Tirschenreuth
14.12.2020 - 17:52 Uhr

Landkreis Tirschenreuth: Alten- und Pflegeheime stemmen sich gegen Corona

Die Meldungen sind erschreckend. In einigen Alters- und Seniorenheimen in Deutschland nehmen die Coronafälle täglich drastisch zu. Wie aber schaut die Situation in den 13 Einrichtungen im Landkreis Tirschenreuth aus?

Die Tests für Personal, die Bewohner und Besucher der Altenheime sind extrem aufwendig. Symbolbild: Sebastian Gollnow/dpa
Die Tests für Personal, die Bewohner und Besucher der Altenheime sind extrem aufwendig.

„Es gibt immer mal wieder vereinzelte Infektionen, sowohl beim Personal als auch bei den Bewohnern, aber keine weiteren Ausbruchsgeschehen“, schreibt das Landratsamt Tirschenreuth auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien, wie die momentane Corona-Lage in den Altenheimen ist. Die Belastung in den Häusern ist aber groß, wie eine Umfrage zeigt.

BRK-Seniorenzentren: Kemnath, Tirschenreuth und Plößberg

"Wir haben in unseren vier Häusern keine negativen Ausreißer", sagt Pressesprecher Sven Lehner vom BRK, das für die Einrichtungen in Tirschenreuth (zwei), Kemnath und Plößberg mit insgesamt 342 Bewohnern zuständig ist. "Aber es kann sich jede Minute ändern." Das große Thema momentan seien die Tests für das Personal, für die Bewohner und für die Besucher. Es sei wahnsinnig aufwendig und belastend für alle, sagt Lehner. "Aber wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt, dann kommen wir weiter gut durch die Zeit."

Bei den Bewohnern müsse viel erklärt werden. Denn einige könnten durch ihre Demenz die Situation nicht eindeutig einordnen. Andere seien sich dessen aber wohl bewusst, dass sie sich schützen müssten. Die Wochen vor Weihnachten seien emotional sehr geprägt. Lehner, der seit zwölf Jahren in diesem Job tätig ist, kann sich nicht erinnern, dass die Situation jemals so schwierig war. "Es wird keine gemeinsamen Feiern geben. Aber wir versuchen, dass weihnachtliche Stimmung Einzug hält", verspricht Lehner. Die Besucher müssten sich anmelden und einen Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Allerdings sei nur ein Besucher pro Bewohner am Tag erlaubt.

Seniorenpflegeheim "Haus Steinwaldblick" in Wiesau

Keinen positiven Fall bei den Bewohnern und auch beim Personal kann Nico Hallmann, Heimleiter vom "Haus Steinwaldblick" in Wiesau, vermelden. "Ich klopfe auf Holz, dass es so bleibt", sagt er am Telefon. Die 67 Bewohner würden gut mit der Situation zurechtkommen, da auch Besuche, allerdings mit Einschränkungen, erlaubt seien. Weihnachten sind kleine, wohnbereichsbezogene Feiern geplant. Der gemeinsame Gottesdienst müsse allerdings ausfallen, so Hallmann.

Senioren-Servicehäuser: Neusorg, Fuchsmühl und Waldershof

Es gebe dort keine Coronafälle, bestätigt Andreas Neugirg, Leitung Fachbereich "Senioren und Pflege" vom Sozialteam. Die Bewohner in den drei Häusern kämen sehr gut zurecht, da Besuche möglich seien. Während sich die Senioren schützen, würden allerdings die Angehörigen oft zu lax mit den Vorschriften umgehen. In der Lockdown-Phase im Frühjahr sei es so gewesen, dass sich die Bewohner oft sogar geschützt gefühlt hätten.

An Weihnachten seien zwar einige Dinge, wie zum Beispiel Singen, nicht möglich, aber man wolle die Feiertage so schön wie möglich gestalten, mit gutem Essen und kleinen Feiern, unter Einhaltung aller Vorschriften. "Damit wenigstens etwas Stimmung aufkommt."

Die Belastung für die Mitarbeiter sei sehr hoch. "Sie müssen jetzt auch die Schnelltests durchführen, und das zusätzlich zur normalen Arbeit. Es geht noch, aber wenn mehrere Mitarbeiter krank werden, oder es zu einem Corona-Ausbruch kommt, ist das nicht mehr der Fall", sagt Neugirg.

BRK-Seniorenwohn- und Pflegeheim Erbendorf

"Stand jetzt sind wir Corona-frei, bei den Bewohnern und beim Pflegepersonal", bestätigt am Montag Sandro Galitzdörfer, BRK-Kreisgeschäftsführer Weiden/Neustadt, der auch für das Heim in Erbendorf zuständig ist. Hier gilt, dass pro Woche pro Heimbewohner ein Besuch mit einem negativen Coronatest möglich ist. An Weihnachten ist geplant, in ganz, ganz kleinen Kreisen zu feiern. Bis jetzt kämen alle Heimbewohner mit der Situation klar.

