Mittlerweile haben schon einige Kommunen öffentliche E-Ladesäulen im Landkreis Tirschenreuth installiert. So stehen in der Kreisstadt derzeit drei Ladesäulen, jeweils zwei in Erbendorf und Kemnath sowie jeweils eine in Immenreuth, Neualbenreuth und in Mitterteich zur Verfügung. Weitere sind in Friedenfels, Wiesau, Krummennaab, Waldsassen, Reuth bei Erbendorf und Bärnau geplant. Aber wie viele E-Autos sind tatsächlich im Landkreis unterwegs?
Hierbei gilt es zu unterscheiden zwischen Elektro und Hybrid. "Von 48 843 Pkw sind derzeit 64 Elektroautos zugelassen", weiß Walter Brucker, Pressesprecher vom Landratsamt Tirschenreuth. Hybrid-Autos gibt es 166. "Wir hatten im vergangenen Jahr eine Aktion, wo der Landkreis flächendeckend diese E-Ladesäulen ausbauen wollte. Dabei hat der Kreis die Kommunen zusätzlich mit 2000 Euro bezuschusst", erklärt Brucker. Momentan stehen dafür noch 14 Förderanträge aus.
Die Infrastruktur wird also langsam aufgebaut. "Neben den öffentlichen E-Tankstellen gibt es zudem auch 'private' Lademöglichkeiten wie zum Beispiel bei den Autohäusern Gradl und Braunschläger in Tirschenreuth oder bei der Firma Schmeller in Waldsassen", weiß der Pressesprecher.
Vom Hybrid begeistert
Doch sind die Fahrzeuge auch alltagstauglich? Als Privatfahrzeug fährt die Familie des Bürgermeisters Werner Nickl ein Hybrid-Auto. Dabei handelt es sich um einen Toyota CH3. "Wir sind davon begeistert. Es ist ein schönes Fahren damit", meint der Kemnather Rathauschef. "Das Auto fährt bis 50 Kilometer pro Stunde mit Strom, ab dann wird der Benzinmotor hinzugezogen." Die Batterie lädt sich dabei immer wieder selber auf und benötigt daher eigentlich keine E-Ladesäule. Ein reines Elektroauto findet Werner Nickl aktuell noch nicht attraktiv: "Wir haben dafür die Infrastruktur noch nicht und die Fahrzeuge sind schlichtweg zu teuer."
So denken aktuell noch viele. Eine Ausnahme ist Christian Reisnecker von der C3-Marketing Agentur GmbH in Tirschenreuth. Der Geschäftsführer wohnt im Kreis Neumarkt und pendelt geschäftlich häufig zwischen seinem Wohnort, Regensburg und Tirschenreuth. Er hat sich entschieden, einen Tesla Model-S zu kaufen, und ist überzeugt von dem Elektromotor. "Ich bin kein Öko", sagt er offen. Für ihn ist der niedrigere CO2-Fußabdruck zwar ein positiver Nebeneffekt, aber der Umweltaspekt war nicht seine Triebfeder: "Ich komme aus einer Autofamilie. Mein Opa und Vater waren beide Mechaniker."
Über eine Zeitschrift wurde er auf das Fahrzeug aufmerksam. "Das hat mich fasziniert. Immer haben alle gemeint, dass Elektrofahrzeuge technisch nicht funktionieren würden, aber es geht halt doch." Sein Auto kostet neu etwa 80 000 bis 85 000 Euro.
Reisnecker wird oft mit Skepsis und Ängsten gegenüber E-Autos konfrontiert: "Vielen sind die Autos zu kostspielig und glauben, dass sie kaum Reichweite hätten." Auf Langstrecken gebe es bislang zum Tesla noch keine Alternative unter den E-Autos. "Der Hersteller nimmt eine Vorreiterrolle ein. Für Tesla gibt es alle 100 bis 150 Kilometer einen Super-Charger." In dem Auto befindet sich ein Bildschirm, der Computer zeigt an, wann die nächste Aufladestation kommt. "Richtung München befinden sich die nächsten in Wernberg, Regensburg oder Pfaffenhofen. Eine Ladung braucht da nicht länger als eine halbe Stunde", weiß der Geschäftsmann. "Das Auto kommt 300 bis 400 Kilometer bis es wieder ans Kabel muss."
Kein einziger Service
Öffentliche E-Ladesäulen sind für den 40-Jährigen wie ein Roulettespiel: "Ich nutze sie kaum. Mal funktioniert es super, manchmal aber auch gar nicht. Überall gibt es verschiedene Anbieter. Die einen benötigen eine App, die anderen brauchen spezielle Ladekarten. Außerdem muss ich immer mein eigenes Kabel mitnehmen. Das ist bei einem Super-Charger anders." Ein weiterer Nachteil: "Die Ladung dauert länger. Hier braucht mein Wagen etwa sechs bis sieben Stunden."
Inzwischen hat Reisnecker 80 000 Kilometer auf sein Fahrzeug gefahren. "Ich brauchte noch keinen einzigen Service." Der Strom ist günstiger als Benzin oder Diesel. "So spart man sich auf lange Sicht wieder viele Kosten, die ich bei einen anderen Auto habe."
In Städten versucht bereits die Privatwirtschaft für E-Lademöglichkeiten zu sorgen: "Bei Einkaufszentren, Aldi oder Ikea gibt es bereits eigene E-Parkplätze. Die sind auch noch oft frei und zentral platziert", erklärt Reisnecker. Für ihn sind die Fahrzeuge zukunftsträchtig: "Es muss von der Entwicklung weiter in diese Richtung gehen. Warum glaubt man nicht an den Fortschritt? Andere Länder wie Norwegen, China und die USA sind hier längst Vorreiter. Bei uns wird häufig ein riesen Drama daraus gemacht."
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