Tirschenreuth
02.11.2025 - 09:54 Uhr

Tirschenreuths Weg zur Windkraft: Grüne diskutieren mit Landrat

Trifft Windenergie auf Akzeptanz in Tirschenreuth? Eins ist sicher: Das Treffen im Landratsamt kurbelte die Diskussion an. Zukünftig könnten mehr Bürger-Windräder entstehen, gleichzeitig spürt man Widerstand aus der Bevölkerung.

Gäste hatte der Tirschenreuther Landrat Roland Grillmeier im Landratsamt, ihn besuchten die beiden Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig und Laura Weber, Grünen-Kreistagsfraktionssprecher Josef Schmidt, sowie der Projektplaner für Erneuerbare Energien Bernhard Schmidt. Thema des Gesprächs war, „Erneuerbare Energien im Landkreis Tirschenreuth“. Landrat Grillmeier sieht durchaus eine Chance für weitere Windräder im Landkreis, mahnte aber dringend weitere Beteiligungsmodelle an, ohne sie gehe es nicht, sagt er.

Bisher 12 Anlagen

„In letzter Zeit gab es viel Negatives zum Thema Windkraft, wir wollen wieder mehr das Pro zur Windkraft in den Fokus stellen“, so eröffnete Fraktionssprecher Josef Schmidt das Gespräch. „Wir arbeiten als Demokraten an Problemen, dies zeichnet uns im Landkreis Tirschenreuth aus“, sagte Schmidt, der Landrat Roland Grillmeier ausdrücklich für seine Arbeit dankte. Grillmeier stellte zunächst die Situation im Landkreis vor. „Bislang gibt es im Landkreis 12 Windkraftanlagen, vier befinden sich im Genehmigungsverfahren, fünf weitere sind in Planung, oder werden derzeit beklagt.“

Grillmeier setzte sich dafür ein, "energieoffen" zu arbeiten. Nach seinen Worten beträgt im Landkreis der Biogasanteil am Strom derzeit 35 Prozent, Photovoltaik 20 Prozent und Windkraft 10 Prozent. Aktuell gibt es große Diskussionen um Windräder am Teichelberg mit den Gemeinden Wiesau, Fuchsmühl und Pechbrunn. Grillmeier wusste von großen Widerständen seitens der Bevölkerung. Als großes Thema nannte er die Speicherung von Strom.

Geschäftsleiter Thomas Weiß (Markt Wiesau) sagte: „Wir drei Gemeinden haben uns auf den Weg gemacht, neue Windräder am Schnittpunkt der drei Kommunen zu errichten. Wir können die 1000 Meter Entfernung von der Wohnbebauung einhalten. Wir wollen Windräder konzentriert an einem Punkt haben und nicht verspargelt irgendwo in der Landschaft“. Weiter sagte Weiß: „Wir wollen Windräder gemeinsam mit dem Bürger auf den Weg bringen. Wir müssen Strom erzeugen und auf den Weg bringen, weil die es in den Großstädten nicht können“.

Strom in Städte verkaufen

Landtagsabgeordnete Laura Weber aus Weiden, machte deutlich, dass sich an der Energiewende alle beteiligen müssen. Etwas überrascht zeigte sie sich, dass mögliche Flächen für Windenergie im Landkreis so stark zurückgegangen sind. Ihr Parlamentskollege Martin Stümpfig, Sprecher für Energie und Klimaschutz im Bayerischen Landtag, bezeichnete Bürger-Windräder als "die Zukunft". "Wichtig ist es, die Menschen auf diesem Weg mitzunehmen.“ Der gebürtige Feuchtwanger machte deutlich, dass in seiner Heimat der Strom nach Nürnberg verkauft wird. „Dann sollen die auch gscheit bezahlen“, sagt er über die Abnehmer in der Großstadt. Für den energiepolitischen Sprecher war klar, „dass Windkraftanlagen die Landschaft verändern. Aber ich kann ruhigen Gewissens von einer sauberen Energie sprechen“.

Dem Landkreis Tirschenreuth machte er Mut, dass der Regionalplan zur Ausweitung der Windenergie auch genehmigt wird. „Aus Erfahrung weiß ich, sobald Windräder stehen, gibt es kaum noch Widerstände. Ich hoffe, ihr seid auf einem guten Weg“, sagte Stümpfig. Windkraftplaner Bernhard Schmidt (Erbendorf) outete sich als Unterstützer der Energiewende. „Früher haben wir Kartoffel vom Land aus in die Stadt verkauft, heute eben den Strom“ und sprach von einem Mehrwert für alle. Zum Thema Windkraftanlagen und Infraschall, sagt Schmidt: „Jeder Kühlschrank macht mehr Infraschall als ein Windrad“ und bedauerte, dass die Stromnetze immer mehr in privater, statt staatlicher Hand sind.

Weiter ärgert er sich, dass in Sachen Speichern von Strom nichts vorwärtsgeht und forderte die Politik zum Handeln auf. „Die Chinesen sind uns da in Sachen Technik mindestens 30 Jahre voraus“, behauptete Schmidt. Abschließend nannte er es wichtig, immer die Bürger auf dem Weg mitzunehmen. Laura Weber nannte es ein Unding, „dass wir immer noch im Jahr rund 80 Milliarden Euro für fossile Energien ausgeben, aber nur rund 40 Milliarden Euro für erneuerbare Energie“. Thomas Weiß räumte ein, es sei schwierig, die Bürger immer mitzunehmen. „Zu unseren Infoversammlungen kommen die Menschen mit vorgefertigten Meinungen, von denen sie nicht abrücken, sie lassen sich nicht überzeugen.“

Fazit des Gesprächs: Es gibt weiter viel zu tun, die Menschen von der Windkraft zu überzeugen, so wie es die Mehrheit der Politik eigentlich auch will. Klar ist auch, die Grünen sehen im Ausbau der Windenergie mehr Chancen als Risiken.

 
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