Gut 200 Frauen folgten am Samstag der Einladung zum ökumenischen Frühstück in die Mehrzweckhalle des Stiftland Gymnasiums. Aus dem 14-köpfigen Organisationsteam begrüßte Moderatorin Dagmar Franz die Gäste. Als kleines Überraschungsgeschenk gab es diesmal einen Faschingskrapfen. Noch mehr überrascht wurden die Anwesenden von der Biografie von Maria von Wedemeyers, der Verlobten des im KZ Flossenbürg ermordeten Pastors Dietrich Bonhoeffer.
Sechs Frauen aus dem Evangelischen Dekanats-Frauenteam Weiden übernahmen die Aufgabe, über die bisher eher unbekannte Frau zu referieren. Auslöser für ihrem Vortrag sei der 70. Todestag Bonhoeffers im Jahr 2015 gewesen. Grundlage der Lebensgeschichte sind Überlieferungen sowie vor allem Maria von Wedemeyers Liebesbriefe an Bonhoeffer. Die Briefe - auch ins Gefängnis - seien in Deutschland erst seit 1992 bekannt und werden seither als große Sensation vorgestellt.
Die Biografie der erstaunlichen Frau beginnt 1924 in Pätzig im Landkreis Königsberg in der Neumark, wo Maria als Tochter einer Gutsherrenfamilie geboren wurde. Den 18 Jahre älteren Bonhoeffer lernte sie durch ihren Bruder kennen, der bei dem Pastor Konfirmationsunterricht hatte. Die 18- Jährige verliebt sich in den Theologen, gegen den Willen ihrer Mutter. Die Familie habe die Verlobung zwar akzeptiert, wissen die Referentinnen. Zur Heirat ist es nie gekommen. 1943 - im Jahr der geplanten Hochzeit - wurde Bonhoeffer verhaftet.
Anschaulich wurde die Biografie mit Szenen aus dem Film "Bonhoeffer - Die letzte Stufe" von Eric Till mit Hauptdarsteller Ulrich Tukur und Johanna Klante untermalt. Die Geschichte der tragischen Liebe fesselte das Publikum. Wie Maria von Wedemeyers Briefe verdeutlichen, hatte die Tochter einer reichen Familie sehr romantische Vorstellungen von ihrem Leben. In ihren Zeilen an den Verlobten im Gefängnis plante sie die Hochzeit im August 1943 auf den Gutshof der Eltern - ohne einen Gedanken daran, Bonhoeffer könne nicht zurückkehren. Maria hielt so sehr an der Liebe zu Bonhoeffer fest, sie soll ihm sogar bis ins KZ nachgereist sein. Tieftraurig soll die junge Frau zu ihrer Familie zurückgekehrt sein, weil sie ihren Verlobten dort nicht antraf. Nur wenig später wurde Dietrich Bonhoeffer in Flossenbürg zum Tode am Galgen verurteilt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte Maria von Wedemeyer nach Amerika. Sie studierte Mathematik, machte Karriere als Informatikerin und wurde die erste Fachfrau für Computertechnik in Amerika. Von Wedemeyer hat sich zweimal verheiratet und wieder scheiden lassen. Aus erster Ehe stammen zwei Söhne. 1977 erlag sie mit 53 Jahren ihrer Krebserkrankung.
Nicht fehlen durfte nach dem Vortrag Bonhoeffers berühmtes Lied "Von guten Mächten wunderbar geborgen", begleitet von Thomas Franz am Keyboard. Pfarrerin Nadine Schneider aus Krummennaab spendete den Frauen zum Abschluss Gottes Segen. "Ein unerschütterlicher Glaube kann Menschen in schweren Zeiten Mut machen", sagte Schneider. Das Buch "Brautbriefe Zelle 92" über Maria von Wedemeyer gab es dann am Bücherstand zu kaufen.
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