Zur Mittagszeit musste die Firma Netzsch in Tirschenreuth am Freitag das Werk schließen. Grund dafür waren Warnstreiks, an denen sich laut IG-Metall-Fachsekretär Matthias Scherr mit Ausnahme von einigen Vorgesetzten alle Mitarbeiter beteiligten.
Hintergrund ist, dass die Firma Netzsch Feinmahltechnik (NFT) auf einer Mitarbeiterversammlung Mitte Februar die Beschäftigten darüber informiert hatte, dass man bereits im Oktober 2017 aus dem Arbeitgeberverband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm) ausgetreten sei. Damit ist die Firma auch nicht mehr an bestehende Tarifverträge gebunden. Dass der Arbeitgeber die Beschäftigten erst fünf Monate nach der Kündigung darüber informierte, "ist ein massiver Vertrauensbruch gegenüber den Mitarbeitern", betont Matthias Scherr. Als Grund für den Ausstieg nannte NFT, ihre Interessen im Verband nicht mehr wiederzufinden.
Bisher gab es ein Sondierungsgespräch und zwei Verhandlungstage. "Wir haben ein Eckpunktepapier mit Zukunftsvertrag vorgelegt. Es hat sich gar nichts bewegt", erklärt Scherr. Ihm zufolge wolle der Arbeitgeber für die Zukunft eine Arbeitszeitverlängerung. Anstatt einer 35-Stunden-Woche eine 40-Stunden-Woche für die gleiche Bezahlung. Die Forderung der Mitarbeiter lautet: "Sichere Arbeitsbedingungen durch einen Tarifvertrag."
Von der Kündigung des Tarifvertrags sind die Standorte Tirschenreuth und Selb (330 Mitarbeiter) betroffen sowie die eigenständige GmbH in Waldkraiburg. Um Druck wegen der anstehende Verhandlung am Montag in Selb aufzubauen, streikten die Mitarbeiter.
"Damit haben die Arbeitgeber nicht gerechnet", ist Scherr überzeugt. Die Belegschaft streikte den ganzen Freitagvormittag über. Beteiligt hatten sich Mitarbeiter aus drei Schichten. Unterstützt wurden sie von etwa zehn Mitarbeitern der Firma Hamm.
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