Tirschenreuth
01.10.2025 - 15:21 Uhr

Schriftsteller Werner Fritsch beeindruckt in Tirschenreuth sein Publikum

„Kunst um 3“ – so der Titel einer Veranstaltungsreihe im Museumsquartier Tirschenreuth am Sonntagnachmittag. Zur jüngsten Veranstaltung stand eine Lesung eines heimischen Künstlers auf dem Programm.

Werner Fritsch war im Museumsquartier Tirschenreuth zu Gast. Knapp 60 Zuhörende fanden den Weg in den „Alois-Hörmann-Saal“, um der Lesung des bei Tirschenreuth aufgewachsenen Schriftstellers lauschen. Die Verantwortlichen hatten offenbar nicht mit so vielen Leuten gerechnet: Es mussten noch weitere Stühle aufgestellt werden, damit alle Gäste einen Sitzplatz bekamen.

"Ein bisschen nervös" sei er, wollte der 65-Jährige im Gespräch mit Oberpfalz-Medien kurz vor Beginn der Lesung ein leichtes Lampenfieber nicht verhehlen. Doch das Publikum merkte davon nichts, wie sich später zeigen sollte.

Der Ankündigung zufolge hätte Fritsch aus dem Buch „Mutter Sprache“ lesen sollen. In diesem Buch geht es um Erinnerungen an das Leben auf dem Bauernhof „Hechtmühle“ – gemeint war damit sein Heimathof Hendlmühle. Weil ihm der Tod seiner Mutter Anfang Mai noch sehr nahe geht, hatte Fritsch sich für ein anderes Werk entschieden. Der Autor las aus seinem Roman „Nimrod war ein gewaltiger Jäger“, den er vor 50 Jahren geschrieben hatte.

Das Manuskript schickte Fritsch damals an Herbert Achternbusch. Der antwortete am 5. Februar 1976: „Lieber Werner Fritsch, ich finde deine Texte überraschend stark", schrieb der bekannte deutsche Schriftsteller und Filmemacher. Er schlug vor, das Werk seinem Verlag zu zeigen, "wenn ich sie dort in guten Händen wüsste".

Denn sein "Lektor des Vertrauens" sei nicht mehr dort, so die Zweifel – und ein Angebot: "Wenn du einmal mehr hast, lese ich es gern und helfe dir auch, wenn ich kann", so heißt es weiter. "Schau auf deine Provinz!", so die Aufforderung an Werner Fritsch in dem Brief. Zuletzt noch ein Hinweis, wonach "Erich von Stroheim und Jerry Lewis die Besten" seien und der Gruß: "Servus Herbert Achternbusch“.

Für den damals 15-jährigen Werner Fritsch sei die Antwort "wie eine Art Ritterschlag" und eine große Ermutigung gewesen, erzählte der Schriftsteller vor seinem Publikum in Tirschenreuth.

Werner Fritsch las auch aus seinem wohl bekanntesten Werk mit dem Titel „Cherubim“. In dem Roman voller Emotionen hat der Autor die damals vorherrschenden Erziehungsmethoden thematisiert. So erzählte er von einem Pfarrer, der ihn fragte, wie viele Götter es gebe. "Acht" – so die Antwort des kleinen Werner, worauf der Pfarrer zugeschlagen und ihn links und rechts geohrfeigt habe.

Fritsch las auch Auszüge, in denen von der schweren Arbeit in der Landwirtschaft berichtet wurde; auch von Adolf Hitler wird in den Texten gesprochen.

Später gab Werner Fritsch noch Kostproben aus seinem neuen Hörspiel preis: Der zweite Teil des Stücks „Mixing Memory & Desire", das 2023 preisgekrönt wurde, wird demnächst veröffentlicht. Darin geht es um Lebenserinnerungen des jungen Werner; dessen Erinnerungen an seine Mutter werden ebenfalls thematisiert. Dass Werner Fritsch die Zuhörer bei seiner Lesung mitzog, verdeutlichte die absolute Stille im Raum.

Zur Person:

Werner Fritsch

  • Geboren am 5. Mai 1960 in Waldsassen
  • Aufgewachsen auf der Hendlmühle bei Wondreb.
  • Schriftsteller, Dokumentarfilmer, Theaterschaffender
 
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