Im Kettelerhaus bleibt kein Stuhl leer. 650 Zuschauer wollen sich den Auftritt nicht entgehen lassen. „Die Mädchen haben das Plakat gesehen. Dann waren sie nicht mehr zum Halten“, erzählen Daniela Hoyer und Melanie Langenbach am Freitagabend. Die Mütter sind mit ihren Töchtern Elena und Sabrina hier, auch die Väter mussten mit.
Die zehnjährige Lisa Marie Schiener aus Plößberg hat außer Mama Tanja und den Schwestern Jasmin und Magdalena ihr Amanda-Stofftier dabei. Lisa Marie findet das Original natürlich viel toller. Kein Wunder: Amanda sorgt für Lacher im Zweiminuten-Takt.
„Glückskeks“ heißt das neue Programm von Sebastian Reich. Die völlig unbescheidene Amanda behauptet gleich zu Beginn, sie sei ein Star, weil sie keinen Nachnamen habe. Wie Madonna, Özi, Lady Gaga, der Bachelor oder Schweini. Amanda überlegt. „Und Jesus“, strahlt sie Reich an, der schier verzweifelt über seine „zu Fleisch gewordenen“ Puppe. Sie zanken sich, veräppeln sich und vertragen sich wieder.
Im Saal fließen nach 20 Minuten die ersten Lachtränen. Wie macht sie das nur? Amandas Freund, der Esel, darf nicht fehlen. „Den hatte ich schon vor 16 Jahren, als ich mit Bauchreden begann“, erzählt Reich.
Das grellpinke Glücksschwein ist neu und bringt allen nur Pech. Big Nic ist depressiv und muss getröstet werden. „Aaachhh“, kommen Beileidsrufe aus dem Publikum. Viel mehr "leiden" muss Andreas in der ersten Reihe. Er wird zu Amandas Zielscheibe, weil sie Single ist und ihn anschmachtet. Ein anderer Name lenkt Gott sei Dank vom Auserkorenen ab.
„Wie-Sau“, quietscht Amanda vor Vergnügen über diese Ortsbezeichnung und lässt die Wiesauer im Publikum mit Witzchen nicht mehr in Ruhe. Ein wenig Politik von der Nilpferddame muss auch sein, die in der Veitshöchheimer Fastnacht berühmt wurde. Horst Seehofers Stimme „im Orbit“ kündigt Amanda an. Und der gescheiterte Flughafen Berlin geht auf das Pechkonto des Glücksschweins.
Aber meist bleibt Amanda auf der Familienprogramm-Ebene, zankt sich mit Reich zum Beispiel ums „Googeln“. In "Wie-Sau" sagt man „gockeln“, grinst Amanda. Worauf alle gewartet haben: Die Nilpferddame will „Spezi-Fisch“ aussprechen. Sie kann's aber nicht. Reich muss wieder eingreifen. „Spezifisch heißt das“. Den „Spezi-Fisch“ gibt es wenig später am Fanartikeltisch, der gestürmt wird.
Kinder betteln um ein Amanda-Stofftier, Mütter können nicht widerstehen. Es wird gekauft, was da ist. Nach der Pause sitzen geschätzte 20 neue, kleine Amandas im Publikum. Schwein Big Nic darf ein trauriges „Pech-gehabt-im-Leben-Lied“ singen. Reich hat sich stimmtechnisch wie in Comedyqualität gesteigert.
Dann neue Action: Der Gott der Liebe fällt vom Himmel, hinter die Bühne. Kein Adonis kommt aus den Kulissen hervor. Reichs Amor ist ein witziger, alter Kerl mit zotteligem Haar, der ständig seinen Pfeil daneben schießt, weil er schlecht sieht. Er habe Adam und Eva, Modern Talking sowie Dick und Doof zusammengebracht, behauptet Amor. Amanda bittet ihn um einen Pfeil für Andreas aus der ersten Reihe. Statt endgültig die Flucht zu ergreifen, lässt dieser den nett gemeinten Spott geduldig über sich ergehen.
Richtig Glück haben Hanna und Sabrina, die für ein Selfie auf die Bühne dürfen. Tosender Applaus nach einer gut dreistündigen Show klingt stark untertrieben, „Saal-Beben“ wäre das richtige Wort.
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