"Ich kann sehr zufrieden sein. Ich habe nicht damit gerechnet, über 45 Prozent zu kommen", bilanziert Tobias Reiß, der diesmal nicht Tochter Leonie mit ins Landratsamt bringt. Diese war nach seinen Aussagen bei den vergangenen zwei Landtagswahlen sein Glücksbringer. Diesmal muss sie aber noch an einer Hausarbeit feilen.
Letztendlich landet Reiß bei 47,4 Prozent der Erststimmen. Vor fünf Jahren war der Abgeordnete noch bei fast 55 Prozent. Er sei viel im Stimmkreis unterwegs gewesen. Die Stimmung gegenüber seiner Partei habe er als "neutral bis positiv" empfunden. Die Gründe für das miserable Abschneiden der CSU auf Landesebene sieht Reiß auch in der Bundespolitik. "Da kam eher Gegen- als Rückenwind." Insgesamt habe die Große Koalition verloren. Denn die Bürger würden erwarten, dass man zusammenarbeitet.
Keine Hängepartie
Mit Blick auf die Regierungsbildung spricht sich der Brander für eine bürgerliche Koalition mit den Freien Wählern aus. "Das ist das, was die Wähler wollen." Er selber könne hier "als Brückenbauer agieren". Eine Hängepartie wie nach der Bundestagswahl werde es nicht geben. Die Koalitionsverhandlungen starten schon am Mittwoch. Das Amt der parlamentarischen Geschäftsführers der CSU-Landtagsfraktion würde er gerne weiter ausüben. "Diese Aufgabe liegt mir. Ich werde mich wieder bewerben."
Eine Zusammenarbeit mit der CSU kann sich auch Landrat Wolfgang Lippert (Freie Wähler) gut vorstellen. "Das hätte Zukunft und würde auch funktionieren." Es gebe sehr wenige Themen, wo man weit auseinander liege. Dem Direktkandidaten Bernhard Schmidt bescheinigt er einen "hervorragenden Wahlkampf. Er hat sich gegen den Platzhirschen Reiß wacker geschlagen". Schließlich hat der Erbendorfer mit 14,6 Prozent das zweitbeste Ergebnis der Direktkandidaten geholt. Und damit sogar rund zwei Prozentpunkte mehr als sein Vorgänger Ely Eibisch. "Mit so einem Ergebnis habe ich nie gerechnet", kommentiert Schmidt. Seine Gruppierung sei fleißig unterwegs gewesen. "Auf jeden Fall bin ich für nächste Aufgaben bereit", blickt der Freie Wähler schon auf künftige Wahlen.
Warten bis Montag
Glücklich ist auch Anna Toman. Die Grünen-Direktkandidatin hofft am Sonntagabend noch immer darauf, über die Liste in den Landtag zu kommen. Der Grund: Im Stimmkreis Regensburg-Stadt ist sie auf der Liste auf Platz 1 notiert. Und dort liegen die Grünen bei rund 24 Prozent. "Ich denke aber nicht, dass ich es heute noch erfahre. Am Montag sind wir schlauer", sagt Toman, die im Gasthaus "Zur Fantasie" in Kemnath mit rund 10 Leuten eine kleine Wahlparty feiert. In ihrem Stimmkreis kommt die Bärnauerin auf etwas über 8 Prozent der Erststimmen. "Das war zu erwarten. Ich hatte zwar auf 10 Prozent gehofft, wusste aber, dass es sehr schwer wird."
Zu den großen Wahlverlierern zählt die SPD. Auch im Stimmkreis Tirschenreuth büßen die Genossen Stimmen ein. Direktkandidatin Jutta Deiml bleibt mit 9,99 Prozent knapp einstellig. Ihr Vorgänger Berthold Kellner holte 2013 noch über 18 Prozent. "Ich bin schon enttäuscht über das Ergebnis. Ich habe mit mehr gerechnet", erklärt die Kemnatherin, die nach den Rückzug von Friederike Sonnemann als Kandidatin eingesprungen war. Ihr hätte dadurch auch ein Vierteljahr Zeit gefehlt. "Ich habe alles versucht. Aber in Berlin und manchmal auch in München wurden Fehler gemacht", so die Kemnatherin. Auch SPD-Kreisvorsitzender Rainer Fischer bestätigt Deiml einen engagierten Wahlkampf. "Der SPD fehlt es an Vertrauen. Wir haben einen krassen Mangel an Glaubwürdigkeit", bilanziert er.
Nicht ganz zufrieden zeigt sich AfD-Direktkandidat Stefan Löw mit seinen 11 Prozent. "Ich hätte mir ein besseres Ergebnis gewünscht. Aber wir liegen im Bayernschnitt der AfD." Seine Partei habe keinen gravierenden Fehler im Wahlkampf gemacht. Seine eigene Chance, über die Liste ins Maximilianeum einzuziehen, schätzt er eher gering ein. "Ich bin nicht mehr ganz so optimistisch." Dabei verweist er auf sein durchschnittliches Ergebnis und den kleinen Stimmkreis. Zudem gibt der 28-Jährige an, dass er gerne mehr Veranstaltungen in seinem Stimmkreis abgehalten hätte, aber es sei schwer gewesen, Räume zu finden.
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