Tirschenreuth
26.07.2019 - 12:20 Uhr

Landkreis Tirschenreuth auf der Überholspur

Eine Aufbruchstimmung hat Landrat Wolfgang Lippert in seinem Landkreis schon länger ausgemacht. Dass der Eindruck nicht trügt, unterstreicht nun eine Studie.

Viele Firmen investieren derzeit im Landkreis Tirschenreuth in neue Arbeitsplätze. Hier der Neubau der IGZ in Falkenberg. Bild: Benkhardt
Viele Firmen investieren derzeit im Landkreis Tirschenreuth in neue Arbeitsplätze. Hier der Neubau der IGZ in Falkenberg.

Für das Handelsblatt untersucht Prognos seit 2004 alle drei Jahre die Zukunftschancen und -risiken aller Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland. Noch nie hat der Landkreis so gut abgeschnitten wie diesmal. Tirschenreuth hat nach den Ergebnissen des neuen Zukunftsatlas’ eine fulminante Aufholjagd gestartet. Prognos hat ermittelt, dass der dünn besiedelte Landkreis Tirschenreuth unter den 401 Kreisen und kreisfreien Städten Deutschlands eine der zehn Aufsteigerregionen ist.

Bei Landrat Wolfgang Lippert löst die Studie Riesenfreude aus. Er sieht sich in seinen Aussagen, dass der Landkreis gut unterwegs ist, bestätigt. „Man merkt doch seit einiger Zeit schon, dass sich bei uns viel tut, dass die Region viel selbstbewusster ist. Die Studie zeigt, dass dies nicht nur ein Gefühl ist“, urteilt Landrat Wolfgang Lippert.

Die zehn Aufsteigerregionen. Bild: Prognos AG Berlin
Die zehn Aufsteigerregionen.

Tirschenreuth liegt in der Expertise, die von der Stadt und dem Landkreis München angeführt wird, deutschlandweit auf Rang 209. Das ist genau im Mittelfeld. Das war in der Vergangenheit ganz anders. 118 Plätze hat Tirschenreuth seit der ersten Studie im Jahr 2004 gut gemacht. Tirschenreuth ist damit Zehnter in der Top-Ten-Aufsteiger-Liste, die von der Stadt Leipzig (plus 230), dem hessischen Landkreis Kassel (plus 201) und dem unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld (plus 171) angeführt wird.

Vor den Nachbarkreisen

Neben Tirschenreuth und Rhön-Grabfeld schafften es noch zwei weitere bayerische Landkreise in dieses Ranking: der Landkreis Freyung-Grafenau aus dem Bayerischen Wald, der sich 151 Plätze nach oben arbeiten konnte und Fünfter bei den Aufsteigern ist, sowie der Landkreis Unterallgäu, der 119 Plätze gut machte und bei den Aufsteigern den achten Rang belegt.

Den besten Einzelwert gibt es für den Landkreis Tirschenreuth im Bereich „Wohlstand und Soziale Lage“. Hier liegt er deutschlandweit auf Platz 105. Besser als der Durchschnitt ist der Kreis Tirschenreuth auch bei der Dynamik. Das große Problem ist die Demografie. Hier reicht es aufgrund der Einwohnerverluste nur zu Rang 356.

In der Gesamtwertung liegen die Nachbarlandkreise Wunsiedel (Platz 291), Bayreuth (307) und Neustadt/WN (341) diesmal alle hinter dem Landkreis Tirschenreuth. Die Stadt Weiden ist im Zukunftsatlas vor Tirschenreuth auf Rang 146 platziert.

Auch bei der ermittelten Zukunftsklasse, die über die Entwicklung Aufschluss gibt, konnte sich der Landkreis verbessern. Die Gutachter sehen hier nun Chancen und Risiken ausgeglichen verteilt. Früher war der Landkreis noch als Region mit leichten Risiken eingestuft worden.

Wertvolle Hinweise

Die Ergebnisse werden von vielen Städten und Kreisen genau analysiert und liefern Wirtschaftsförderern, Industrie- und Handelskammern und Investoren wertvolle Hinweise für ihre Entscheidungen. Das unterstreicht auch der neue Wirtschaftsförderer im Landratsamt, Volker Höcht: „Man schaut auf Prognos-Studien. Das ist schon ein Zeichen für Firmen, dass der Landkreis Tirschenreuth eine innovative Region ist.“

Die Ergebnisse lieferten damit eine gute Signalwirkung nach außen. „Man sieht, hier im Landkreis Tirschenreuth passiert was.“ Die Entwicklung und Investitionen von Firmen wie beispielsweise IGZ, Ziegler Group, Cube und Hamm machten sich natürlich auch hier bemerkbar. Die Auftragslage sei bei den meisten Betrieben im Landkreis weiter gut, weiß Höcht. Zum Problem werde allerdings der Fachkräftemangel. Das sei neben der demografischen Entwicklung eines der zentralen Themen, die man nun anpacken und lösen müsse. „Hier gibt es vielversprechende Gespräche für neue Lösungsansätze mit der OTH Weiden-Amberg“, verrät Höcht.

Hintergrund:

Die Prognos-Studie

Die Prognos AG mit Sitz in Berlin unterstützt seit etwa 60 Jahren Unternehmen, Verbände, Stiftungen und öffentliche Auftraggeber dabei, tragfähige Strategien für ihre Zukunft zu entwickeln. Für das Handelsblatt untersucht Prognos seit 2004 alle drei Jahre die Zukunftschancen und -risiken aller Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland. Dafür wurde ein quantitativer Ansatz gewählt, der auf objektiven, statistisch erfassten Daten basiert.

Einbezogen werden unter anderem Daten zur Bevölkerungsentwicklung, der Wanderungssaldo Junger Erwachsener (18 bis 30 Jahre), die Kaufkraft privater Haushalte, unbesetzte Ausbildungsstellen, die Beschäftigungsentwicklung sowie die Investitionstätigkeit der Industrie.

Auf Grundlage des Zukunftsindex wird das Ranking der 401 Kreise und kreisfreien Städte erstellt. Die Region mit dem höchsten Wert erhält den ersten Rang, die Region mit dem niedrigsten Zukunftsindex den letzten. Vor allem im Mittelfeld (Gruppe der Regionen mit ausgeglichenen Chancen/Risiken) sind die Abstände zwischen den Zukunftsindexwerten oft sehr gering. So trennen im Gesamtranking beispielsweise Rang 150 und Rang 200 nur 1,4 Indexpunkte.

Was die Studie besonders wertvoll macht: Im Zukunftsatlas von Prognos geht es nicht um kurzfristige Analysen, sondern die ausgewählten Indikatoren und Daten werden über einen längeren Zeitraum betrachtet. (wb)

Zukunftsatlas 2019. Bild: Prognos AG Berlin
Zukunftsatlas 2019.
Nach Auskunft von Wirtschaftsförderer Höcht geht von der Studie eine große Signalwirkung aus. Bild: Benkhardt
Nach Auskunft von Wirtschaftsförderer Höcht geht von der Studie eine große Signalwirkung aus.
 
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