(szl) Stofftaschen und Einkaufsnetze statt Plastiktüten: Diese Idee will der Strickkreis des Frauenbunds unter die Leute bringen. Denn ab 2020 soll es Geschäften verboten sein Plastiktüten an Kunden auszugeben. "Wir denken schon jetzt an den Ersatz", sagt Christa Stock. Die 61-Jährige und Rosi Mandry (52) sind mit Leib und Seele beim Frauenbund und leiten gemeinsam das Strickcafé, das jeden ersten Dienstag im Monat nachmittags bei Vorsitzender Olga Luft statt findet.
Einkaufen ohne Plastik
Seit mehreren Jahren stricken, nähen und häkeln an die 30 Frauen verschiedenste Dinge: Mützen, Socken, Topflappen oder Schürzen. Mittlerweile verselbstständigte sich das Stricken und Nähen. Wenn sich die Frauen treffen, entwickeln sie neue Ideen und tauschen sich aus. Derzeit liegen den Handarbeiterinnen die Taschen am meisten am Herzen.
Weil aktuell die Umwelt ein großes Thema ist, will der Frauenbund den Aspekt aufgreifen. Mit den gestrickten, gehäkelten, gefilzten, genähten oder geknoteten (Makramee) Taschen will der Verein die Plastik-Flut eindämmen. Die Einkaufsnetze, die in den 50ern sehr beliebt waren und die Frauenbund-Mitglieder noch von ihren Müttern kennen, fertigen sie bunt gemustert in allen Farben. Auch für die dünnen, abreißbaren Plastikbeutel an der Obst- und Gemüsetheke haben die Näherinnen eine Lösung: "Wir haben auch Taschen aus transparenten oder fast durchsichtigen Stoffen oder Obstnetze", sagt Christa Stock.
Die selbstgefertigten Teile verkauft Olga Luft im Frauenbund-Laden im Keller ihres Altstadthauses, in der ehemaligen Schneiderei ihres Schwiegervaters. Die Frauen bieten ihre Handarbeit auch bei Märkten an, wie kürzlich am Bauernmarkt. Dort kamen die selbst gefertigten Plastik-Alternativen sehr gut an. "Wir haben Kundschaft, die steuert schon zielstrebig unseren Stand an", berichten die Damen stolz. Viele der Stoffbeutel waren schnell vergriffen. Jetzt müssen die Frauen mit Hilfe des Strickkreis schnell Nachschub für den Weihnachtsmarkt herstellen. "Ich hab schon einen Rundruf gestartet", sagt Christa Stock voller Tatendrang.
"Es hängst schon viel Arbeit dran", verraten die beiden Strick-Koordinatorinnen. Sie organisieren den Laden, zeichnen die Artikel aus, packen Boxen und sortieren ein. Für den Auf- und Abbau der Marktstände oder den Transport der schweren Ständer spannen die Frauen auch mal ihre Männer ein.
Erlös für soziale Projekte
Für einen Beutel brauchen die Näherinnen mehrere Stunden. Viele Helferinnen nähen und stricken auch zu Hause fleißig für den Frauenbund-Laden. "Über der Makramee-Tasche war ich bestimmt 15 Stunden. Da muss man sich unwahrscheinlich konzentrieren", erklärt Rosi Mandry. So geht es auch Christa Stock. "Wenns mal ein feineres Muster ist, brauche ich auch länger." Die Stoffe oder Wolle erhalten die Frauen des Strickcafés entweder durch Spenden oder der Verein kauft Material. Die Arbeit machen die Vereinsmitglieder ehrenamtlich. Auch der Erlös aus dem Frauenbund-Laden und der Märkte wird an verschiedene soziale Projekte gespendet, betont Olga Luft. "Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft", sagt die Vorsitzende. Nicht nur mit den Taschen will der Verein die Menschen zum Nach- und Umdenken bringen Infokasten
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