Tirschenreuth
26.04.2020 - 15:27 Uhr

Ein Lebenszeichen aus Kenia

Pater Paul Chummar ist in der Kreisstadt kein Unbekannter. In einem Schreiben an Stadtpfarrer Flierl schilderte er die dramatische Situation in Kenia.

Am 13. Juni vergangenen Jahres feierte Pater Paul Chummar (2. von links) zusammen mit anderen Geistlichen den Monatsdreizehnten in Tirschenreuth. Links neben ihm Stadtpfarrer Georg Flierl, dem er nun einen offenen Brief geschrieben hat. Bild: kro
Am 13. Juni vergangenen Jahres feierte Pater Paul Chummar (2. von links) zusammen mit anderen Geistlichen den Monatsdreizehnten in Tirschenreuth. Links neben ihm Stadtpfarrer Georg Flierl, dem er nun einen offenen Brief geschrieben hat.

In einem offenen Brief hat sich Pater Paul Chummar, der im Juni vergangenen Jahres am Monatsdreizehnten in Tirschenreuth mit teilgenommen hatte, an Stadtpfarrer Georg Flierl gewandt und über die aktuelle Situation in Kenia auch in Hinblick auf die Coronakrise geschrieben.

Dabei hatte der Geistliche sich schon in der Fastenzeit mit einem Rundschreiben melden wollen. Doch im Massailand würden immer wieder Strom- und Internetverbindung ausfallen. "Dies ist auch ein wichtiger Grund für mein verspätetes Lebenszeichen", schreibt Pater Chummar.

"Dazu kommt noch, dass die momentane Lage auch hier in Kenia, so wie sie bei der ganzen Menschheit in fast allen Ländern zutrifft, mich sehr bedrückt - und dies, obwohl ich bis jetzt gesund bin und jeden Tag meiner Arbeit nachgehen kann und darf", berichtet der Geistliche weiter.

Testen sehr teuer

Derzeit werde nur von wenigen Hundert Covid-19-Infizierten im Land berichtet, die Tendenz sei aber steigend und man vermutet, dass die eigentliche Zahl viel höher ist. "Denn allein das Testen von Covid-19 ist in Kenia sehr teuer", weiß Pater Chummar. So würde ein Test 14 000 kenianische Schilling kosten und müsste selbst bezahlt werden. Ein normaler Arbeiter verdiene pro Tag aber nur rund 500 Schilling. Die Regierung hätte viele strenge Maßnahmen vorgenommen, führt der Geistliche aus. Seit über vier Wochen seien alle Bildungseinrichtungen geschlossen, ebenso alle Kirchen und Versammlungseinrichtungen. Bundesländer mit den meisten Infektionen hätten einen "Lock down" angeordnet. Man dürfe sich nur noch innerhalb des Bezirks bewegen, nur mit Mundschutz und mit ganz wenigen Menschen zusammen sein. "Stay Home ... stay safe" (Bleib zu Hause, bleib sicher) heißt die Empfehlung.

Fast alle ausländischen Bürger seien mit Sonderflügen aus dem Land in ihre Heimat zurückgeholt worden. Denn sehr dürftige und teure medizinische Einrichtungen hätten kaum die Möglichkeit, eine höhere Zahl von Infizierten zu behandeln. "Wir leben hier zwischen Feuer und Teufel!", schriebt Pater Chummar.

Als "Quäntchen Hoffnung" beschreibt er die hohe Immunkraft der Afrikaner. Aber wegen der Bebauung und des Wohnens, vor allem in den Slums von Nairobi und anderen Städten, gehe man hier von einer unkontrollierbaren und sehr schnellen Ausbreitung der Pandemie aus - vergleichbar einem Strohfeuer.

Bautätigkeit wird fortgesetzt

"Der größte Teil meiner Tätigkeit beschränkt sich auf die Kontrolle und Aussicht der Baustelle der Huduma-Behinderteneinrichtung", ergänzt der Pater seinen Bericht. Das erste Gebäude der Tagesklinik und Therapieeinrichtung sei fast bezugsbereit. Zurzeit werde an der Zugangstrasse und Außenanlage gearbeitet, damit nicht der ganze Dreck und Schlamm, wenn es regnet, ins Gebäude hineingeschleppt wird. "Wegen Covid-19 habe ich mir lange überlegt, ob ich die Arbeit einstellen sollte. Doch dies hätte bedeutet, das tägliche Brot den Arbeitern und deren Familien wegzunehmen. Immer wieder kommen Menschen mit der Anfrage für eine Tagesarbeit. Da es keine staatliche soziale Versicherung gibt, bleibt ihnen nur übrig, eine Taglohnarbeit anzunehmen. Daher will ich die Bauarbeiten nicht einstellen. Bis jetzt hat keiner von ihnen ein Zeichen der Krankheit gezeigt."

Ebenso seien die Bauarbeiten für die Sonderschule im Gange, erst vor kurzem wurde eine Seite des Fundaments der Schule betoniert. "Wir müssen mit den Bauarbeiten bis Jahresende fertig sein, damit wir im nächsten Schuljahr die behinderten Kinder und Jugendlichen aufnehmen können. Und je länger wir mit den Bauarbeiten warten, desto teurer wird es." In seinem Schreiben zum Osterfest gehen dem Pater Bruchstücke von Gedanken und Worten durch den Sinn: "Du, Jesus von Nazareth, der du am Kreuz gelitten hast, gestorben und auferstanden bist, du kennst unsere jetzige, fast aussichtslose Lage. Nur du kannst uns nötigen Trost, Halt und Heilung geben".

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.