Die Überraschung bei den Rehkitzrettern war groß, als sie am Samstag in der Morgendämmerung auf einer Wiese bei der Suche nach Rehkitzen einen Albino fanden. Das kleine, weiße Rehlein hatte sich tief ins hohe Gras geduckt, so dass es trotz dem hellweißen Fell kaum zu sehen war. Die Drohne, die im Einsatz war, erspähte das Junge trotzdem. "Gott sei Dank", sagt Annette Gleißner.
Die Zweite Vorsitzende des ins Register eingetragenen Vereins "Kitzrettung TIR" aus Friedenfels war sehr berührt von diesem emotionalen Erlebnis. "Das Kitz schaut aus wie eine kleine Elfe", berichtet das Rettungsteam, das am Samstagmorgen im Einsatz war. Dem Kitz gehe es gut, die Mutter habe es sofort wieder abgeholt, nachdem die Wiese gemäht war und das Junge wieder in die Freiheit entlassen werden konnte. Annette Gleißner hofft nun sehr, dass das helle Fell dem Tier, das im Norden des Landkreises entdeckt worden ist, nicht anderweitig zum Verhängnis wird. Den genauen Fundort hält der Verein geheim, da er Angst hat, dass Fotografen und andere Interessierte das Gelände dann aufsuchen und das Wild beunruhigen könnten.
Albino-Rehe sehr selten
Denn Albino-Rehe sind sehr selten. Fachleute schätzen, dass nur etwa jedes 100. Kitz mit weißem Fell auf die Welt kommt. Auch der Stellvertretende Dienststellenleiter des Forstbetriebs der Bayerischen Staatsforsten Waldsassen, Florian Fischer, hat selbst noch nie in freier Wildbahn ein Albino-Reh gesehen. "Aber wir haben immer einmal wieder welche auf unseren Wildkameras", berichtet er. Dabei seien große, ausgewachsene Tiere mit hellem Fell zu sehen. Es gebe leider keine Statistik, die weiße Rehe in der Region erfasse, bedauert er. Deshalb könne er auch nicht sagen, wie viele dieser seltenen Tiere in den Wäldern der Region leben.
Aufgrund ihrer weithin sichtbaren weißen Fellfärbung seien die Tiere natürlich besonders gefährdet und stärker der Gefahr ausgesetzt, von Fressfeinden erbeutet zu werden, als ihre braunen Artgenossen, erklärt der Forstmann und Jäger. Bei den Albinos, klärt Fischer auf, handele es sich um einen Gendefekt. Dieser werde nicht vererbt. "Er ist eine Laune der Natur." Die Nachkommen dieser Tiere seien dann wieder mit normalem Fell ausgestattet.
Seit dem Start der Rettungsaktionen vor gut vier Wochen hat der Verein "Rehkitzrettung TIR" bereits über 800 Hektar Wiesen und Felder mit Drohnen abgeflogen. Gut 90 Rehe konnten nach Angaben des Vereins von den ehrenamtlichen Kitzrettungs-Teams mit den Drohnen aufgespürt und vor der Mahd aus den Wiesen geholt werden. Als Mithelfer im Einsatz sind bei diesen Rettungsaktionen auch Landwirte und die Jagdpächter. Bei den Landwirten, und das nennt Annette Gleißner vorbildlich, würden mittlerweile ganze Familien mit Kind und Kegel mithelfen.
Mahd schnell erledigen
Der Verein, der 2019 gegründet worden ist, arbeite eng mit den Kitzrettern aus den Landkreisen Neustadt/Waldnaab und Amberg-Sulzbach sowie der Stadt Weiden zusammen. Wichtig sei, dass die Mahd zeitnah sofort nach Rausholen der Kitze aus den Wiesen stattfinde, da die Tiere sonst zurückkehren könnten, betonten die Helfer.
Die Arbeit der Kitzretter ist übrigens in diesem Jahr noch längst nicht abgeschlossen. Aufgrund des kalten, nassen Frühjahrs hätten viele Geißen ihre Kitze noch gar nicht zur Welt gebracht, berichten sie. Deshalb wollen die Kitzretter auch bei der zweiten Mahd helfen, den Nachwuchs von Rehen zu sichern. Sie bitten alle Betroffenen, sich unbedingt vor dem zweiten Schnitt noch einmal zu melden. Infos gibt es per Telefon unter den Nummern 01 52 58 41 17 29 oder 0174 5 436 216. Auch weitere Helfer sind willkommen. Wer den Verein finanziell unterstützen möchte, kann dies über das Konto bei der Volksbank-Raiffeisenbank Nordoberpfalz, IBAN DE 09 7539 0000 0000 3902 08, tun.
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