Es war schwere Kost, was die Veranstalter von "Kunst nach 3" den Gästen diesmal aufgetischt haben. Kann man den Tod von Jesus Christus am Kreuz verstehen lernen, und das auch noch ausgerechnet an einem Sonntagnachmittag? Man kann.
Sieben Sonaten
Vor dem Hintergrund, dass es sich nun einmal nicht erst dann stirbt, wenn es den Menschen gerade in den Kram passt und vor dem zweiten Hintergrund der "Europassion 2020", die in nur drei Wochen Premiere feiert, hat Organisatorin Gabi Saller gut daran getan, mit dem Sonatenwerk von Joseph Hadyn einfühlsam in die Thematik einzuführen. "Die sieben letzten Worte des Erlösers am Kreuz" hat Komponist Joseph Haydn in sieben Sonaten vertont.
Jakob Schröder wählte die Klavierversion, um diese große Komposition ins Museumsquartier zu bringen. Diplom-Religionspädagogin und Krankenhaus-Seelsorgerin Doris Mehler half den Zuhörern, mit Textbeiträgen über die letzten Worte von Jesu sowie Gedanken dazu, die nicht leichte Klaviermusik zu verstehen. Dabei ist Haydns Werk nicht etwa nur düster und traurig. Diese Musik hat in Teilbereichen etwas Melodisches in sich, manchmal könnte man sogar sagen, etwas Heiteres. So als könne der Tod auch Befreiendes freisetzen im gläubigen Menschen. "Vater, vergib' ihnen. Denn sie wissen nicht, was sie tun." Das war das erste "Wort", das Jesus am Kreuz gerufen hat. Doris Mehler erkannte in diesem Satz einen Gott als Fürsprecher für das Vergeben von Schuld, vermag der Mensch selbst diesen Schritt nicht wagen.
Zusage zu Dasein nach dem Tode
Als die große Sehnsucht des Menschen nach einem Licht aus einer anderen Welt interpretierte Mehler Jesu zweites Wort "Fürwahr, ich sage dir, heute noch wirst du mit mir im Paradies sein." Im Leiden und Sterben suchten die Menschen nach einer Zusage zu einem Dasein nach dem Tod. "Jesus gibt diese Zusage". Aber auch das Menschliche kommt in Haydns Komposition zutage. Jesus fleht seinen Vater an, "Mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Dies sei die Botschaft des letzten Weges, den jeder allein gehen müsse. Wer den Glauben habe, dürfe Gott diese Klage zumuten. Die Schwermütigste aller Sonaten war das Musikstück zu Jesu Wort "Es ist vollbracht". Dramatisch setzt Jakob Schröder das Klavier dazu ein, lässt in der Ferne schon Gewitter, Donner und Zorn, wenn auch ganz leise, aufkommen. Als habe das Unwetter längst das Kreuz erreicht, aber die Menschen wollen es nicht sehen. Dann die Übergabe des menschlichen Daseins an das "Geheimnis des Glaubens": Jesus letzte Worte lauten "In deine Hände befehle ich meinen Geist." Dann stirbt er. Was da geschehe, sei etwas ganz Großes, Heiliges, sagte Doris Mehler zum siebten und letzten Wort Jesu. In diesem Vertrauen sei Jesus gestorben. Jedoch könne man dieses Vertrauen auch im Leben anwenden.
Mächtiges Klavierspiel
Jakob Schröder beendet den äußerst tiefsinnigen Sonntagnachmittag mit der nunmehr siebten Sonate von Hadyn und dem "Schlusswort", dem der Komponist den Titel "Das Erdbeben" gegeben hat. Derart mächtig endet das Klavierspiel, dass die Zuhörer erst einmal schweigen. Es dauert einige Sekunden, bis respektvoller Applaus diesen etwas anderen "Kunst nach 3"-Nachmittag belohnt.
"Das war großartig", dankte Gabi Saller für diese äußerst gelungene Einführung in die kommenden Osterwochen und verwies auf das bald stattfindende Erlebnis "Passionsschauspiel" im Kettelerhaus.
















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