"Nachhaltigkeit auf Oberpfälzer Art" nennt Thomas Auerbach, Chef des Hotels Wolfringmühle (Fensterbach im Landkreis Schwandorf), sein Konzept. Das bedeutet: Er strebt "Wirtschaftlichkeit im Einklang mit der Natur" an. Bis Ende 2025 will er den gesamten Energiebedarf des Hotels komplett selbst "grün" zu erzeugen – momentan ist sein Hotel schon zu fast 70 Prozent energieautark.
Auerbach leitet einen von vier Oberpfälzer Vorzeige-Betrieben, die beim Tourismustag Oberpfälzer Wald ihren Ansatz für mehr Nachhaltigkeit präsentieren. Es ist der erste Tourismustag, der nach der Corona-Pandemie wieder in Präsenz stattfindet – umso reger tauschen sich die Tourismusanbieter und -betriebe hier im Tirschenreuther Kettelerhaus am Dienstag aus.
Nachhaltiges Heizen und Duschen
Thomas Auerbach profitiert, wie er berichtet, inzwischen nicht nur finanziell – unter anderem mit einer Photovoltaik-Anlage, einem eigenen Blockheizkraftwerk und Duschbrausen, die weniger Wasser verbrauchen –, sondern hat so auch sein Image aufpoliert: "Auf dem Weg zur Energiefreundlichkeit haben wir etliche neue, junge Mitarbeiter und auch neue Gäste an Bord geholt", berichtet Auerbach.
Marlene Dorbach berichtet dagegen von einer Unterkunft im Entstehen: den vier Ferienhäusern im Naturdorf Bärnau (Landkreis Tirschenreuth), die die Bauleiterin eine "kleine Revolution in der Baubranche" nennt. Gebaut werden moderne Häuser mit ausschließlich natürlichen Baustoffen. Seit Januar steht der erste Rohbau. Der Kern der Idee: kreislaufgerechtes Bauen mit Materialien aus der Region. So stammt der Granit für die Sockel der Häuser aus Flossenbürg, die Sprossenfenster, die gerade vorbereitet werden, sind aus regionalem Holz, das Fensterglas beziehen sie aus der Glashütte Lamberts in Waldsassen. "Es ist experimentell – aber es funktioniert", sagt Bauleiterin Dorbach. "Wir wollen damit zur Bauwende beitragen und altes Handwerk stärken."
Von der Brauerei in den Hofladen
Während in Bärnau gebaut wird wie vor 100 Jahren, brauen Lino und Arne Molter wie vor 100 Jahren: in ihrer Brauerei in Irchenrieth (Landkreis Neustadt/WN). Sie nutzen Sonnenenergie und Holz aus der Region für die Herstellung ihrer klassischen Biere, das Wasser, das bei der Herstellung verbraucht wird, wird rückgeführt. "Wir setzen nicht nur auf regionale Partner, sondern wollen auch die Art und Weise des handwerklichen Bierbrauens, wie es außer uns deutschlandweit keiner mehr tut, erhalten."
Ihr Bier findet sich unter anderem im Laden von Philipp Kaufmann. Er hat mit seiner Idee vom Hofladen Weiden nicht nur eine Plattform für Direktvermarkter wie die Molters geschaffen, sondern schafft Nachhaltigkeit, wie er berichtet auch durch kurze Transportwege und die Förderung der regionalen Wirtschaft. Kaufmann, ehemaliger Geschäftsführer des Weidener City-Centers, hat den Hofladen – ursprünglich entstanden aus einer Idee während der Corona-Pandemie – im vergangenen Jahr auf ganz neue Beine gestellt. Nun ergänzen Pop-up-Store und bald auch eine "Hofladen-Küche" das Angebot. Er betont, was auch für Hotelchef Auerbach essenziell ist: "Nachhaltigkeit ist im ländlichen Raum nur dann möglich, wenn es sich auch wirtschaftlich rechnet." Für ihn geht die Rechnung bislang auf.
Tourismus im Oberpfälzer Wald
- Tourismusgemeinschaft Oberpfälzer Wald: Dazu gehören die Landkreise Tirschenreuth, Neustadt/WN, Schwandorf sowie die Stadt Weiden. Sie ist Teil des Tourismusverbandes Ostbayern.
- Wieder erholt? Im Vergleich zu Zahlen aus dem Jahr 2019 waren die Übernachtungen 2022 im Oberpfälzer Wald nahezu wieder auf Vor-Corona-Niveau
- Übernachtungen: Konkret liegen die Übernachtungen in der Tourismusregion im Vergleich zu 2019 noch 5,9 Prozent im Minus. Zum Vergleich: Bayern -8,6 Prozent; Ostbayern -12,03 Prozent
- Verweildauer: Touristen sind im Jahr 2022 im Schnitt 2,9 Tage in der Region geblieben. Zum Vergleich: 3,3 Tage verweilten sie in Ostbayern im Schnitt, 3,1 Tage bayernweit
- Studie "Wirtschaftsfaktor Tourismus im Oberpfälzer Wald": Wertschöpfung für die Region aus Übernachtungstourismus: 113,10 Euro pro Tag und Person - das ergäbe für 2022 eine Wertschöpfung von 120,4 Millionen Euro (Studie vom Institut dwif, 2019)
- Top 5 in Deutschland: Im Sommer 2022 war der Oberpfälzer Wald im Destinationsranking des dwif auf Platz 5 der deutschen Reiseziele (Auswertung auf Basis einer dreijährigen Analyse mit Daten zu u.a. Auslastung und Marktanteilen)

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.