Caritas-Alten- und Pflegeheime: "St. Marien" Erbendorf und "St. Martin" Waldsassen

"Die beiden Häuser sind glücklicherweise derzeit Corona-frei. Das ist für Bewohner, Angehörige und alle Mitarbeitenden eine große Erleichterung", schreibt Harry Landauer, Leiter Verbandspolitik und Kommunikation bei der Caritas Regensburg, in einer E-Mail. Dennoch sei die Situation für das Team angespannt, denn der Arbeitsalltag im Alten- und Pflegeheim sei anspruchsvoll, unter Corona-Bedingungen erst recht.

"Anspruchsvoll ist auch das jüngste Testkonzept. Der geforderte Umfang ist kaum umzusetzen, weil dafür schlicht das Personal nicht zur Verfügung steht", so Landauer weiter. "Was Weihnachten betrifft, so appellieren wir an die Vernunft aller Beteiligten." Besuche mit einem Negativtest und FFP2-Masken seien möglich. Es gelte aktuell die Beschränkung von einem Besuch/ Hausstand pro Tag bis maximal zwei Stunden.

Phönix Lebenszentrum Mitterteich

"Aktuell sind noch drei Bewohner positiv auf Covid-19 getestet", bestätigt die Korian Deutschland AG, Träger des Heims in Mitterteich. Diese Bewohner seien auf ihren Zimmern isoliert. "Wir setzen alles daran, damit sich die Anzahl der positiv Getesteten nicht erhöht", teilt Korian weiter mit. "Da unsere Einrichtung noch unter Quarantäne steht, sind keine Besuche möglich. Wir unterstützen die Bewohner jedoch so gut es geht, über andere Kanäle Kontakt zu ihren Lieben zu halten, zum Beispiel via (Skype-)Telefonie."

Trotz der Quarantäne werde versucht, den Bewohnern einen weitgehend normalen Tagesablauf zu ermöglichen. An allen Adventssonntagen seien kleine Feiern organisiert worden. "Wir sind zuversichtlich, dass wir bis Weihnachten Covid-frei sind und unsere Bewohner dann wieder Besuche empfangen können", schreibt Korian.

Senioren- und Pflegeheim Theresianum Konnersreuth

Eine Bewohnerin wurde am 1. Dezember positiv getestet und befindet sich zur Beobachtung im Krankenhaus, berichtet der Deutsche Orden, der das Heim in Konnersreuth betreut. Für Weihnachten hat das Team rund um Direktorin Lisa Zang ein liebevolles Programm entwickelt, um den 39 Bewohnerinnen und Bewohnern die Vorweihnachtszeit und das Weihnachtsfest so schön wie möglich zu machen. "Sehr beliebt ist unser hauseigener Adventskalender. Jeden Tag öffnet ein anderer Bewohner eine Tür, hinter den Zahlen verstecken sich verschiedene, attraktive Zusatzangebote der sozialen Betreuung, wiez.B. eine Aromatherapie oder Handmassagen. Wir backen in Kleingruppen gemeinsam Plätzchen, dekorieren die Gruppenräume und Wintergärten. Das Schmücken unseres Christbaumes übernehmen ebenfalls die Bewohnerinnen und Bewohner mit der Unterstützung unserer Betreuungsmitarbeiter. Alle Bewohner erhalten am 24. Dezember in einer besinnlichen Atmosphäre ein Weihnachtsgeschenk sowie mit Bratwürsten und Kraut ein traditionelles Weihnachtsessen. Selbstverständlich gibt es auch an Feiertagen viele Köstlichkeiten und in Kleingruppen besinnliche Zusammenkünfte mit Gedichten, Weihnachtsliedern und Gebeten", steht in der Pressemitteilung.

Oberpfalz25.05.2022
Hintergrund:

Voraussetzungen für den Besuch in Altenheimen

  • Seit 9. Dezember muss ein negativer Corona-Test – ein POC-Antigen-Schnelltest oder ein PCR-Test – vorgelegt (schriftlich oder elektronisch) werden. Die Testung für den Schnelltest darf höchstens 48 Stunden und für den PCR-Test höchstens drei Tage vor dem Besuch vorgenommen worden sein.
  • Eine kostenlose PCR-Testung ist über die Testzentren (Tirschenreuth und Waldsassen) nach vorheriger Online-Registrierung immer möglich.
  • Vorübergehend, nur für den Zweck des Heimbesuchs, sind auch POC-Schnelltests im BRK-Zentrum in Erbendorf (Kemnather Straße 23) von Montag bis Freitag von 9.30 bis 10.30 Uhr möglich. Besucher können ohne vorherige Registrierung die drei Testzentren aufsuchen und erhalten dort nach der Schnelltestung eine Bestätigung mit dem Ergebnis zur Vorlage im Heim.
  • Die Möglichkeit der Schnelltestung durch den Landkreis zum Zweck der Heimbesuche ist vorerst befristet bis zum Mittwoch, 23. Dezember.
  • Vor dem Besuch in den Heimen ist eine Terminvereinbarung notwendig.
 
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