Das dezente Rosa an der Decke ist gewichen, bestehen blieben edles Gold, dazu Ornamente und Stuck. Mittlerweile lässt sich der frühere Glanz in dem repräsentativen großen Rathaussaal in der zweiten Etage im Rathaus von Tirschenreuth erkennen. Seit Ende 2020 wird der Raum aufwendig saniert. Mit der Freilegung der Decke im Frühjahr 2021 wurde eine bedeutende Etappe der Sanierung vermeldet. Doch bis der alte Glanz wieder hergestellt ist, dauert es länger als angenommen. Für die Erneuerung des Saals war eine Bauzeit von einem Jahr angesetzt. Doch auch nach zwei Jahren Sanierung finden noch immer keine Trauungen im großen Rathaussaal statt.
Monatelange Kleinstarbeit
"Ich hätte nicht gedacht, dass es so ein Mammutprojekt wird", sagt auch Bürgermeister Franz Stahl. Unter den funktionellen Gipsplatten tauchte eine bemalte Putzdecke auf, mit Ornamenten mit dekorativen Mustern, großen Stuckkreisen um Öffnungen für die ursprüngliche Gasbeleuchtung sowie einfassenden Stuckleisten an den Seiten. Allerdings verdeutlichte der Befund auch massive Schäden an der Decke. Grob sind Löcher für später angebrachte Lampen und Kabel eingeschlagen worden, um wohl in den 1960er und 1970er Jahren den Raum in die Neuzeit zu transportieren.
Zudem entsprach die Optik der freigelegten Decke nicht der ersten Fassung nach dem Stadtbrand 1814. Nur an einigen Stellen waren Teile der ersten Bemalung mit Abschnitten in Rosa und Blau aufgetaucht. Der schlechte Zustand ließ den Erhalt nicht mehr zu. Die Stadt entschied sich mit den Restauratoren und nach Absprache mit dem Landesamt für Denkmalschutz, für die Sanierung die zweite Fassung um 1900 als Vorbild zu nehmen.
Im vergangenen Jahr wurden dann in Kleinstarbeit die historischen Deckenmalereien weitgehend wieder hergestellt. Über drei Monate waren die Restauratoren mit der Erneuerung beschäftigt. Später soll eine dezente Beleuchtung, rings um die Rosetten, die Stuckdecken und Fresken in Szene setzen.
Engpässe bei Material und Firmen
Auch die Balken, auf denen die Bodendielen auflagen, waren schlimmer beschädigt, als angenommen. Der Holzfußboden selbst stammt wohl noch aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Stadtbrand, die Bohlen waren gut erhalten. Die Eichendielen wurden sichergestellt und aufgearbeitet. Mittlerweile liegen sie schon wieder an ihrem angestammten Platz. Demnächst soll der Holzboden noch mit einer Lauge eingelassen werden. Einzige Neuheit was den Fußboden betrifft: Die Stufe ist verschwunden, alles ist nun auf einer Ebene.
Ebenfalls wurden Trockenbau- und Elektroarbeiten bereits erledigt. Zudem sind nun auch alle Fenster ausgetauscht. Auch die Sanitäranlagen im zweiten Obergeschoss wurden bereits entkernt. Dort entstehen ein Stuhllager sowie eine kleine Teeküche. Hier müssen die Wände noch verputzt werden.
Alle Maßnahmen wurden mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgesprochen, betont Stahl. Die Stadt erhielt gute Ratschläge und Empfehlungen, die die Sanierung zwar teurer machten, aber dem Rathaussaal zu seinem früheren Glanz verhelfen. Zu der aufwendigen Erneuerung kamen Lieferengpässe. "Wir hatten einige Materialprobleme", bedauert Stahl. Außerdem sei es gar nicht so einfach gewesen, Unternehmen für die Spezialaufträge zu finden.
Neuer Anstrich an der Fassade
Im Frühjahr 2023 soll die Sanierung im großen Rathaussaal abgeschlossen sein. Dann sollen im lange ungenutzten Raum standesamtliche Trauungen stattfinden können. Zu dem historischen Tisch und den etwa zehn erhaltenen Stühlen wird noch passendes Mobiliar bestellt. Der dunkelgrüne historische Kachelofen sowie ein kleiner Flügel sollen als besonderer Hingucker einen Platz im künftigen Trausaal finden. Bis zu 100 Personen haben dort Platz. Bis Ende 2023 dann auch das Rathaus II fertiggestellt ist, werden vorübergehend Stadtratssitzungen im historischen Saal stattfinden, kündigt der Bürgermeister eine Zwischenlösung an.
In den nächsten Monaten wird dann auch der Saal im ersten Obergeschoss des Rathauses angepackt und zum Besprechungszimmer umgebaut. Bis der Erweiterungsbau des Rathauses II fertig ist, soll auch das historische Rathaus an der Fassade einen neuen Anstrich bekommen, verrät Stahl.
Zwei Rathaussäle im Umbau
- Rathaussaal: lange ungenutzt; Umbau und Sanierung zum Trauzimmer
- Sitzungszimmer: Umbau zum Besprechungsraum
- Kosten: 1,5 Millionen Euro für beide Säle
- Förderung: 530.000 Euro
- Baustart: Ende 2020
- Fertigstellung: Frühjahr 2023
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