"Mischt euch ein. Interessiert euch für Politik. Überlasst eure Zukunft nicht Menschen, die ihrer Verantwortung nicht gewachsen sind." Das waren die zentralen Botschaften, die Dr. Reinhard Erös für 200 Schüler der Oberstufe mitgebracht hatte, als er am Stiftland-Gymnasium über seine Arbeit in Afghanistan berichtete, während seine Frau den Sechstklässlern vom Alltagsleben der Kinder am Hindukusch erzählte.
Das Ehepaar Erös war laut Mitteilung der Schule von der Arbeitsgemeinschaft "Eine Welt" des Gymnasiums eingeladen worden, die in verschiedenen Aktionen 1000 Euro für die Kinderhilfe Afghanistan gesammelt hatte. Der Bundeswehroffizier a. D., Arzt und Politologe Dr. Erös wurde 1948 in Tirschenreuth geboren und fühle sich der Stadt noch immer verbunden. Sein persönliches Engagement gegen Leid und Ungerechtigkeit in der Welt begann vor mehr als 40 Jahren bei Mutter Theresa in Kalkutta. Es folgten Einsätze mit internationalen Hilfsorganisationen in aller Welt. Seit 1986 ist er in Afghanistan aktiv. "Man merkt es Dr. Erös an, dass er Afghanistan nicht nur kennt wie kein anderer, sondern dass er Land und Leute liebt", so die Mitteilung.
Er spannte den Bogen von der Geographie über die wechselvolle dreitausendjährige Geschichte bis zu den politischen Fehleinschätzungen der jüngsten Vergangenheit, die – so Dr. Erös – 1989 zur Niederlage der Sowjets und 2021 zum Abzug der Nato geführt hätten. Der Arzt ist sich sicher, dass das afghanische Volk niemals von einer fremden Macht besiegt werden wird: „Aufgeben gibt es nicht. Der Klügere gibt hier niemals nach.“
Dass ein ehemals weltoffenes und tolerantes Land heute wieder von religiösen Fanatikern beherrscht wird und Platz 1 unter den Flüchtlingsländern der Welt einnimmt, sei – so Erös – vom Westen mitverschuldet. Was mit Engagement, Sachkenntnis und sinnvoll eingesetzten Spendengeldern erreicht werden könne, zeige die Kinderhilfe Afghanistan, die das Ehepaar Erös 2002 gegründet hat und gemeinsam mit seinen fünf Kindern leitet. Der Bau und Betrieb von (Mädchen-)Schulen, Waisenhäusern und Universitäten sei für die Organisation auch unter den Taliban weiterhin möglich. Man müsse die Gegebenheiten vor Ort kennen und man müsse mit den Menschen reden können, so Erös.
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