Bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) stimmt die Richtung. Viele Neuaufnahmen und ein Programm für Jung und Alt lassen den Vorstand in der Jahreshauptversammlung zuversichtlich in die Zukunft blicken. Vorsitzende Marianne Scheffler eröffnete die Sitzung mit einem Gedenken an die Verstorbenen. In einem Grußwort ging Bürgermeister Franz Stahl auf die Bedeutung der ehrenamtlich Tätigen für die Stadt ein. Die Vereine seien es, welche den Ort mit Leben erfüllten. Kreisvorsitzender Thomas Döhler lobte die vielen Aktivitäten des AWO-Ortsvereins.
Vorsitzende Scheffler hob in ihrem Bericht die Neuaufnahmen hervor, die vor allem Bettina Steckermeiers Sportgruppe zu verdanken seien. "Bettina, du machst einen guten Job", so das Lob von Scheffler. Auch die monatlichen Kaffeerunden und die Ausflugsfahrten seien große Erfolge gewesen. "Die Busse waren immer voll." Heuer habe der Ortsverein zwei Beiträge zum Ferienprogramm der Stadt angeboten. Bei einem "Upcycling" seien leere Shampooflaschen zu "unsinkbaren Segelbooten" geworden, die man dann vom "Platz am See" vom Stapel ließ. Das Ehepaar Hußlein habe den Kindern bei "Spiel und Spaß im Fischhofpark" vergnügliche Stunden bereitet.
Immer öfter kommt die Frage auf, so Marianne Scheffler, was die AWO sei und welche Geschichte sie habe. Das war der Grund für ein Referat von Manfred Scheffler über die Industriegeschichte der Stadt und die Entwicklung der Arbeiterwohlfahrt. "Schon vor dem Ersten Weltkrieg war Tirschenreuth eine blühende Industriestadt mit mehreren Porzellanfabriken, Glasfabriken, Sägewerken, Textilfabriken, Kaolingruben und sogar mit Gleisanschluss", wusste er. Auch eine Arbeiterkultur mit Sportvereinen, Gesangsverein, Radfahrverein, Naturfreunden, Wandervereinen, einem Bildungsverein, einem Tanzverein und Gewerkschaftsgruppen sei entstanden.
Während und nach dem Ersten Kriege sei großes Elend im ganzen Land ausgebrochen. Im "Steckrübenwinter" 1917 seien viele Menschen sogar verhungert, Reichstagsabgeordnete Marie Juchacz habe daraufhin zusammen mit dem Reichstagspräsidenten Friedrich Ebert im Dezember 1919 die Arbeiterwohlfahrt als Selbsthilfeverband der Arbeiter gegründet. Die AWO sei bald der größte Sozialverband des Landes gewesen. "Die AWO war auch der erste karitative Verband, den die Nazis verboten und dessen Einrichtungen sie beschlagnahmt haben." Marie Juchacz sei entkommen, habe sich später an der Care-Pakete-Aktion und nach dem Krieg am Wiederaufbau der AWO beteiligt und sei auch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden. Scheffler erinnerte zudem an Leute wie Antonie Pfülf, Otto Wels und Georg Geyer, die versuchten, die Machtübernahme der Nazis zu verhindern, und an die Frauen und Männer, die in Tirschenreuth die AWO-Arbeit 1946 wieder aufgenommen haben, besonders an Otto Hirsch. Heute sei die AWO ein Teil des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, habe wieder 300 000 Mitglieder in 3500 Ortsvereinen und sei Träger von13 000 sozialen Einrichtungen.
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