Tirschenreuth
07.03.2019 - 18:18 Uhr

"Manchmal müssen wir gefühlt mehr leisten"

„Ich bin in der Landwirtschaft aufgewachsen und habe dadurch einen ganz besonderen Bezug zu Naturschutz und Landschaftspflege“, erzählt Lisa Rauh. Das spielt auch in ihrer Tätigkeit als Gemeinde- und Kreisrätin eine große Rolle.

Schon seit 1988 kümmert sich Lisa Rauh mit ihren Schafen um die Beweidung von Naturschutzflächen. Zusammen mit ihrem 2007 verstorbenen Ehemann Christian hatte sie mit der Schafhaltung begonnen. Seit 2007 ist die Friedenfelserin im Gemeinderat, seit 2014 im Kreistag vertreten. Bild: bsc
Schon seit 1988 kümmert sich Lisa Rauh mit ihren Schafen um die Beweidung von Naturschutzflächen. Zusammen mit ihrem 2007 verstorbenen Ehemann Christian hatte sie mit der Schafhaltung begonnen. Seit 2007 ist die Friedenfelserin im Gemeinderat, seit 2014 im Kreistag vertreten.

Die Friedenfelserin gehört zu den Frauen, die im Landkreis politisch mitmischen. Stellvertretend für viele andere aktive Damen im Landkreis haben wir mit ihr ein Gespräch über ihre Erfahrungen in der Kommunalpolitik geführt. In ihrer Heimatgemeinde ist sie seit 2014 dritte Bürgermeisterin.

ONETZ: Wann und wie sind Sie in die Kommunalpolitik gekommen?

Lisa Rauh: Wir, mein verstorbener Ehemann und ich, waren schon immer politisch interessiert. Anfangs engagierten wir uns beim Bund Naturschutz. Bei den Grünen fanden wir uns politisch vertreten und fingen Mitte der 90er Jahre an, uns dort aktiv einzubringen. Nach dem Tod meines Mannes 2007 rückte ich an seine Stelle im Gemeinderat und wurde seitdem zweimal wiedergewählt.

ONETZ: Welche Höhepunkte und Tiefschläge gab es in Ihrem Leben als Gemeinde- und Kreisrätin?

Lisa Rauh: Nach sechs Jahren als einzige Vertreterin meiner Partei im Gemeinderat habe ich endlich Verstärkung bekommen: Seit 2014/2018 gibt es neben mir noch zwei weitere Parteikollegen und -kolleginnen der Wählergemeinschaft. Auch dass von 12 Gemeinderatsmitgliedern in Friedenfels vier Frauen sind, ist für mich ein riesiger Erfolg. Tiefschläge in dem Sinne gab es nicht unbedingt, aber als kleinste Fraktion und als weibliche Gemeinderatsmitglieder müssen wir manchmal gefühlt mehr leisten als unsere männlichen Kollegen, um uns Gehör zu verschaffen.

ONETZ: Ist ein Einsatz in der Kommunalpolitik zwangsläufig mit endlosen Sitzungen, Abendterminen und Repräsentationspflichten verbunden?

Lisa Rauh: Oh ja, in unserer Gemeinde schon! Im Gemeindegremium verteilen sich die Arbeitsgebiete auf nur wenige Schultern. Hier muss man/frau zwangsläufig mehr Termine wahrnehmen, und diese finden meist abends statt, da jobbedingt unterm Tag nur wenige Zeit haben. Im Kreistag kann man dies mit den Kollegen und Kolleginnen zeitlich und räumlich besser aufteilen; außerdem finden die Sitzungen während des Tages statt. Koordination ist hier wichtig, aber das kann frau ja gut.

ONETZ: Woran liegt es, dass weniger Frauen als Männer für ein Kommunalparlament kandidieren?

Lisa Rauh: Bei uns Grünen haben wir damit kein Problem. Ich denke schon, dass es an den Strukturen der Parteien liegt, denn genügend weibliches Potenzial ist da. Das sieht man doch in den Gremien von Kindergärten und Schulen, dort gibt es überwiegend engagierte Frauen.

ONETZ: Sollten Frauen eigentlich nur Frauen wählen?

Lisa Rauh: Wenn dem so wäre, bräuchten wir keine Frauenquote. Aber ich finde nicht, dass es so einfach ist – natürlich könnten Frauen mehr Frauen wählen, aber so etwas kann nicht grundsätzlich gelten. Ich würde es mir natürlich wünschen, dass Frauen mehr Vertrauen zu den Kandidatinnen der Parteien hätten und diese bei den Wahlen unterstützen.

ONETZ: Was halten Sie von einer verpflichtenden Quote für Parteien schon bei der Aufstellung der Kandidatenlisten?

Lisa Rauh: Die Grünen haben mit diesem System Erfolg. Und ich glaube, so etwas täte den anderen etablierten Parteien auch gut.

ONETZ: Was raten Sie Frauen, die sich gerne in einem Gremium einbringen würden, sich aber nicht so recht durchringen können?

Lisa Rauh: Vielleicht fangen sie einfach mit dem Besuch öffentlicher Sitzungen in ihrer Kommune an oder arbeiten als Beisitzerin in ihrer Partei mit. Es gibt viele Möglichkeiten, einzusteigen, ohne gleich ein Amt zu übernehmen …

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.