"Bewegt euch wie Feuer, Wasser, Luft und Erde!" Winfried Steinl aus Amberg fordert dazu auf, die vier Elemente körperlich darzustellen. Die Teilnehmer seines Theater-Workshops "Bühnen - Körper - Bilder: daraus wird Theater" sollen diese Aufgabe lösen. Das "Elemente-Spiel" ist nur ein Beispiel, das 16 Männer und Frauen beim Theaterworkshop des MTT im Kettelerhaus an Herausforderungen bekommen haben. Die Aufgabe entpuppt sich als Suche nach den persönlichen Stärken für den Bühnenauftritt.
Ziel sei die kontinuierliche Fort- und Ausbildung der Bühnenaktivisten, sagen Florian Winklmüller und Manfred Grüssner, die beiden Vorsitzenden des Modernen Theaters Tirschenreuth. Dies wolle man mindestens einmal jährlich anbieten. Mit Winfried Steinl konnten sie auch in diesem Jahr wieder einen Hochkaräter als Referenten gewinnen. Der 76-jährige Amberger hat ein Leben lang Theater gespielt. Ihm ginge es unter anderem darum, Bühnensicherheit zu vermitteln sowie mit Körper- und Bewegungsübungen Potenziale auszuloten. "Lust am Bild, am rhythmischen Verlauf von Bewegung oder am Klang sollen entstehen: Lust-Spiel", sagt Steinl.
Nicht nur loben
Der passionierte Theatermann, der in Amberg die freie Theatergruppe "Rampenfieber" und den Theater-Jugendclub des Stadttheaters Amberg leitet, ist nicht zimperlich. Er fordert die Gruppe mit MTT-Spielern und Interessierten entsprechend ihrem persönlichem Niveau, lässt aber auch dem Einzelnen Freiraum zum individuellen Üben der Darstellungsformen. Persönliche Kritik sowie Gruppenkritik gehören zu Steinls Grundprinzipen. "Man kann nicht nur loben. Es liegt in der Verantwortung des Regisseurs, seine Leute nicht lächerlich zu machen auf der Bühne vor dem Publikum", begründet er dies. Als Aufwärm-Übung wählt Steinl die unterschiedlichen, menschlichen Gangarten: Die Gruppe bewegt sich im Kreis, rollt den Fußballen ab, bleibt im "Plattfußmodus", mimt Charlie Chaplins Watschelgang. "Wer so daherkommt, hat keine Macht über andere Menschen", erklärt Steinl beim Laufen auf der Innenfußkante, was eine lächerliche Figur abgebe.
Über sich hinauswachsen
Jetzt will der Meister die "Rampensau" sehen. "Hier steht die Kamera", winkt er vor zu einem fiktiven, großem Publikum. Aus dem Pulk darf sich jeder nach vorn drängen, um wieder vom anderen verdrängt zu werden. Lustige Rangeleien lockern den ernsthaften Arbeitshintergrund auf. Nun wird's schwieriger. Steinl fordert dazu auf, sechs Energiestufen von "lustlos" bis "explodiert" bühnenreif umzusetzen. Der Versuch, über den eigenen Charakter hinaus menschliche Regungen impulsiv und realistisch nachzuahmen, gelingt allen, Steinl ist zufrieden.
Nach der Theorie über die "Essentials der Schauspielkunst" teilt Steinl Texte aus: kurze Szenen, längere Passagen aus berühmten Theatern sowie Gedichte. Episoden wie eine Begegnung mit einem alten Freund oder ein verpatztes Mittagessen werden als teils humorvolle Mini-Sketche umgesetzt. Die Theaterszenen sowie die Gedichte erfordern Konzentration, Kreativität und Teamwork. In Gruppen aufgeteilt liefern die Laienspieler - nach manchem Schweißtropfen und ersten Lampenfieber-Erscheinungen - dennoch den Beweis, dass in kurzer Zeit echtes Theater entstehen kann. Sieben Stunden Workshop sind wie im Flug vergangen.
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