz. "Meine Tochter ist nicht viel mit dem Auto gefahren. Daher hat sie es verkauft", erklärt Kuchenreuther. Auch Irmgard Fleischmann habe das Auto nicht sehr oft bewegt. "Da kamen oft die Winterreifen drauf und dann stand das Fahrzeug den ganzen Winter über in der Garage."
Mirwald hat den Käfer 2001 gekauft. Dazwischen hatte eine Malerfamilie aus dem Harz das Fahrzeug ein Jahr lang in ihrem Besitz. "Ich musste mich damals innerhalb einer Stunde entscheiden. Eigentlich wollte ich einen roten Käfer haben. Aber dann habe ich gesehen, was das für ein Schmuckstück ist." Der Niedersachse konnte nicht widerstehen. Er legte 4500 Euro auf den Tisch. "Das war ein Witz. Das war ein extrem günstiger Preis", deutet der 49-Jährige an, dass das Fahrzeug mittlerweile ein Vielfaches wert ist.
Trotzdem ist er mit dem Auto noch immer manchmal unterwegs. 35.000 Kilometer hatte es 2001 auf dem Zähler, mittlerweile sind es 48.000. "Der Wagen läuft immer besser, wenn man ihn nicht zu lange stehen lässt." Für die Fahrt ins Stiftland brauchte er sechs Stunden. Als Begleiter hat Mirwald seinen Kumpel Jens Dröge dabei, der in einem "normalen Auto" unterwegs ist.
Farbkarte von 1958
Besonders fasziniert ist der Niedersachse, dass die Vorbesitzer immer wieder alle Unterlagen weitergegeben haben. "Das Fahrzeug war mindestens einmal in Italien und hat den Brenner-Pass überquert." Selbst ein altes Service-Heft mit den eingetragenen Daten sei vorhanden, und eine Farbkarte von 1958, aus der hervorgeht, dass es in diesem Jahr drei Grundfarben für dieses Modell gab. Zudem hat Mirwald noch ein Kissen daheim, auf dem ein TIR-Kennzeichen gestickt ist und in dem vermutlich Erste-Hilfe-Materialien verstaut wurden. Außerdem bekam er 2001 noch viele Ersatzteile wie original Felgen, Gummidichtungen, Chrom-Zierleisten und verpackte Lampen.
"Dieses Auto ist immer sehr ordentlich weitergegeben worden. Daher bin ich hierher gekommen, um noch mehr über den Käfer zu erfahren." Die zusätzlichen Informationen von Kuchenreuther nimmt Mirwald daher sehr dankend an. Leider hat der Tirschenreuther aber keine alten Fotos mehr. Dies ist dem 49-Jährigen aber noch eine Herzensangelegenheit. Die Spurensuche geht daher weiter.
Suche nach Bildern
Gary Mirwald sucht noch nach weiteren Informationen zu seinem Auto. "Wer sich an dieses Fahrzeug oder die damit verbundenen Umstände erinnert und möglicherweise Bildmaterial hat, darf sich gerne bei mir melden." Die Stiftland-Redaktion sammelt die Infos unter der E-Mail-Adresse redtir[at]oberpfalzmedien[dot]de und leitet sie an Mirwald weiter.
































Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.