Das Werk käme zum richtigen Zeitpunkt, sagte Krankenhausleiterin Claudia Kost. Denn das Haus feiere im kommenden Jahr seinen 200. Geburtstag. "Gebührend", wie sie versprach. Bei der Feierstunde signierte der Autor einige Exemplare für die Leute, die ihn seitens des Krankenhauses bei seinen Recherchen geholfen haben.
Co-Autorin unverzichtbar
Besondere Unterstützung fand der Autor mit Helga Hladik. Sie war früher selbst in der Verwaltung des Hauses tätig und hatte bereits zum 175. Geburtstag der Einrichtung eine beachtenswerte Ausstellung organisiert. Damals war Hladik mehrmals ins Amberger Stadtarchiv gereist und hat, wie sie selbst erklärte, sehr viel aufgeschrieben und bergeweise Kopien mit nach Tirschenreuth gebracht. Die Texte wurden mit zahlreichen Fotos ergänzt. Daraus entstand eine Chronik, das Gros der damaligen Ausstellung .
Die umfangreiche Sammlung der "Co-Autorin" diente jetzt als Forschungsgrundlage für Pollands Beitrag im neuen Buch. Sein Dank galt in diesem Zusammenhang auch Krankenhauchefin Claudia Kost und Kamila Sojka aus der Verwaltung. "Die Damen haben mich hervorragend bei meiner Arbeit unterstützt und kartonweise Material aus dem hauseigenen Archiv geschleppt." Polland stellte fest, dass das Krankenhaus ein sehr interessantes Thema darstelle. Das begann so: 1814 kam ein Landrichter nach Tirschenreuth. Einen Monat später brannte die Stadt bis auf zwei, drei Häuser ab. Der Richter organisierte eine Spendenaktion, damit schnell wieder aufgebaut werden konnte. Dabei sei offensichtlich so viel Geld zusammengekommen, dass schon 1817 in der Mühlbühlstraße das erste Krankenhaus gebaut werden konnte, das gleichzeitig auch als Armenanstalt genutzt wurde. Der Bezeichnung Krankenhaus sei es nie gerecht geworden. Es sei eher ein Haus zum Sterben gewesen, sagte Polland. Schwerkranke Mägde und Knechte, die keine soziale Versorgung hatten, wurden aufgenommen.
Armen-Betten
Die Gemeinden kauften für sie im Krankenhaus eine bestimmte Anzahl an Betten. Damals größere Städte, wie etwa Bärnau, leisteten sich zwei davon, kleinere Orte nur eines. Etwa 20 solcher Betten standen im Tirschenreuther Haus zur Verfügung. Die reichen Bauern selbst wurden bei Krankheit in der Familie versorgt. "Man muss sich das so vorstellen, dass es weder Wasser noch Licht und nur ein Plumpsklo in dem Haus gab. Das muss bestialisch gestunken haben", vermutet der Autor. Erst 1853 habe sich die Situation verbessert als etwa eine Handvoll Barmherziger Schwestern aus München kamen, die in Krankenpflege ausgebildet waren. Um 1900 wäre ein angesehener Tirschenreuther Bürger nie und nimmer in dieses Krankenhaus gegangen, sondern habe sich zu Hause pflegen lassen, stellte Polland fest. Das habe auch daran gelegen, dass zu der Zeit der Elisabethenverein gegründet worden sei und dadurch häusliche Pflege erst möglich wurde.
1933 wurde das Haus aufgestockt. Damals waren auch schon Ärzte hier und langsam ging es bergauf. 1953 wurde das neue Haus am heutigen Standort eröffnet. Erst von da an könne man laut Polland von einem Krankenhaus sprechen. Josef Götz sagte, dass alles sei beinahe unglaublich, wenn man bedenke, dass das noch gar nicht so lange her wäre, die eigenen Großeltern in dieser Zeit gelebt hätten. Es sei unglaublich, was sich allein in den vergangenen 50 Jahren entwickelt habe. Der Vorstand lobte Pollands Engagement. Auch weil dieses wertvolle Zeitdokument eine Epoche beschreibe, die sich viele junge Leute heute überhaupt nicht mehr vorstellen könnten.
Ein Jahr Arbeit
Ein Jahr hat Eberhard Polland an seinem Werk gearbeitet. Neben dem Krankenhaus kommen darin auch noch andere Institutionen und Menschen vor, die Tirschenreuth geprägt haben - das Luitpold-Theater an der Regensburger Straße oder die Inhaber des Dampfsägewerks Hübel und Platzer, damals das zweitgrößte Sägewerk Europas. Deren Besitzer seien unheimlich reich gewesen und hatten sogar einen eigenen Luxus-Reisewaggon am Bahnhof stehen. Die vier Bände, die alle beim Autor und in verschiedenen Geschäften vorliegen, kosten je 19,95 Euro.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.