Die Kleinen feilschen in Tirschenreuth wie die Großen

Tirschenreuth
25.07.2022 - 13:44 Uhr
OnetzPlus

Premiere gelungen: Der erste Kinderflohmarkt des Kreisjugendrings Tirschenreuth wird zum Erlebnis für Groß und Klein.

Morgens um 9 Uhr geht es am TEO-Parkplatz fröhlich-hektisch zu. Die Läden sind heute nicht geöffnet, dennoch soll einiges an Ware raus: Heute findet der Kinderflohmarkt des Kreisjugendrings (KJR) statt, eine Premiere. Die Kinder verkaufen gut, einige haben eine Stunde später ihr Geld sogar bereits wieder ausgegeben – am Stand des Nachbarn.

Luca Haberkorn schielt neugierig zum Verkaufsstand gegenüber. Das Objekt seiner Begierde ist eine Playstation-Konsole. „Ich brauche noch 14 Euro“, stöhnt Luca aufgeregt. Mama Christine Haberkorn schmunzelt leise, bleibt aber streng. Luca muss sich seinen Wunsch selbst verdienen, so lautet der Plan. Der Zwölfjährige hat gehörig ausgeräumt in seinem Kinderzimmer in Mitterteich.

Vom Babyspielzeug bis hin zu Playstation-Equipment, Spielfiguren und jeder Menge Computerspiele verkauft er alles, was Kinderherzen höher schlagen lässt. Eine Kettensäge oder eine Bohrmaschine gefällig, mit Batterie funktionstüchtig für den kleinen Handwerker? Luca hat‘s. Er brauche das Zeug nicht mehr, erklärt der Bub. „Dafür bin ich schon zu groß.“

Polizei schaut vorbei

Tatütata, jetzt kommt die Polizei. Nein, nicht weil die Kinder illegal Sachen verkaufen. Alles hat seine Richtigkeit. KJR-Kreisvorsitzender Jürgen Preisinger hat die Polizeiinspektion Tirschenreuth als Teil des Unterhaltungsprogramms eingeladen. „Wir müssen uns auch öffentlich präsentieren“, soll das Polizist Udo Eckert nur recht sein. Flugs ist sein Polizeiauto von einer aufgeregten Kinderschar umringt. 25 Teilnehmer, erzählt Preisinger, hätten sich als Flohmarktverkäufer angemeldet. Diese gelungene Premiere soll aber keine Eintagsfliege sein. 2023 soll es schon eine Wiederholung geben.

Zum Programm gehören auch Zauberkünstler Wobby und ein Coffee-Bike, gesponsert vom TEO-Betreiber. Während sich die Kinder bei Wobby ein Luftballontier holen, müssen die Mamis die Stände betreuen. „Alena, komm’ mal wieder“, ruft eine Mutter ihrer Achtjährigen lautstark hinterher. Alena hat Spiele, Kuscheltiere und Bücher mitgebracht. Um ein nettes Einhorn tut es ihr schon ein wenig leid. Das zu verkaufen, falle ihr schwer, erzählt das kleine Mädchen. Auch Amalie (9) ist mir ihrer Mama Sabrina Hillert am Flohmarkt. Das Mutter-Tochter-Team bietet Klamotten an, Bücher und Spiele. „Alles muss raus“, lacht Amalie frech in die Kamera, ganz Händlerin. Die Mama hat im Ferienprogramm vom Flohmarkt erfahren. Amalie wird ihre Einnahmen für die Gebühren weiterer Sommerferienprogramme verwenden.

Nachhaltigkeit beim Einkauf

Der Flohmarkt war kostenlos, praktischerweise hat der KJR auch die Tische zur Verfügung gestellt. An einem Verkaufsstand strahlt eine komplette Familie über Geld in der Kasse. Markus Reinsch, Bruder Jonas und die große Schwester Marie verkaufen jede Menge nicht mehr benötigten Plunders. Ein Dirndl, Reiterstiefel, Bücher, Spiele, Puzzle und mehr sind noch zu haben, die Auswahl ist groß. „Du wirst das Geld wieder in eine neue Reitstunde investieren“, vermutet Mutter Irmgard Reinsch, augenzwinkernd in Richtung Tochter. Markus (7) hat spezielle Wünsche. „Ich will die Playstation von dem Stand da drüben“, seufzt er sehnsüchtig und fügt hoffnungsvoll an: „Ob der Papa das erlaubt?“

Fröhlich hüpfen Lea und Ben über den bunten Parkplatz, der heute Kinderträume erfüllt. Die Geschwister dürfen sich etwas kaufen. „Für 10 Euro“, schmunzelt Mama Lisa Käß und gibt ihren Kindern vertrauensvoll ihren Geldbeutel mit. Lea zählt auf, was sie erstanden hat: „Inlineskates, Knieschützer und Ellbogenschützer.“ Ganz schön viel für 10 Euro. So mag es Jürgen Preisinger. Nachhaltigkeit beim Einkauf, sagt er, werde hier live praktiziert. Spielwaren oder Kinderklamotten seien selten derart abgenutzt zum Wegwerfen. „Außerdem lernen die Kinder den Umgang mit Geld.“

Weniger zufrieden ist der 14-jährige Johannes Keck aus Erbendorf. Sein Stand ist weit vorne platziert, da würden die Leute gern erst einmal weitergehen. Außerdem hat Johannes hochwertige Sachen. Playmobil, Lego und Lego Friends gibt es auch gebraucht nicht zum Spotpreis. 30 Euro will Johannes zum Beispiel für ein Playmobil-Set, das er in der Originalschachtel verkauft. Plötzlich tummeln sich jede Menge potenzieller Kunden um seinen Stand. Leider interessieren sich die Mütter nur für die Kinderklamotten, die Johannes für seine nicht anwesende Schwester mitverkauft. Das Geld, sagt er, bekomme trotzdem die Schwester. Bei derart viel Geschwisterliebe sollte für Johannes mindestens eine dicke Provision rausspringen.

 
 

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