(plym) Viele Veränderungen gab es in der 76. ordentlichen Generalversammlung der Erzeugergemeinschaft Milchhof Tirschenreuth. Zum letzten Mal eröffnete Vorstandsvorsitzender Bernhard Schuller die Versammlung. Seit 2004 bekleidet er dieses Amt und kann aus Altersgründen nicht mehr wiedergewählt werden. Die Nachfolgerwahl findet in den nächsten 14 Tagen durch Aufsichtsrat und Vorstand statt. Für seine 33-jährige Aktivität im Vorstand verlieh ihm Ludwig Huber vom Genossenschaftsverband Bayern die goldene Raiffeisennadel, also die höchste Auszeichnung.
Ludwig Eckert aus Laub, der seit zehn Jahren Aufsichtsratsvorsitzender ist, erhielt für sein 25-jähriges Engagement die silberne Raiffeisennadel. Das langjährige Mitglied Johannes Fröhlich aus Ebersbrunn in Sachsen stellte sich zugunsten eines Jüngeren nicht mehr zur Wahl. Da auch Bernhard Kost aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand gewechselt ist, gab es dort freie Plätze. Diese Lücken füllen Marc Schlesinger (33) aus Ebersbrunn in Sachsen, Michael Eichenseher (38) aus Mühlhof bei Wiesau und Hubert Lindner (30) aus Ellenfeld. Alle stimmten einstimmig für die drei Kandidaten. Wieder in den Aufsichtsrat gewählt wurde auch Lorenz Werner aus Hardeck. Somit besteht der Aufsichtsrat nun aus sieben, der Vorstand aus drei Vertretern.
"Vorbildliche Leistung"
"Am Ende des Geschäftsjahres 2017 hatte die Genossenschaft mit 445 Mitgliedern 20 963 Geschäftsanteile und 1 146 313 Euro Geschäftsguthaben", so Schuller. Dabei betrug die durchschnittliche Lieferung pro Tag 218 445 Kilogramm und die Durchschnittsanlieferung je Lieferant 311 455 Kilo Milch. Summiert lieferten die Landwirte 79 732 499 Kilogramm. Knapp 30 Millionen Euro wurden an die 256 Erzeuger ausbezahlt. Schuller verwies dabei auf die herausragende Milchqualität: "Bei einem Anteil von 99,59 Prozent in der Güteklasse I eine wirklich vorbildliche Leistung."
Starke Einbrüche
Großes Thema war natürlich die Preisentwicklung. "Der Milchpreis 2017 lag bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß einschließlich aller Zuschläge und Nachzahlungen von 0,10 Cent pro Kilogramm durchschnittlich bei 35,75 Cent pro Kilogramm. Im Vergleich zu 2016 ist das eine Steigerung von acht Cent", verkündete Schuller. Zusätzlich bekamen die Bauern weitere 0,15 Cent als Leistung der Genossenschaft, also 119 987 Euro einmalig ausgezahlt.
"In den ersten Monaten von 2018 kam es zum Teil zu starken Einbrüchen in den Verwertungen und damit auch bei den Auszahlungspreisen. Das Angebot war größer als die Nachfrage nach Milch. Preisabsicherungsinstrumente werden in diesem Zusammenhang an Bedeutung gewinnen. Wir sehen aber Licht am Ende des Tunnels", so Schuller.
Sebastian Kraus, Leiter der Abteilung für Primärrohstoffe in der BMI, sprach über Erzeugerangelegenheiten. "Seit 10. Juni wird schon im Voraus bekanntgegeben, mit welchem Milchpreis die Landwirte am Monatsende rechnen können. Auf Forderung der Bauern erfolgt diese Mitteilung nun schon vier Wochen früher als bislang. Auch eine neue Regelung zum Umsatzfaktor soll ab 1. Juli gelten. Die Milch hat ein spezifisches Gewicht, so entspricht ein Liter 1,03 Kilogramm. Bisher wurde der Liter jedoch mit 1,02 abgerechnet. Ab 1. Juli wird nun in der BMI der korrekte Faktor verwendet."
Ein Jahr im Voraus
Als dritte Neuerung ist eine Mengenplanung gedacht. Dabei sollen die Milcherzeuger bereits im Voraus für ein Jahr angeben, wie viel Milch sie liefern werden. "Der Landwirt kann die Menge der zu erwartenden Milch am besten einschätzen. Auf dem Papier oder im Computer kann er die Zahlen eingeben", erklärte Kraus. Ziel sei eine effizientere Produktions- und Verkaufsplanung, um der Bayerischen Milchindustrie (BMI) die Verarbeitung zu erleichtern. Deren Vorstand Peter Hartmann berichtete über die Entwicklung des Milchmarkts und der Genossenschaft: "Nach einem Zuwachs von 15 Prozent kletterte der Erlös 2017 auf 613 Millionen Euro, während die aufgenommene Rohmilchmenge der neun Liefergruppierungen von 739 Millionen Kilo auf 703 Millionen zurückging." Den zehnten Teil davon trug der Milchhof Tirschenreuth bei. Für das laufende Jahr rechnete der Vorstandsvorsitzende wieder mit einem höheren Milchaufkommen.
Vier Ehrengäste sprachen Grußworte: Heinz Saalfrank, Aufsichtsratsvorsitzender des BMI, Clemens Dötsch vom Veterinäramt Tirschenreuth, Wolfgang Wenisch, leitender Landwirtschaftsdirektor vom Amt für Landwirtschaft und Forsten, und Martin Härtl, stellvertretender Kreisobmann des Bauernverbands, lobten die Leistungen des Milchhofs.
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