Tirschenreuth
14.11.2024 - 16:11 Uhr

Landkreis Tirschenreuth lässt Gesundheitsversorgung begutachten

Die ambulante und stationäre Versorgung der Bevölkerung ist gerade im ländlichen Raum eine Herausforderung. Eine Arbeitsgruppe im Landkreis Tirschenreuth sammelt Ideen, die einen ganzheitlichen Blick auf die Situation ermöglichen sollen.

Von Thorsten Schreiber und Paul Zrenner

Nach der Umstrukturierung des Krankenhauses Tirschenreuth hat der Landkreis eine Arbeitsgruppe "Gesundheit" gegründet. Ein Ziel ist die Vernetzung von Vertretern aller Gesundheitsbereiche und Politik, informierte Marketing- und Kommunikationsberater Jochen Meyer aus Hohenschambach im Landkreis Regensburg. Er moderierte am Mittwochabend das zweite Treffen der Arbeitsgruppe "Gesundheit" im Landratsamt. "Gesundheitsvorsorge ist Daueraufgabe", sagte er. "Wir warten nicht, bis eine Krankenhausreform umgesetzt wird." Denn gerade im ländlichen Raum müsse die Versorgung der Bevölkerung unter den besonderen Herausforderungen, vor denen die Fachkräfte im Alltag stünden, sichergestellt werden.

"Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, weil die Reform stockt", erklärte Landrat Roland Grillmeier. Wenn die Verantwortlichen auf eine neue Bundesregierung warten müssten, "hängen wir wieder ein paar Monate in der Luft, Neuwahlen werden uns nicht retten". Daher müssten alle Seiten einbezogen werden.

Erste Ergebnisse

Um "alle Bereiche, die mit der Gesundheitsversorgung zu tun haben", geht es auch Dr. Arne Berndt von der WMC Healthcare GmbH aus München. Er soll ein Strukturgutachten über das Gesundheitswesen im Landkreis erstellen. Er forderte, sektorübergreifend zu denken sowie den bisherigen und künftigen Versorgungsbedarf in den Fokus zu stellen. Die Expertise solle "mit einer ganzheitlichen Perspektive auf einer analytisch fundierten Basis unter Einbeziehung der Interessenvertreter und Experten" ein wesentlicher Baustein für die Arbeitsgruppe "Gesundheit" werden.

Untersucht würden die Bereiche (teil-)stationäre sowie ambulante Versorgung, Prävention, Pflege und Therapie sowie Notfallversorgung. Nach der Analysephase bis Januar 2025 soll zwischen Februar und Juni der zukünftige Versorgungsbedarf ermittelt werden. Bis Februar 2026 würden Strukturanpassungen und ein Umsetzungskonzept folgen.

Die vier Arbeitsgruppen "Pflege", "Ambulante Versorgung", "Stationäre Versorgung" und "Gesundheitsdienstleister" hatten bereits beim ersten Treffen im Juli Ideen für eine bessere Gesundheitsversorgung im Landkreis gesammelt. Weitere gaben sie Berndt auch diesmal mit auf den Weg. Ein wichtiges Ergebnis war die Kommunikation des Projekts an die Bevölkerung, "damit sie das auch versteht", bilanzierte Meyer. Ein weiterer Aspekt war, Pflegepersonal im Landkreis zu halten und neues hinzuzugewinnen.

Dr. Fortelny bringt sich ein

Sehr guten Austausch gab es laut Landratsamtssprecher Fabian Polster auch mit Dr. Wolfgang Fortelny aus Waldsassen. "Er war einer der führenden Köpfe der Initiative 'Klinik retten'. Was wirklich für uns ein positives Signal ist, dass er da war und konstruktiv mitgearbeitet hat", erklärte Polster auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Dr. Fortelny meldete sich auch beim Rückblick von Anton Kunz zu Wort.

Der Kreisentwickler informierte unter anderem darüber, dass Rettungsdienste nach der Schließung der Notaufnahme in Tirschenreuth Patienten hauptsächlich nach Weiden und Marktredwitz brächten. Wartezeiten und durchschnittliche Behandlungsdauer hätten sich jedoch nicht verändert. Wenn jemand doch einmal länger warten müsse, liege das daran, dass Patienten nicht in der Reihenfolge des Eintreffens, sondern nach der Schwere von Erkrankungen oder Verletzungen behandelt würden. Dr. Fortelny bat darum, die Abmeldezahlen der Notaufnahmen ebenfalls in die Statistik aufzunehmen.

Michael Hoffmann, Vorstand der Kliniken Nordoberpfalz (KNO), legte daraufhin Daten für Mai vor. Der Monat habe „insgesamt 744 Stunden“ gehabt, 71 davon war die Notaufnahme in Weiden temporär und davon wiederum ein Prozent komplett abgemeldet. Rettungsdienste konnten das Klinikum in diesem Fall nicht anfahren, informierte Pressesprecher Friedrich Peterhans am Donnerstag. Dies habe verschiedene Gründe, beispielsweise Personalnot oder weil ein medizinisches Gerät nicht verfügbar gewesen sei. Zwar gebe es in solchen Fällen weiterhin Notfallversorgung, es wäre aber sinnvoller, Patienten zur schnellen Behandlung in ein anderes Krankenhaus zu bringen, erklärte der KNO-Chef.

„Ich bin Mediziner und möchte das Beste für die medizinische Versorgung der Bevölkerung und der Menschen in der Region erreichen“, erklärte Dr. Fortelny auf Anfrage von Oberpfalz-Medien seine Teilnahme beim Treffen der Arbeitsgruppe „Gesundheit“. Der Landkreis werde das Krankenhaus Tirschenreuth in der früheren Form nicht mehr zurückbekommen. Deshalb möchte er dazu beitragen, die durch die Veränderungen entstandenen Probleme so gut wie möglich zu lösen.

OnetzPlus
Tirschenreuth08.11.2024
Hintergrund:

Zeitplan für das Strukturgutachten Gesundheitswesen im Landkreis

  • November 2024 bis Januar 2025: Analysephase
  • Februar bis Juni 2025: Ermittlung des zukünftigen Versorgungsbedarfs
  • Juli 2025 bis Februar 2026: Strukturanpassungen und Umsetzungskonzept
 
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