Sachlich und mit jeder Menge Zahlenwerk versehen war der Vortrag mit Thema "Was geschieht mit meiner Kirchensteuer?", zu dem Stadtpfarrer Georg Flierl ins Haus St.Josef eingeladen hatte. 30 Zuhörer bekamen Informationen aus erster Hand von Wolfgang Bräutigam, dem stellvertretenden bischöflichen Finanzdirektor, und von Clemens Foierl, Leiter des Katholischen Kirchenamtes. Bräutigam erklärte, dass der Steuerhaushalt der Diözese bereits seit den 70er Jahren für Interessierte zugänglich ist. "Jeder kann sehen, welches Geld der Diözese zur Verfügung steht und für was die vorhandenen Gelder ausgegeben wurden." Seit der Umstellung 2017 auf einen Jahresabschluss nach den im Handelsgesetzbuch niedergelegten Vorschriften seien die Jahresabschlüsse auf der Internetseite www.zahlen-gesichter.de einsehbar. Bräutigam findet aber, vorher sei es übersichtlicher gewesen.
Als größte Einnahmequelle für die Diözese nannten die Finanzfachleute die Kirchensteuer. Ihren Ursprung habe sie in der Zeit der Kirchenenteignung um 1803, als die Landesfürsten erst die Kirchen enteigneten, ihnen dann aber die Steuererhebung wieder selbst in die Hände legten, wusste Foierl, der ein ehemaliger Ministrant von Pfarrer Flierl aus dessen Kaplanszeiten in Tirschenreuth ist. 1919 sei die Kirchensteuer gesetzlich verankert worden, verknüpft mit der Einkommenssteuerabgabe. Kirchensteuerpflichtig werde man mit der Taufe. "Typisch Deutsch ist sie nicht", verwies Foierl auf Skandinavien und die Schweiz, wo auch Kirchensteuer erhoben wird. Österreich habe einen Kirchenbeitrag. In Frankreich, USA, Italien und Spanien beispielsweise würden freiwillige Beiträge gezahlt. "In Italien fließen diese aber zu 90 Prozent den Kirchen zu."
Stundungen zinslos
Die Kirchensteuer, die der Diözese zukomme, betrage acht Prozent des Einkommens und werde von den Finanzämtern über die Lohn- und Einkommensteuer abgerechnet (Baden-Württemberg erhebt ebenfalls acht Prozent, alle anderen Bundesländer neun Prozent). "Wir bearbeiten etwas über 50 000 Steuerkonten bei 1,2 Millionen Katholiken", erklärte er aus der Verwaltung. Zwar könne niemand von der Kirchensteuer befreit werden. "Aber wir sind großzügig bei Erlassanträgen und unsere Stundungen sind zinslos!" An dieser Stelle fügte Foierl eine Anekdote aus seinem Berufsalltag ein. Sein Telefonanschluss werde gleichermaßen für Finanzberatung wie für Seelsorge genutzt. "Die Leute rufen bei uns an, erzählen uns ihr Leid und klagen meist am Schluss des Gesprächs: "Und dann müssen wir auch noch Kirchensteuer zahlen."
Planungssicherheit durch Steuer
Als wichtigen Punkt sprach Foierl die steuerliche Geltendmachung beim Lohn- oder Einkommenssteuerbescheid an. "Damit fließt ein Teil der Kirchensteuer wieder an den Steuerpflichtigen zurück." Der Referent stellte die Frage in den Raum, ob Kirchensteuer gerecht sei und beantwortet diese mit der damit verbundenen Unabhängigkeit der Kirche in Deutschland. Außerdem sorgen Kirchensteuern für Planungssicherheit, was eine gleichmäßige Verteilung der Gelder, auch für kleine Pfarrgemeinden möglich mache. 2018 etwa seien mit mehr als 200 Millionen Euro 53 Prozent aller Erträge unmittelbar in die Seelsorge geflossen, insbesondere an die 631 Pfarreien der Diözese.
Nachdem von sinkenden Erträgen und Zinserträgen auszugehen sei, erkannte Foierl auch keine rosige Zukunft für die Kirchensteuer. Die Diözesanleitung hätte es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, mit strukturellen Änderungen mittelfristig ein ausgeglichenes Jahresergebnis zu erhalten. "Ziel ist, die Kirche von Regensburg unter geänderten Bedingungen lebens- und handlungsfähig zu erhalten, zum Beispiel für den Gottesdienst, die Pastoral und die gelebte Caritas."
Im Jahr 2018 beschäftigte die Diözese etwa 501 Priester, 43 hauptamtliche Diakone, 256 Pastoralassistenten und -referenten sowie Gemeindeassistenten und -referenten, 312 Religionslehrer im kirchlichen Dienst und 429 Diözesanangestellte. Rund 11 Prozent des Haushaltsvolumens 2018 floss in den Bereich Schule, Bildung, Wissenschaft und Kunst. Die 2004 gegründete Schulstiftung der Diözese Regensburg betreut als eigenständige Rechtsträgerin in 14 Schulen rund 6000 Schüler, die von 484 Lehrern unterrichtet werden. Dazu kommen 145 Verwaltungsangestellte. Der Diözese steht ein Eigenkapital von knapp 907 Millionen Euro zur Verfügung. Etwa 751 Millionen Euro davon sind zweckgebunden, zum Beispiel für Investitionen oder Versorgungsverpflichtungen. Das verbleibende Nettovermögen beträgt rund 155 Millionen Euro. Dieser Betrag deckt weit weniger als die Hälfte des Diözesanhaushalts für das laufende Jahr, sagen Foierl und Bräutigam.
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