Mit einer ungewöhnlichen Bitte wendet sich Marianne Scheffler an die Lokalredaktion: „Ich brauche Unterstützung bei der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin“, erklärt die Vorsitzende des AWO-Ortsvereins Tirschenreuth. Bei der nächsten Jahreshauptversammlung möchte sie ihr Amt abgeben. Warum sie aufhören will, hat verschiedene Gründe. Wichtig ist ihr aber vor allem, dass es mit dem Verein weitergeht.
Die monatliche Kaffeerunde für Senioren beginnt eigentlich erst um 14 Uhr, Marianne Scheffler ist aber schon deutlich früher vor Ort. Lange allein ist sie nicht. Noch deutlich vor Beginn trudeln 25 Frauen und Männer im Café ein. „Immer pünktlich sein, das haben wir in unserer Kindheit eingetrichtert bekommen“, sagt die 69-Jährige und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Aus ihrer Tasche holt sie verschiedene Zeitschriften und ein Stück Papier. „Das ist unsere Geburtstagsliste“, erzählt sie. Nach der Begrüßung wird den Jubilaren gratuliert und ein Ständchen gesungen. „Dann kommt der gemütliche Teil, der, auf den sich alle freuen“, sagt Scheffler und lacht. Bei Kaffee und Kuchen sitzt man beisammen und tauscht sich aus. „In naher Zukunft möchte ich auch einfach nur zum Kaffeetrinken kommen, ohne mich um etwas kümmern zu müssen“, sagt sie. Spaß und Freude mache ihr die Arbeit für die Menschen in Tirschenreuth schon, dennoch soll nach 53 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit bei der nächsten Jahreshauptversammlung Schluss sein – Schluss mit dem Amt der Vorsitzenden. Bereits seit vier Jahren ist sie auf der Suche nach einem Nachfolger. „Ich werde bald 70 Jahre alt, da muss man auch mal aufhören dürfen.“ Hinzu kommen körperliche Einschränkungen, welche das Organisieren und Durchführen von Veranstaltungen erschweren.
Marianne Scheffler ist seit September 2013 Vorsitzende des Ortsvereins. „Nachdem mein Mann und ich in Rente gingen, habe ich nach einer sinnvollen Beschäftigung gesucht“, blickt sie zurück. Wie es der Zufall so wollte, wurde beim Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt Tirschenreuth ein Vorsitzender gesucht. „Mit der AWO bin ich schon seit meiner Kindheit verbunden“, sagt Scheffler. Sie übernahm den Vorsitz.
Vielfältiges Vereinsleben
Neben dem monatlichen Kaffeetrinken bieten die regelmäßigen Ausflugsfahrten vielen Seniorinnen und Senioren eine beliebte Abwechslung. Die jährliche Weihnachtsfeier im großen Pfarrsaal gehöre ebenso zu den Höhepunkten wie Veranstaltungen zum Muttertag und Rosenmontag oder das Schlachtschüssel-Essen zur Kirchweih. „Wir sind ein Verein mit einem aktiven Vereinsleben“, sagt sie. Neue Mitglieder werden vor allem durch die Seniorensportgruppe gewonnen, die seit mehr als 30 Jahren von Bettina Steckermeier geleitet wird.
Nicht nur für "alte Leute"
Nur für „alte Leute“ sei der Verein aber keinesfalls. „Die AWO fördert auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.“ In vielen Orten gebe es das „Jugendwerk“. Warum nicht auch in Tirschenreuth? Über viele Jahre nahm der Verein am Ferienprogramm der Stadt teil, wirkte mit unterschiedlichen Aktionen mit. „Das Interesse der Kinder war immer sehr groß“, blickt Scheffler zurück. Diese große Vielfalt im Verein gebe einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin die große Chance, sich in jede Richtung zu entfalten und sich auszuprobieren. „Es gibt noch viele soziale Felder, für die man sich als AWO engagieren könnte.“
Unterstützung würde ein neuer Vorsitzender nicht nur vom Kreis-, Landes- oder Bundesverband bekommen, sondern auch von den rund 150 Mitgliedern des Ortsvereins. „Wenn der neue Vorsitzende Hilfe benötigt, wird er sie von engagierten Mitgliedern bekommen“, verspricht Scheffler. Wichtig ist ihr vor allem, dass es mit dem Verein weitergeht und sich ein Nachfolger findet, der mit frischer Kraft an die Sache rangeht. Nur so könne sich der Verein weiterentwickeln.
Zur Person: Marianne Scheffler
- 69 Jahre alt, geboren in Witzlhof (Kreis Amberg-Sulzbach)
- Seit 1990 in Tirschenreuth zu Hause
- Seit 2013 Vorsitzende des AWO-Ortsverband Tirschenreuth, Nachfolgerin von Christa Prauschke
- Mitglied im Vorstand des AWO-Kreisverbands
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