Mit imposanten, aber zugleich nachdenklich machenden Zahlen wartete Geschäftsführer Harald Gresik in der Tagung des VdK-Kreisverbandes Tirschenreuth-Kemnath am Samstag im Kettelerhaus auf. Nach seinen Worten wurden im vergangenen Jahr 644 000 Euro für die Mitglieder vor Gericht erstritten. Dies unterstreiche die hohe Kompetenz des VdK in sozialen Fragen, zeige aber auch, dass es bei den Bescheiden oft Fehler gebe.
Alle Ortsverbände waren - zur Freude von Kreisvorsitzendem Georg Brand - vertreten. Kreisgeschäftsführer Harald Gresik verwies darauf, dass der VdK ein umfangreiches Serviceangebot anbiete, der Verband berate, betreue und vertrete Mitglieder bei sozialen Fragen, sei dabei jedoch parteipolitisch und kirchlich neutral. 2018 habe es auf Kreisebene 5775 Beratungsgespräche gegeben, was eine enorme Steigerung von mehr als 1300 Gesprächen im Vergleich zu 2017 sei. 787 Anträge seien gestellt, 69 Prozent davon erfolgreich beschieden worden. Gresik: "33 Prozent der 265 gestellten Widersprüche endeten positiv."
Ferner seien im vergangenen Jahr 83 Klagen vor Gericht eingereicht worden. Gresik: "52 Prozent der Klagen brachten einen positiven Ausgang für unsere Mitglieder. Das ist traurig für unser Sozialsystem". Dass der VdK und seine 20 Ortsverbände sehr engagiert sind, verdeutliche auch die Tatsache, dass im vergangenen Jahr 75 Berichte über den Sozialverband im "Neuen Tag" erschienen seien.
Erfreulich ist für den Kreisverband auch die Mitgliederentwicklung. Nach 443 Neuaufnahmen hat der Kreisverband 5759 Mitglieder. Der mitgliederstärkste Ortsverband ist der in Wiesau mit 677 Mitgliedern, gefolgt von Mitterteich mit 562 Mitgliedern. 7,93 Prozent der Landkreisbevölkerung gehöre somit dem VdK an, oberpfalzweit sei dies der höchste Anteil, informierte Gresik. Die eifrigsten Mitgliederwerber waren Anita Weber (Immenreuth) und Lorenz Haberkorn (Konnersreuth).
Gresik teilte ferner mit, dass der VdK mit dem BRK zwei weitere Kooperationen eingegangen sei: auf Landesebene mit dem Hausnotruf, zum anderen mit der Einrichtung "Leben Plus". Abschließend informierte Gresik, dass die letztjährige Hilfsaktion "Helft Wunden heilen" 12 259 Euro erbracht habe. Kreiskassier Franz Memminger gab einen Einblick in die Finanzen des VdK-Kreisverbandes.
In einem Grußwort betonte Bürgermeister Franz Stahl, dass der VdK im Sozialbereich eine sehr wichtige Rolle einnehme. "Ich sage Dankeschön dafür, dass sie sich für die Menschen engagieren". Dies mache auch die Stadt Tirschenreuth mit ihren verschiedenen Netzwerkpartnern, wie beispielsweise "Leben plus". Bezirksrat Toni Dutz verwies in seinem Grußwort darauf, dass die aktuelle Debatte um die Bienen das Thema Rente verdrängt habe. Er könne Vieles in der hohen Politik nicht mehr verstehen. Es gebe zum Teil viele gute Vorschläge auf allen Seiten, die aber jeweils prompt vom politischen Gegner abgelehnt würden. "Dies führt zur Politikverdrossenheit", so Dutz, der betonte, dass er sehr stolz auf den VdK sei, nicht nur, weil die Kreis-Geschäftsstelle in Wiesau stehe, "sondern wegen der Menschlichkeit".
Bezirks- und Kreisrätin Brigitte Scharf, die auch die Grüße des verhinderten Landrats Wolfgang Lippert überbrachte, meinte, dass ohne den VdK vieles böse aussähe. Der Sozialverband biete ein breites Beratungsangebot, das immer umfangreicher werde. "Ich bin stolz, das ich hier mit dabei bin". Für den verhinderten VdK-Landesgeschäftsführer Michael Pausder sprang sie kurzfristig als Referentin zum Thema "Gerechtigkeit" ein. Dabei ging sie unter anderem auf das Erwerbsminderungsgesetz ein, das seit dem 1. Januar gelte. "Alle Frauen, die Kinder groß gezogen haben, bekommen jetzt mehr Geld, aber es ist immer noch viel zu wenig." Dies unterstrich sie mit Beispielen. Wenn bei einigen dadurch die Rente gestiegen sei, werde dies jedoch alles wieder weggenommen, weil dadurch andere Vergünstigungen gestrichen worden seien. Unter dem Strich komme oft weniger heraus. "Ein Unding", so Scharf. Sie forderte in diesem Zusammenhang die Einführung eines Freibetrags.
Zudem kritisierte die Erbendorferin den enormen Verwaltungsaufwand, der oft wegen vier, fünf Euro betrieben werde. Ihr Appell: "Denkt mehr an die Ärmsten unter den Armen. Die Frauen sollten viel mehr auf die Barrikaden gehen." Scharf forderte mehr Gerechtigkeit. Alle sollten in die Rentenkasse einzahlen, auch die Beamten und die Politiker, ähnlich wie in Österreich, dort gebe es wesentlich höhere Renten als bei uns.
Allerdings verhehlte sie nicht, dass in Österreich der Beitragssatz bei 23 Prozent liege, in Deutschland bei etwas über 18 Prozent. Sie forderte höhere Löhne, "denn diese bedeuten auch höhere Renten". Scharf forderte die Einführung einer Grundrente, oder einer "Respektrente", wie sie es nannte. Scharf weiter: "Wir müssen weg von der Altersarmut", die Grundrente sei dazu ein Mittel. Für die Einführung der Grundrente regte sie sogar eine Unterschriftenaktion an. Finanziert könne dies alles werden durch die Wiedereinführung der Vermögenssteuer und durch die Erhöhung des Spitzensteuersatzes.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.