Tirschenreuth
06.10.2019 - 14:13 Uhr

Streiten ohne Konflikte danach

Ein fünfköpfiges Filmteam aus Holzkirchen, zwei Mitarbeiter der Stiftung "Freunde" aus München, zwei Tirschenreuther Schauspieler und die Leiterin des Katholischen Kindergartens machen zusammen einen Film. Drei Tage dauert das Spektakel.

Filmen ist Knochenarbeit. Neben den Kindern sind mit auf dem Bild: Knieend links Monika Zeitler, stehend hinten von links die Schauspieler Manfred und Marianne Stangl (hinten von links), das Filmteam mit Moritz Frisch, Simon Huber, Dennis Faude, Jonas Breutel und Yannick Rouault (stehend von rechts) sowie Olivia Rinz und Heribert Holzinger von der Stiftung "Freunde" (sitzend von links). Bild: tr
Filmen ist Knochenarbeit. Neben den Kindern sind mit auf dem Bild: Knieend links Monika Zeitler, stehend hinten von links die Schauspieler Manfred und Marianne Stangl (hinten von links), das Filmteam mit Moritz Frisch, Simon Huber, Dennis Faude, Jonas Breutel und Yannick Rouault (stehend von rechts) sowie Olivia Rinz und Heribert Holzinger von der Stiftung "Freunde" (sitzend von links).

Streiten - aber richtig! So lässt sich am einfachsten zusammenfassen, was drei Tage im Kindergarten "Unsere liebe Frau" über die Bühne ging. Über die Bühne passt dabei sehr gut, weil Marianne Stangl und Manfred Grüssner vom Modernen Theater Tirschenreuth anwesend sind. Sie "streiten", was das schauspielerische Potenzial hergibt, noch dazu, weil das Ganze von einem Filmteam aufgezeichnet wird. Und dann sind da noch ganz viele Kinder und die Leiterin des Kindergartens, Monika Zeitler, die ebenfalls Rollen spielten.

Es handle sich dabei um ein Präventionsprogramm, bei dem die Lebenskompetenz für Kinder in Kindertageseinrichtungen im Vordergrund stünde, erklärt Heribert Holzinger von der Landesarbeitsstelle Bayern der Aktion Jugendschutz in München. "Kinder schauen in der Regel Konfliktbewältigungen von den Erwachsenen ab und sehen dabei sehr genau hin", sagt Holzinger. Das führe dazu, dass die meisten von uns schlechte Konfliktmuster gelernt hätten und immer grundsätzlich die anderen beschuldigten.

Aus dem Grund setze das Projekt bei den Kleinsten der Gesellschaft an, Kindern bis sechs Jahren. Diese Altersgruppe sei in der Lage, sich schnell gute Konfliktmuster anzugewöhnen, indem gelernt wird, über Gefühle zu sprechen. "Freunde" habe eine gute Methode entwickelt, wie Erzieherinnen den Kindern gute Konfliktmuster angewöhnen könnten, damit sie später einmal im echten Leben bei Streitsituationen nicht gewalttätig reagierten. Warum die Verantwortlichen gerade den Katholischen Kindergarten in der Kreisstadt für ihren Film ausgesucht haben, liegt an der Person Monika Zeitler. Die Leiterin des Kinderhauses ist seit acht Jahren selbst Trainerin der Initiative "Freunde". Das Projekt stelle eine hervorragende Möglichkeit dar, "Kinder stark zu machen, damit sie später gut durchs Leben kommen", ist sie überzeugt.

Als Trainerin unterwegs

Als Trainerin ist Monika Zeitler oft unterwegs und leitet Seminare für Erzieherinnen, die das Gelernte dann in den eigenen Einrichtungen umsetzen. Monika Zeitler kennt "Freunde" schon seit 2004. Schon bevor sie in Tirschenreuth die Leitung übernahm, hat Zeitler acht Jahre in einer "Freunde"-beeinflussten Kita gearbeitet. "Als ich in Tirschenreuth anfing, habe ich sofort gemerkt, das fehlt mir hier." Auch deshalb habe sie sich zur Trainerin fortbilden lassen und gleich danach alle Mitarbeiterinnen im Haus und in vielen Kindertagesstätten in den Landkreisen Tirschenreuth, Neustadt/WN und Schwandorf geschult.

AOK finanziert in Bayern

"In Bayern gibt es 60 ,Freunde'-Trainer, plus bundesweit mit Österreich etwa 120 " erklärt Olivia Rinz, Koordinatorin für den Freistaat. In Bayern werde das Projekt seit 2017 voll von der AOK finanziert, was wohl die hohe Traineranzahl in diesem Bundesland erkläre. Im Landkreis schulte Zeitler bereits Erzieherinnen in Bärnau, Wiesau, Großkonreuth und Kemnath. Interessenten können sich bei ihr direkt melden.

Etwa eine Woche hat die Kindergartenleiterin ihre Schützlinge auf das große Film-Ereignis vorbereitet, ihnen erklärt, dass da viele Leute kämen, mit Stativen, Licht und großen Kameras. Zeitler sagt, dass es im eigenen Haus keine massiven Konflikte mehr gebe, seit das "Freunde"-Projekt hier im Einsatz sei. Längst hätten die Kinder das Muster intus und setzten es praktisch automatisch um. Schon am Montag vergangener Woche war das junge Filmteam "Filmament" in Tirschenreuth angereist und hat das umfangreiche Equipment aufgebaut. Dienstag und Mittwoch waren dann Drehtage.

Zusammen mit der Stiftung wurde im Vorfeld überlegt, wie sich das Thema "Konflikte und Streiten und der richtige Umgang damit" umsetzen ließe. "Schützenhilfe erhielten wir auch von Helme Heine, der unsere Druckwerke illustriert und weltweit einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren ist", sagt Olivia Rinz. Alles in allem habe die Vorbereitungszeit etwa ein halbes Jahr in Anspruch genommen.

Drei Versionen

Aufnahmeleiter Dennis Faude, Regisseur Jonas Breutel und erster Kameramann Simon Huber erklären, dass der Film etwa 10 bis 15 Minuten lang werden soll und rein Schulungszwecken diene. Eine verkürzte Version soll im Netz erscheinen und ein noch kürzerer Trailer wird schließlich im Kino Werbung für das Projekt machen.

"Freunde I, Take 5 und bitte", lautet das Kommando für die neue Einstellung. Bild: tr
"Freunde I, Take 5 und bitte", lautet das Kommando für die neue Einstellung.
Dennis Faude und Jonas Breutel (von links) begutachten die ersten Ergebnisse. Bild: tr
Dennis Faude und Jonas Breutel (von links) begutachten die ersten Ergebnisse.
 
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