Tirschenreuth
10.11.2019 - 14:26 Uhr

Kartoffel als gesund machende Powerbombe

Was ist ein Erdäpflwickel und wofür ist er gut? Das und mehr über das Nachtschattengewächs lernten die Teilnehmer beim Vortrag „Wickel & Co.“ im Museumsquartier in Tirschenreuth.

Kräuterführerin Johanna Zettl (rechts) zeigte den Vortragsteilnehmerinnen, wie Erdäpflwickel aufgelegt werden. Bild: ubb
Kräuterführerin Johanna Zettl (rechts) zeigte den Vortragsteilnehmerinnen, wie Erdäpflwickel aufgelegt werden.

Wenn das nicht Schule macht: In der Museumsküche dampften die Kartoffeln im Topf, im Pädagogikraum dampfte der Glückstee in der Kanne und die Kräuterführerinnen, Susanne Lehner und Johanna Zettl, teilten unter den Teilnehmern der Kräuterführung "Wickel & Co." Kartoffelkuchen sowie Kartoffelkäse auf Brot aus. Was sehr unterhaltsam und gemütlich klingt, war aber eine interessante Schulung über Heilmittel aus Omas Zeiten.

Geballtes Wissen

Die 13 Teilnehmer bekamen von den Kräuterführerinnen beim vorletzten Vortrag dieses Jahres in der Reihe "Der Natur auf der Spur" geballtes Wissen über die Kartoffel als Powerbombe und Heilpflanze vermittelt. Die Heil- und Linderungsmethode mit Wickel, erklärte Johanna Zettl, gehe nachweislich bis 1500 vor Christus zurück. Sie nannte bekannte Ärzte der Vorzeit wie Hippokrates, Paracelsus und Sebastian Kneipp, die Wickel für Beschwerden empfohlen hätten. Wickel seien in vieler Hinsicht wirksam. Wärme und Kälte würden die Hautdurchblutung beeinflussen und damit den Blutkreislauf. Der Stoffwechsel werde angeregt, die Abwehrkräfte würden gestärkt und die Selbstheilkräfte aktiviert. Susanna Lehner erklärte den lateinischen Namen der Kartoffel "Solanum tuberosum" als zu den Nachtschattengewächsen gehörend.

30 Inhaltsstoffe

"Die Kartoffel ist ein kleines Wunderwerk", sagte Lehner und bekräftigte dies mit der Aufzählung von über 30 Inhaltsstoffen wie Kalzium, Magnesium, Kalium, Schwefel, Phosphor, Eisen, Zink. Eiweiß und Bor sowie Vitaminen von A bis K und mehr. Dabei habe die Kartoffel nur 68 Kilokalorien pro 100 Gramm. "Erdäpfl mit Quark" zum Beispiel sei ein hochwertiges und kalorienarmes Essen.

Gegen Erkältungen

Nach der theoretischen Einführung wurden als Beispiele der Kartoffelverwendung in der Küche "Kartoffelkäse" als Brotaufstrich und "Kartoffelkuchen", beides selbst gemacht, serviert. Nach diesem leckeren Zwischenspiel ging's zurück zur Heilwirkung des Gewächses: Wirkungsvoll sei der Erdäpflwickel unter anderem bei Muskelverspannungen, Erkältungen, Menstruations- und Bauchschmerzen, zur Entspannung, bei Blasenentzündungen und vielem mehr, so die Referentinnen. Damit er lang warm bleibe, sei es ratsam, ihn mit einem dicken Tuch abzudecken. Wickel könnten kurzzeitig oder über Nacht eingesetzt werden.

Musik und Gedichte

Praktischerweise, wie die Fachfrauen zeigten, ist der Erdäpflwickel äußerst rasch einsatzbereit: Es müssen lediglich zwei Kartoffel zehn Minuten gekocht werden. "Diese werden mit der Schale zerdrückt und in ein Tuch gewickelt", erklärte Lehner. Damit sich die Kursteilnehmer die Anwendung bildlich vorstellen konnten, bekam jeder einen heißen Wickel ja nach Wunsch auf die Brust oder in den Nacken gelegt. Begleitet von meditativer Musik, Gedichten und weiteren themenbezogenen Infos konnten sich die Anwesenden zehn Minuten lang live von der entspannenden Wirkung überzeugen lassen. Zum Schluss verschenkten die Referentinnen an jeden Teilnehmer einen Beutel Glückstee, eine Kartoffel sowie Rezepte für zu Hause.

Jeder Teilnehmer bekam einen Erdäpflwickel und durfte sich von der Wirkung selbst überzeugen. Bild: ubb
Jeder Teilnehmer bekam einen Erdäpflwickel und durfte sich von der Wirkung selbst überzeugen.
In der Pause servierte Johanna Zettl unter anderem Kartoffelkuchen. Bild: ubb
In der Pause servierte Johanna Zettl unter anderem Kartoffelkuchen.
Ratzfatz ist ein Erdäpfwickel fertig: Susanne Lehner (links) und Johanna Zettl zeigten, wie's geht. Bild: ubb
Ratzfatz ist ein Erdäpfwickel fertig: Susanne Lehner (links) und Johanna Zettl zeigten, wie's geht.
 
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