Mit der Tagung ehrte die Gesellschaft Mundartforscher Ludwig Zehetner, der vor einigen Tagen 80. Geburtstag hatte. Das Tagungsthema war gleichzeitig ein Herzensanliegen des Jubilars. Es lautete nämlich "Eine Grammatik des Bairischen". Unter den Tagungsteilnehmern waren viele Freunde, Weggefährten und ehemalige akademische Schüler und Doktoranden von Zehetner. Eine Laudatio auf den Jubilar hielt Sprachwissenschaftler Hans Ulrich Schmid aus Leipzig.
Bürgermeister Stahl verriet, dass er eine besonders "emotionale Bindung" zu Schmeller habe. "Ich bin im Bett von Schmeller geboren", so Stahl über seinen Geburtsort im "Schmellerhaus". Schmeller selbst habe dort in der Ringstraße das Licht der Welt erblickt, im jetzigen Wohnhaus von Stahl.
Bezirksheimatpfleger Tobias Appl würdigte Zehetner als "bayerischen Dialektpapst". Er habe "größte Verdienste für die Oberpfalz" erworben, denn er habe die "Vorzüge des Oberpfälzer Dialekts hervorgehoben". Er selbst kenne den Jubilar schon seit 30 Jahren, damals war er noch Schüler am Musikgymnasium der Domspatzen in Regensburg, wo Zehetner Deutsch und Englisch unterrichtete.
"Lumpi" hätten ihn die Schüler damals genannt, erinnert er sich. Von "Lumpi", der ein beliebter Hundename sei, leitete Appl ab: "A Hund iss a scho, da Zehetner". Er sprach davon, dass der Mundartforscher sich unter dem Stichwort "Hund" in seinem Wörterbuch selbst beschrieben habe - im positiven Sinne. Auch der Chefredakteur der Mittelbayerischen Zeitung, Manfred Sauerer, und Laudator Hans Ulrich Schmid würdigten die Arbeit Zehetners. Mit einem positiv gemeinten "leck mi am Orsch" bedankte sich Zehetner bei den Rednern für "alles, was gesagt wurde" - denn "besser kann man es nicht ausdrücken", freute sich der Jubilar.
Anthony R. Rowley, ein aus Großbritannien stammender Sprachwissenschaftler, der sich der Erforschung "Bairischer Dialekte" widmet und die Redaktion des "Bayerischen Wörterbuchs" leitet, referierte über die "Lexik des Bairischen", also den Wortschatz der bairischen Sprache. Johann Andreas Schmeller habe mit seinem Bayerischen Wörterbuch "deutschlandweit Maßstäbe" gesetzt.
Auch über die Publikation des "Bayerischen Wörterbuchs" sprach er. Das "umfassende wissenschaftliche Wörterbuch" soll als Werk in zwölf Bänden im Jahr 2065 abgeschlossen sein. Insgesamt 350 Korrespondenten arbeiten an dem Wörterbuch, das an Schmellers Werk anknüpft. Das Ziel sei es, die "Quellen des bayerischen Wortschatzes" aufzuzeigen, so Rowley. Auch an das Thema Digitalisierung möchten sich die Wörterbuch-Macher herantasten. "Auch eine Online-Version ist in Planung."
Rüdiger Harnisch, Sprachwissenschaftler an der Universität Passau, wartete mit einem Vortrag über die "Morphologie des Bairischen" auf. Ermenegildo Bidese aus Trient in Italien und Helmut Weiß aus Frankfurt/Main referierten in einem gemeinsamen Vortrag über "Syntax des Bairischen und Zimbrischen: Gemeinsamkeiten und Unterschiede". Zimbrisch , ein alter bairischer Dialekt, wird heute nur noch von wenigen Menschen in Lusern, einer Provinz in Trient, Oberitalien in der Region Trentino-Südtirol gesprochen und gilt als eine der "bestdokumentierten und erforschten deutschen Minderheitssprachen". Auch Schmeller bereiste das Zimberland in Norditalien, um die Gemeinsamkeiten zum "Bairischen" zu erforschen. Dialektologe Dieter Stellmacher aus Göttingen stellte das Thema "Möglichkeiten und Grenzen von Dialektwörterbüchern" vor. Er plädierte dafür, dass die Wörterbuch-Erstellung förderungswürdig werde. Er bedauerte, dass die Finanzierung von Dialektwörterbüchern schwierig sei. Zum Abschluss der Vortragsreihe gab es für alle Gäste Schmellertorte, welche die Konditorei Rieß kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Mit einer Diskussion und einem Zoiglbesuch klang die Tagung aus.
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