Tirschenreuth
29.05.2022 - 09:50 Uhr

Die kommunale Wohnberatung Tirschenreuth bekommt Zuwachs

Ein Gefühl von "Ich bin hier gerne" und Sicherheit wollen drei neue ehrenamtliche Wohnberaterinnen für die Menschen in ihren eigenen vier Wänden herstellen. Im Alter daheim wohnen bleiben können, das ist das Ziel.

Barrierefreies Wohnen sei für Menschen aller Altersklassen und körperlicher sowie geistiger Verfassung interessant und beschränke sich nicht auf "behindertengerecht", findet Isolde Guba, zertifizierte Wohnberaterin in der Kommunalen Wohnberatungsstelle. Um hier einen Beitrag zu leisten, haben drei Frauen eine Grundlagenschulung zum Ehrenamt "Wohnberatung" abgeschlossen, nun warten sie auf ihre ersten Beratungstermine. "Den eigenen Wohnraum zu gestalten steht immer noch im Mittelpunkt", sagt Landrat Roland Grillmeier bei der Überreichung der Urkunden für die neuen Ehrenamtlichen der Wohnberatungsstelle Tirschenreuth.

Auf ihre neuen Aufgaben freuen sich Rita Mark aus Falkenberg, Stefanie Baier aus Kemnath und Carola Stöckl aus Neusorg. Ihre Wege in das Ehrenamt waren unterschiedlich und doch ähnlich. Stefanie Maier ist Quartiersmanagerin bei "Leben Plus" in Kemnath und Seniorenbeauftragte. Die 38-Jährige kannte die Fragen der Menschen daher bereits und fand, dass auch im Kemnather Raum eine eigene Beratung sein muss, da sonst der Weg nach Tirschenreuth schon eine Barriere darstellen kann. Rita Mark ist ebenfalls im Sozialen und der Pflege tätig. Die 60-Jährige arbeitet in einem Pflegewohnheim und kennt aus eigener Pflegeerfahrung in der Familie die Anforderungen der Wohnraumgestaltung. Ähnlich ist es bei der 64-jährigen Carola Stöckl. Interesse an diesem Thema hatte sie schon immer. Durch eine Anzeige im Gemeindeblatt und den privaten Kontakt zu Isolde Guba kam sie zu ihrem Ehrenamt.

Angebot und Nachfrage der Wohnberatung

Die letzte Grundlagenschulung gab es 2016, erzählt Isolde Guba. Nun seien aber viele bereits altersbedingt oder aus familiären Gründen wieder ausgetreten und daher war es an der Zeit, sich auf die Suche nach neuen Mitwirkenden zu machen. Dabei hätten die erfahrenen Ehrenamtlichen, die teils auch als Senioren- und Behindertenbeauftragte engagiert sind, mit den "Neuen" zusammengearbeitet und Erfahrungen ausgetauscht. Außerdem gebe es einmal im Quartal ein Austauschtreffen und Fortbildungsangebote. Dabei haben alle Beteiligten ein gemeinsames Ziel: Sie wollen den Menschen im Alltag helfen und eine vorausschauende Planung anregen. "Wohnberatung für den Menschen ist ein großes Thema, um Zuhause wohnen bleiben zu können", ergänzt Guba.

Das hätte sie auch beim Tag der offenen Tür am Landratsamt Tirschenreuth gemerkt. Da sei vor allem auch deutlich geworden, dass sich jüngere und Menschen mittleren Alters für das Angebot interessieren. Den Älteren mache die Veränderung Angst, da sie bereits zu nah am Geschehen seien. Daher sei es umso schöner, dass die Jüngeren hier Verantwortung übernehmen würden und Interesse zeigten. Zudem sei es auch für sie ein relevantes Thema. Wer Kinder habe oder auch eine kurzzeitig körperliche Einschränkung, wie einen Beinbruch, profitiere von einer barrierefreien Wohnung. Außerdem sei es mittlerweile auch eine Frage der Schönheit der Einrichtung, sagt die zertifizierte Wohnberaterin.

Barrierefreies Wohnen

Natürlich sei der Kostenfaktor immer eine der ersten Fragen. Die Pflegekasse übernehme einen Anteil, außerdem gebe es Zuschüsse, aber bei einer kleinen Rente werde es selbst da schon schwierig. Gerade deshalb sei es so wichtig, sich frühzeitig mit dem Thema Wohnraum auseinanderzusetzen. Roland Grillmeier betont die Vorreiterrolle, die der Landkreis in der Wohnraumberatung einnimmt. Tirschenreuth hatte als erster Ort in Bayern eine Musterwohnung und diese sei auch jetzt noch die einzige im Landkreis. Über die Seniorenakademie Bayern haben die drei neuen Ehrenamtlichen des Kompetenznetzwerks "Mein Daheim" vor Ort die Grundlagen der Barrierefreiheit erlernt. Hinzu kamen Vorschriften, Kenntnisse über die verschiedenen Hilfsmittel und künstliche Intelligenz im Alltag.

Letzteres ist vor allem für barrierefreies Wohnen mit Demenz von Interesse, erklärt Isolde Guba. Wobei der Fokus hier auf Orientierung und Sicherheit liege. "Es geht darum, das Gefühl von ,Ich bin hier gerne‘ herzustellen", sagt sie. Dabei könne es helfen Türen auszuhängen oder Bilder und Worte auf Schränken anzubringen, ebenso gebe ein Bewegungsmelder mit Sprachausgabe Impulse. "Wichtig ist, dass die Leute ernst genommen werden. Vor allem, da es für Senioren schwierig ist das Thema anzusprechen", sagt auch Stephanie Baier mit Blick auf ihre zukünftige Aufgabe.

"Wir sind die Anlaufstelle. Wir geben das Gefühl nicht alleine zu sein", ergänzt Carola Stöckl. Die ersten Beratungen werden die Frauen der Wohnberatung noch mit Isolde Guba zusammen übernehmen und in jedem Fall als persönliche Kontakte in ihren jeweiligen Ortschaften zur Verfügung stehen. Der erste Schritt sei ein Telefongespräch, dann folge der Hausbesuch oder auch das Besichtigen der Musterwohnung. "Die Hilfe soll angenommen werden", schließt Rita Mark.

Info:

Kommunale Wohnberatung Tirschenreuth

  • einzige Musterwohnung im Landkreis, digitale Wohnberatung einmalig in Bayern
  • ehrenamtliche Wohnberater unterstützten die hauptamtliche Wohnberatung vor Ort
  • seit 2014 gibt es die kommunale Wohnberatung in Tirschenreuth
  • aktuell 7 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  • hauptamtlich in Teilzeit Isolde Guba als zertifizierte Wohnberaterin
 
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